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Der heile Alltag ist wieder da. BSE scheint es nicht mehr zu geben. Fleischindustrie und Metzgerhandwerk freuen sich. Selbst konventionelles Rindfleisch wird wieder fleißig gekauft. Und Hühnchen oder Pute galten sowieso bei der Allgemeinheit für gesundheitlich unbedenklich, was zu Anfang der deutschen BSE-Krise zu steil ansteigenden Umsätzen von Geflügelfleisch führte. Doch war und ist der Verzehr von konventionellem Hühner- oder Putenfleisch wirklich unbedenklich? Die Forschung jedenfalls gab dem gleichfalls jahrzehntelang mit Tiermehl und anderen industriellen Abfällen gefütterten Geflügel keine Bescheinigung für BSE-Unbedenklichkeit. So warnte bereits 1996 das Nationale Gesundheitsinstitut der USA davor, daß sich BSE auch in Geflügel ausbreiten und von dort auf den Menschen übertragen werden könne. Zwar sei es bisher nicht möglich gewesen, die BSE-Erkrankung bei Hühnern oder Puten zu diagnostizieren. Doch dies könne schlicht an einer zu langen Inkubationszeit liegen: Was nichts anderes bedeutet, als daß das Geflügel eben früher geschlachtet wird, ehe die Gehirnerkrankung ausbrechen kann und ehe die Erreger in ausreichender Menge für einen Nachweis mit heutigen BSE-Tests vorhanden sind. Frühe Schlachtung - lange Inkubationszeit Schließlich warnten Forscher November 2000 abermals, daß Geflügel - wie auch andere Tierarten - mit Erregern, die BSE oder ähnliche Erkrankungen auslösen, infiziert sein können, ohne daran zu erkranken. Diese infizierten Hühner oder andere Tierarten könnten aber dennoch Infektionen wie BSE auf den Menschen übertragen, wenn sie den Erreger beispielsweise durch verseuchtes Futter in den Körper aufgenommen haben. So gesehen war es Dezember 2000 sinnvoll und allerhöchste Zeit gewesen, die Verfütterung von Tiermehl auch an Schweine und Geflügel in Deutschland und EU-weit zu verbieten. Dioxin im Futter Doch Tiermehl ist nur ein bedenklicher Bestandteil der Futtermittel. Die Gefahr, daß die Industrie weiterhin aus Kostengründen irgendwelche fragwürdige Abfälle zur Herstellung des Mischfutters einsetzt, ist nicht gebannt. Die Skandale der jüngeren Vergangenheit mit der Verfütterung von Klärschlamm, von mit Dioxin verseuchten Abfällen aus der Orangensaftindustrie oder dem Zusatz von extrem Dioxin haltigem Kalk im Hühnerfutter sind nur die Spitze eines Eisbergs und hatten obendrein kaum rechtliche Folgen für die seit Jahren globalisierte Futtermittelbranche. Auch der Einsatz von Antibiotika in der Geflügelmast ist weiterhin erlaubter Alltag. Vorsicht ist deshalb die Mutter der Porzellankiste! Zumal die jüngsten Meldungen aus Großbritannien bedenklich stimmen. BSE-Forscher des Imperial College London befürchten, daß die ersten 100 an BSE (neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) erkrankten und teilweise bereits verstorbenen Briten erst der Anfang einer weit größeren Epidemie sind. Denn in Versuchen mit Mäusen zeigte sich, daß die Inkubationszeit (Zeitdauer bis zum Ausbruch der Krankheit) der Gehirnerkrankung je nach genetischer Veranlagung sehr unterschiedlich ist. Das heißt: bei einigen, wenigen Menschen könnte BSE bereits sehr früh beispielsweise nach etwa 8 bis 10 Jahren ausbrechen. Bei vielen anderen jedoch könnte die Krankheit viel länger unerkannt schlummern und erst nach 20, 30, 40 oder noch mehr Jahren ausbrechen. Trotz dieser besorgniserregenden Forschungsergebnisse ist freilich "Panikmache" nicht angesagt. Aber so tun als sei nichts gewesen und den Kopf in den Sand stecken wie Bruder Strauß? Also wenn Sie mich fragen: Ich möchte kein Strauß sein, vorallem jetzt nicht in den Zeiten von BSE. Wie es heißt, landen Strauße gegenwärtig vermehrt in der Bratpfanne. Daß afrikanische oder südamerikanische Strauße in der konventionellen Mast artgerechter gehalten werden als Hühner oder Puten ist übrigens nur ein Gerücht. Die katastrophalen Haltungsbedingungen in der konventionellen Putenmast sind in ihrer Tierschutzwidrigkeit allerdings kaum oder nur noch in der industriellen Kaninchenzucht zu übertreffen. "BUT Big 6" frisch auf den Tisch Kennen Sie eigentlich "BUT Big 6"? Wenn Sie wie so viele Deutsche aus Furcht vor BSE zeitweise von Rind auf Putenfleisch umgestiegen sind, dann hatten Sie höchstwahrscheinlich "BUT Big 6" auf dem Teller. Diese Bezeichnung trägt eine Puten-Hochzüchtung, die sich in nur 22 Wochen 20 Kilo anfressen kann - sieben Kilo mehr als die Mastputen der 1970er Jahre. Pech nur für "BUT Big 6" ist, daß seine Gelenke das eigene Gewicht oft nicht mehr ertragen können. Eine Schweizer Studie zeigte, daß bereits in der 13. Mastwoche der Großteil der Hochleistungsputen aufgrund von deformierten Beinen gehbehindert oder völlig unfähig waren, sich fortzubewegen. Aber gehen müssen sie ja in ihren engen Käfigen sowieso nicht, nur fressen. Mahlzeit!< "Die Würde des Huhns ist antastbar und den fragwürdigen Bedürfnissen von industrieller Landwirtschaft und der modernen Schnäppchenjäger-Gesellschaft unterzuordnen!" Vom Gen-Huhn, das goldene Eier legt Die derzeit noch erlaubten Legebatterien verstoßen gegen Artikel 80 des Grundgesetzes und sind mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar. Dies hat das Bundesverfassungsgericht bereits am 6. Juli 1999 festgestellt. Viel hat sich danach aber nicht in Deutschland geändert, eigentlich gar nichts. Noch bis 2003 dürfen Hühner in viel zu engen Käfigen für die Massenproduktion von Billigeiern gequält werden. Erst dann gelten die neuen EU-Richtlinien, die den Hühnern sage und schreibe 100 Quadratzentimeter mehr Fläche je Tier gönnt. Statt 450 Quadratzentimeter hat dann ein Huhn ganze 550 Quadratzentimeter Platz. Ein echter Fortschritt im Sinne des Tier- und Verbraucherschutzes oder nur ein bißchen Makulatur? Auch 550 Quadratzentimeter Lebensraum sind kaum mit dem Tierschutz und der Würde eines Huhns vereinbar. Ethisch Fragwürdig ist gleichfalls das Trimmen der Hennen auf Spitzenleistung. Während vor 50 Jahren ein durchschnittliches Haushuhn knapp 170 Eier im Jahr legte, schaffen moderne Spitzenhennen fast das Doppelte mit über 320 Eiern jährlich. "Das gehäufte Auftreten von Eileiterentzündungen, Brustbeinverformungen und Knochenbrüchen sind", so das Tierschutzmagazin Mensch & Tier, "der Preis für diesen Fleiß." Alles wird dem modernen Gott namens "Produktivität" untergeordnet. Schon drängen die Gen-Techniker auf den Hühnermarkt. Auf der Suche nach dem Huhn, das "goldene Eier" legt, manipulieren sie mehr oder weniger blind an den Genen des Geflügels herum. So ist ein Ziel der US-amerikanischen Gentechfirmen AviGenics und Gene-Works die Herstellung von Gen-Hühnern, die das künstliche Futter noch besser verwerten, noch mehr Eier legen und noch schneller Fett werden können, als die bereits jetzt "konventionell" hochgezüchteten Industriehühner. Vielleicht wollen die Auftraggeber der Gentechniker aber auch gleichzeitig die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und das Tierschutzgesetz unterlaufen? Denn was für ein natürliches Huhn gilt, muß noch lange nicht für ein Gen-Huhn gelten. Schließlich ist noch nicht gerichtlich entschieden, ob ein genetisch manipuliertes und patentiertes, huhnähnliches Lebewesen vor dem Gesetz noch ein Huhn ist oder bereits ein Ding oder etwas dazwischen. Hühnertod durch Gen-Mais Bekommen Hühner genetisch manipulierten Mais ins Futter, dann erhöht sich deren Sterberate. Dies zeigten laut Greenpeace wissenschaftliche Fütterungsversuche. Trotzdem verlange die KWS-Saat AG vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, daß der Gen-Mais auch in Deutschland unbegrenzt erlaubt wird. Apropos Ei: Dem "lieben" Osterhasen geht es auch nicht besser als dem Huhn oder der Pute. Hunderttausende von Kaninchen werden in Mastkäfigen aus Draht gemästet, die ungefähr so groß sind wie ein DIN A 4 Blatt (0,08 Quadratmeter). Es gibt keine Einstreu, kein Auslauf, kaum Tageslicht, nur Draht und zum Fressen sogenanntes Kraftfutter. Bei üblicher Käfighöhe von 40 Zentimetern, schreibt die Zeitschrift Mensch & Tier, werde den Kaninchen selbst die Möglichkeit zum aufrechten Sitzen genommen. Skelettdeformationen, Wirbelsäulenverkrümmung seien die Folge. Manchmal bleiben Mastkaninchen mit den Krallen im Gitter hängen und reißen sich diese schließlich aus. Die Schweiz hat eine solche Haltung von Kaninchen längst verboten. In der EU ist sie erlaubter Standard der Agrartechnik. Die Alternative zum "Gummi-Adler" aus dem Supermarkt: Bio-Brathuhn vom Öko-Hof Wer ein konventionell erzeugtes Brathuhn nicht mit seinem Gewissen oder seiner Gesundheit vereinbaren kann, muß nicht unbedingt Vegetarier werden. Geflügelfleisch liefern auch biologisch arbeitende Höfe. Dort haben Hühner, Puten oder Enten erheblich mehr Platz, Auslauf und bekommen ökologisch erzeugtes Futter. Antibiotika sind in der Bio-Geflügelmast nicht erlaubt. Mehr Lebensraum, besseres Futter schafft nicht nur glücklicheres Geflügel sondern auch ein vollwertigeres und vor allem schmackhafteres Fleisch. Es soll deshalb nicht wenige Zeitgenossen geben, die nach dem erstmaligen Genießen eines Biobrathuhn, nie wieder freiwillig einen konventionellen "Gummi-Adler" aus dem Supermarkt verzehren. Allerdings gibt's auch unter Bio-Hähnchen Qualitätsunterschiede, da die Standards in der EU-Bioverordnung weniger streng und niedriger sind als die Regeln der Öko-Anbauverbände wie Bioland, Bio Suisse oder Demeter.< Weiterverwendung nur mit Genehmigung des Autors und der Redaktion
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