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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 7.11.2024
Katastrophale Entwicklungen für europäische Landwirte
Ein Weckruf an die EU
Die Situation für Landwirte in Europa hat einen sehr kritischen Punkt erreicht. Aktuelle Entwicklungen im Milchsektor verdeutlichen, wie stark die Erzeuger unter Druck gesetzt werden. Tatort ist diesmal Frankreich: Die Ankündigungen des Konzerns Savencia, die die Produzentenorganisationen (PO) extrem schwächen werden und die Pläne von Lactalis, die Abnahme von Milch zu reduzieren, sind alarmierende Zeichen einer Branche, in der die Ausbeutung der unteren Stufe in der Kette immer größere Ausmaße annimmt.

Den Mitgliedern des Erzeugergemeinschaftsverbandes Sunlait wird von Savencia eine unmögliche Entscheidung aufgezwungen. Erzeugerorganisationen wurden gegründet, damit sie für eine Gruppe von Landwirten gebündelt verhandeln können, so dass diese mehr Marktmacht gegenüber dem Verarbeiter haben. Wenn die Sunlait-Mitglieder jedoch weiter ihrer Erzeugergemeinschaft treu bleiben wollen, werden sie ihre Milch nicht mehr an Savencia liefern können. Denn Savencia wird die Milch nicht mehr zu den Sunlait-Bedingungen, sondern nur zu ihren eigenen - und damit für niedrigere Preise - abnehmen.

Was sich hier abspielt, ist ein Beispiel par excellence, das zeigt, dass viele Konzerne jede Möglichkeit nutzen, die Milcherzeuger zu unterdrücken. Es bedeutet, dass nun die Erzeugerorganisationen geschwächt werden sollen und mit ihnen weiter die Landwirte. Das ist ein Weckruf nicht nur für Frankreich, sondern auch für die EU.

Die EU hat wiederholt erklärt, dass die Stärkung der Erzeuger in der Lieferkette Priorität hat. Doch während dies bisher nur Worte sind, die nicht in Taten umgesetzt werden, kämpfen Landwirte um ihr Überleben. Der aktuelle Zustand ist ein Armutszeugnis für die EU und erfordert sofortige Maßnahmen. Und auch in Frankreich, wo das EGALIM Gesetz eigentlich für Verbesserungen sorgen sollte, ist aufgrund einer unpassenden Umsetzung des Gesetzes die Situation keinesfalls verbessert.

Es müssen Jetzt - nicht erst morgen, in den kommenden Monaten oder erst nächstes Jahr, sondern tatsächlich JETZT - endlich die Marktbedingungen wirksam justiert werden:
  • Erzeugerorganisationen müssen gestärkt und nicht geschwächt werden! Dabei soll es verpflichtend sein, dass die Produzentenorganisationen eine horizontale und auf keinen Fall eine vertikale Struktur aufweisen! Über die korrekte horizontale Struktur verfügen zum Beispiel die Produzentenorganisationen von FMB (France Milk BOARD), die 2012 in Frankreich zugelassen wurden und mit verschiedenen Industrieunternehmen (Lactalis, Savencia, Vaubernier, SILL MALO) über Rahmenverträge zusammenarbeiten. Dies ermöglicht den französischen Erzeugern, Verträge mit mehreren Abnehmern abzuschließen, die Freiheit zu haben, mit mehreren Milchverarbeitern zu produzieren und bessere Preise zu erzielen.
  • Erpressungen der Landwirte von der Industrie dürfen nicht mehr stattfinden! Die Politik steht in der Verantwortung, EU-Regulierungen diesbezüglich zu erlassen.
  • Kostendeckende Preise an die Erzeuger müssen obligatorisch in der UTP und der GAP verankert werden!
  • Das EU-Vertragssystem muss dringend reformiert werden!
  • Genossenschaften müssen von wichtigen Regeln mit erfasst werden! Es sollte zudem nicht mehr möglich sein, dass sie offiziell als vertikale Produzentenorganisationen anerkannt werden!
  • Es braucht ein Kriseninstrument wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP), um Preisstürzen vorzubeugen!
  • Wir sind nicht gegen Handel, aber er darf nicht zum Nachteil für unsere Erzeuger sein! Wir brauchen beispielsweise Spiegelklauseln, um zu garantieren, dass Importe die EU-Standards einhalten!
  • Das Projekt der Fairen Milch muss öffentlich anerkannt und unterstützt werden! Denn es ist das einzige Projekt, das Produzenten im ganzen Land erhalten kann.
Diese Punkte sind nicht neu, sondern werden vom EMB schon lange angemahnt. Es ist sehr schade, dass man nicht dem Rat und den Vorschlägen des EMB gefolgt ist - z.B. die Menge an die Nachfrage anzupassen - um so den Sektor zu stabilisieren. Denn nun nutzt die Industrie das System gegen die Erzeuger weiter aus. Was hier gegenüber den Landwirten passiert, ist eine Katastrophe zum einen für die Bäuerinnen und Bauern sowie für ihre Familien. Und zum anderen ist es eine Katastrophe für die EU und ihre Ernährungssouveränität. Denn die Bauern verschwinden in einem rasanten Tempo.

Die bäuerlichen Proteste in diesem Jahr haben stark gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Aber wie wir sehen, geht es so weiter. Die Bäuerinnen und Bauern sagen: STOP! - Essentielle Maßnahmen JETZT!


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