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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-06844 Dessau-Roßlau
Rubrik:Familie & Kind    Datum: 31.08.2015
Sonnenschutz
Hormone zum Eincremen
In Sonnencremes und anderen Kosmetika stecken hormonell wirksame Substanzen - sie stehen im Verdacht, Umwelt, Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit zu schädigen und Krebs zu fördern.

Sonnencremes und andere Kosmetikprodukte können hormonell wirksame Inhaltsstoffe enthalten.
Quelle: Éva Fetter / Umweltbundesamt
Viele Kosmetikhersteller verwenden in ihren Produkten hormonaktive Substanzen, sogenannte "endokrine Disruptoren". Sie stecken zum Beispiel als Konservierungsmittel in Cremes oder als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln. Problematisch an diesen Stoffen ist, dass sie auf Mensch und Umwelt wie Hormone wirken, Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit von Mensch und Tier schädigen und die Umwelt belasten können.

Seen und Flüsse sind am stärksten belastet, da die Stoffe durch Auswaschung, Regen, Oberflächenabfluss und Abwässer aus Kläranlagen und Industrie in die Gewässer gelangen. Stoffe aus Sonnencremes sind für die Umwelt besonders problematisch, denn sie landen beim Baden direkt, ohne Umweg über die Kläranlagen, in den Gewässern. Aber auch Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel und Industriechemikalien (zum Beispiel Weichmacher, Flammschutzmittel, Bestandteile von Harzen und Farbentwicklern) können hormonell wirksame Stoffe enthalten und belasten die Umwelt zusätzlich.

Hormonell wirksame Substanzen in Seen und Flüssen sind zwar meist nur in geringen Konzentrationen nachweisbar. Dennoch sind die Auswirkungen bereits sichtbar: Zum Beispiel wurde unterhalb von Kläranlagenabläufen eine Verweiblichung von männlichen Fischen beobachtet, zahlreiche Studien zu diesem Thema belegen derartige Veränderungen.

Die Auswirkungen von endokrinen Disruptoren in der Umwelt und auf den Mensch sind zudem häufig erst spät sichtbar, teilweise erst in der nachfolgenden Generation. Zu den möglichen Folgen zählen beispielsweise Schädigungen in der Entwicklung von Tieren und Pflanzen wie Störung der Metamorphose bei Amphibien oder Missbildungen der Geschlechtsorgane bei Fischen, bis hin zur Gefährdung ganzer Populationen von Säugetieren, Fischen und Schnecken. So ist beispielsweise der Ostsee-Robbenbestand durch eine Fortpflanzungsstörung, die auf Kontaminierungen mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) zurückzuführen ist, stark zurückgegangen. Im Einzugsgebiet der Großen Seen in Kanada wurden Entwicklungsanomalien und dadurch ein Rückgang der Schnappschildkrötenpopulation beobachtet - Ursache für diese Anomalien ist die Kontamination mit Chlororganischen Verbindungen. Aus demselben Grund vermuten Wissenschaftler den Rückgang der Froschbevölkerung in Ontario, da Chlororganische Verbindungen in Fröschen in hohen Konzentrationen gefunden wurden. Einige hormonaktive Substanzen stehen zudem im Verdacht, bestimmte Krebsarten wie Schilddrüsen-, Brust-, Prostata- und Hodenkrebs beim Menschen zu fördern. Mehr Informationen zu Auswirkungen von endokrinen Disruptoren finden Sie auf dem REACH-Info-Informationsportal des Umweltbundesamts.

Einige Vertreter der oben erwähnten Stoffgruppen fallen unter die EU-Chemikalienverordnung REACH. Benzophenon und Benzophenon-3 sind zum Beispiel solche Stoffe. Sie werden derzeit durch Dänemark auf ihre hormonelle Wirksamkeit in der Umwelt überprüft. Auch Methyl- und Propylparaben (die wegen ihrer antimikrobiellen Eigenschaften als Konservierungsmittel in Kosmetika eingesetzt werden) stehen im Verdacht auf hormonelle Wirkungen und befinden sich deshalb ebenfalls aktuell in der Stoffbewertung. Das UBA unterstützt diese Stoffprüfungen durch Kommentierung von Bewertungsdossiers und prüft selber Stoffe auf ihr endokrines Wirkpotenzial. Bei zwei Camphorverbindungen (4-Methylbenzylidenecamphor und 3-Benzylidenecamphor) (UV-Filter) ist das UBA schon einen Schritt weiter und wird diese aufgrund ihrer endokrinen Effekte in der Umwelt für die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Substanzen vorschlagen. Für solche ist der Handel auf Nachfrage auskunftspflichtig, ob ein Produkt eine der Substanzen in Anteilen über 0,1 Prozent enthält. Verbraucherinnen und Verbraucher können von ihren Auskunftsrechten Gebrauch machen und mit Hilfe des Anfrageformulars vom UBA nachfragen, ob besonders besorgniserregende Stoffe (unter anderem mit endokriner Wirksamkeit) in einem Erzeugnis enthalten sind.

Augen auf beim Einkauf
Einige Kosmetik-Hersteller verzichten bereits beispielsweise auf alle Parabene. Ein Blick in die Liste der Inhaltsstoffe gibt Aufschluss. Mit der App "ToxFox" des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) können Verbraucher den Barcode von Kosmetikprodukten scannen und sofort sehen, ob hormonell wirksame Stoffe enthalten sind.



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