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Presse-Stelle:  David gegen Goliath e.V., D-80331 München
Rubrik:Politik & Gesellschaft    Datum: 25.11.2013
Dieter vorm Himmelstor
Persönlicher Nachruf von DaGG-Vorsitzenden Bernhard Fricke zum Tod von Dieter Hildebrandt
Als ich letzte Woche im Untergrund des Ostbahnhofes an einem Monitor zufällig die Nachricht vom Tod unseres DaGG-Freundes Dieter Hildebrandt las, blieb mir ein Moment der Atem stehen und mir wurde ganz weich ums Herz. Ich muss gestehen, dass ich von seiner Krankheit in der letzten Zeit nichts mitbekommen hatte. Dieter hatte ich von unserer letzten Begegnung in der Lach- und Schießgesellschaft, als er in gewohnt souveräner und dabei immer wieder neu inspirierender Manier ein 2,5-stündiges Soloprogramm mit einer fortlaufenden Aktualisierung zu neusten politischen und gesellschaftlichen Ereignissen zum Besten gab und von unserem anschließenden sehr persönlichen und vertrauten Gespräch in bester und lebendiger Erinnerung behalten.

Sein Alter war ihm weder anzusehen, noch anzumerken. Er gehörte zu der extrem seltenen Kategorie von zeitlos aktuellen Menschen, die sich immer wieder neu erfinden und sich doch dabei treu bleiben und die dadurch einen scheinbar unvergänglichen Ewigkeitsstatus auf dieser wunderbaren und doch so wie nie zuvor gefährdeten Erde haben. Deshalb waren mir in Bezug auf ihn Abschiedsgedanken so fremd, weil ich mich in den letzten drei Jahrzehnten unserer Bekanntschaft und späteren Freundschaft so sehr an ihn gewöhnt hatte, er mir so vertraut geworden war, obwohl wir uns manchmal monate-, ja sogar jahrelang nicht gesehen hatten.

"Er war der Beste" - wie eine Zeitschrift zu seinem Tode so zutreffend titelte, der Beste und Unerreichte der politischen Kabarettisten, der die immer wirrer und seichter werdenden Zeitläufe zunächst der Bonner und später der Berliner Republik, also unseres derzeitigen deutschen Vaterlandes, scharfsinnig und scharfzüngig und mit wachsendem Alterszorn über die totale Kommerzialisierung und Durch-Seichung aller Lebensbereiche, dem wachsenden Verlust von Solidarität und Grundanstand begleitet hat. Seine Stimme hatte quer durch alle Parteien-Schattierungen Gehör und so konnte er manchmal noch im letzten Moment ein perfide geplantes Schurkenstück im politischen oder wirtschaftlichen Bereich an die Öffentlichkeit bringen und so oft noch Schlimmeres verhindern.

Bei aller Brillanz und daraus resultierender öffentlicher Anerkennung war er trotz eines immer reflektierten Selbstbewusstseins von einer tiefen Grundbescheidenheit und Herzensgüte und einer immer wachen Anteilnahme an den kleinen Sorgen und Nöten seiner Mitmenschen - gerade auch aus sozial-schwachen und problembeladenen Kreisen.

Wir Davids trauern mit vielen Menschen um unseren "Gründungs-Paten Dieter Hildebrandt", der letzte Woche nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist und nunmehr vor den himmlischen Toren steht und Einlass begehrt.

Nach den letzten Meldungen unserer außerirdisch himmlischen Kontaktgruppe ist die Frage "Wolle ma se nei lasse?" noch nicht abschließend entschieden, weil einflussreiche Himmelskreise durch "Dieter im Himmel" zu viel Unruhe und zu viel dröhnendes Gelächter mit unabsehbaren Auswirkungen für die himmlische Ordnung befürchten.

Sehr gut kann ich mich noch an die Gründungspressekonferenz von David gegen Goliath im Cafe Petershof mit Dieter Hildebrandt, Hans-Peter Dürr und Carl Amery und an Dieter bleibenden Satz erinnere: "Ich habe ja schon viele Initiativen unterschrieben und mit gegründet, aber dieses Mal ist es etwas Besonderes, jetzt geht es den Menschen ums Leben."

In den folgenden Jahren ist Dieter immer wieder für uns aufgetreten - so bei verschiedenen "Energie-Festivals" im Zirkus Krone, so bei unserer Veranstaltung "Für Toleranz und Völkerverständigung gegen Hass und Gewalt" in der Philharmonie oder bei der bis heute nachhallenden, von Catherine Miville organisierten Veranstaltung "Strahlende Weihnacht" in den Münchner Kammerspielen, bei der Dieter die viel umjubelte Hauptrolle spielte.

Bei unseren vielen Anzeigen in der SZ und anderen Tageszeitungen, bei unseren Aktionen wie "Aktion Umwelt konkret - 11 Gebote für eine lebenswerte Zukunft" oder "Solarstadt München" konnten wir immer mit seiner Unterstützung rechnen.

Unvergesslich geblieben ist mir eine mehrstündige Busfahrt mit Dieter Hildebrandt zu der von David gegen Goliath organisierten Solidaritätsveranstaltung mit den Gegnern der WAA in Neuburg, wo er mit unserem weiteren Ehrenmitglied, dem Schwandorfer Landrat Hans Schuierer, durch seine wie immer pointierten Redebeiträge die rücksichtslose CSU-hau-drauf-Strategie geißelte und den Widerstandskämpfern Mut für den weiteren Kampf gegen die damals wie nie zuvor entfesselte Staatsgewalt machte.

Dabei sind wir uns auf dem Hin- und Rückweg wie nie zuvor nahe gekommen und haben uns über die wesentlichen politischen, philosophischen, vor allem aber menschlichen Grundfragen über Sein und Nichtsein, Scheitern und Gelingen und die nie vorhersagbaren Wunder des Lebens unterhalten, die manchmal in der aussichtslosesten Situation noch einen Umbruch und damit Rettung in letzter Sekunde möglich machen können.

Dieter hat sein Leben in bewundernswürdiger Weise gelebt - und er ist selbstbestimmt gestorben. Ein langes Siechtum ist diesem freiheitsliebenden Mensch erspart geblieben. Er hat alles gesagt, er hat alles gemacht, was möglich war und damit zu einer menschlicheren und lichteren Welt beigetragen. Wir Davids sind ihm in tiefster Dankbarkeit für alles, was er für uns getan und wo er uns inspiriert hat, verbunden - jetzt und immer.

Unsere Freude über ein derart vollendetes Leben ist noch größer, als unsere Traurigkeit, dass wir ihn nicht mehr unter uns haben werden.



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