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Presse-Stelle:  Öko-Institut Institut für angewandte Ökologie e.V., D-79038 Freiburg
Rubrik:Soziales u. Gesellschaft    Datum: 18.08.2000
Moratorium für Bahnhöfe der Deutschen Bahn AG: Kein überhasteter Verkauf kleiner und mittlerer Bahnhöfe!
Stellungnahme gemeinsam mit der Bauhaus-Universität Weimar Freiburg/Weimar, den 18. August 2000
Die "Immobilien-Zeitung" meldet in ihrer Ausgabe vom 10.08.2000, dass die Deutsche Bahn AG mit Unterstützung des Rings Deutscher Makler (RDM) insgesamt 1.000 kleine und mittlere Bahnhöfe verkaufen wird, die ersten 150 noch in diesem Jahr. Als zukünftige Nutzung stellt sich die DB AG Gastronomie, Handel und Wohnen vor. 60 % der betroffenen Bahnhöfe liegen in Ostdeutschland. Es seien jedoch weder die Streichung der Bahnhalte noch mit dem Bahnhofsverkauf verbundene Streckenstillegungen geplant. An den 1.000 Standorten werden also auch weiterhin Züge fahren und halten.
Angesichts der überragenden Bedeutung der Bahnhöfe und Bahnhofsareale in kleinen und mittleren Städten für eine nachhaltige Stadt- und Verkehrsentwicklung appellieren die Unterzeichner an die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG, die geplante Privatisierung von 1000 Bahnhöfen - denen absehbar weitere folgen dürften - abzusetzen, bis im Einzelfall geklärt ist:

1. welche Rolle der Bahnhof als potenzielle städtebauliche Mitte und Drehscheibe des Verkehrs - insbesondere der stadt- und umweltverträglichen Verkehrsmittel - spielen könnte;

2. welche Bedeutung der Bahnhof in einem gesamtstädtischen und regionalen Konzept einer integrierten Siedlungs- und Verkehrsentwicklung haben könnte;

3. ob ein im Wettbewerb befindliches Verkehrsunternehmen den Bahnhof funktionsgerecht weiterbetreiben könnte.
Der von den Unterzeichnern konzipierte "Umweltbahnhof", dessen Konzept im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz und der Deutschen Bahn AG entwickelt wurde, befindet sich zur Zeit in vier Modellprojekten (Bullay, Monsheim, Grünstadt und Nieder-Lahnstein) in der Realisierung. Das Projekt kann als Beleg für die ökologischen, verkehrlichen, städtebaulichen und ökonomischen Potenziale der Bahnhöfe des Nah- und Regionalverkehrs dienen.
Gerade kleine und mittlere Bahnhöfe prägen bis heute als repräsentative Bauwerke mit öffentlichem Charakter das städtebauliche Bild der Kommunen. Mit dem Bahnhofsplatz, der Bahnhofsstrasse oder Bahnhofsallee und dem Bahnhofsquartier hat die Bahn im 19. und 20. Jahrhundert Städtebau betrieben.
Eine überhastete Privatisierung würde den Städten ein Stück ihrer Identität rauben.

Die Immobilie Bahnhof hätte auch in Zukunft genügend Stadtstruktur bildende Kraft, wenn sie als Zentrum einer ökologischen Stadt- und Verkehrsentwicklung wirken könnte, die Ernst macht mit dem Leitbild der "Stadt der kurzen Wege" oder vergleichbarer Postulate, die die Weltkonferenz "Urban 21" vor wenigen Wochen in Berlin feierlich verkündete. Ein Moratorium von mindestens einem Jahr, das den Städten und Gemeinden Zeit für die Entwicklung eigener Perspektiven für ihren Bahnhof gibt, ist hierfür unverzichtbar.

Willi Loose, Öko-Institut e.V., Arbeitsfeld Verkehr.
Prof. Wolfgang Christ, Bauhaus-Universität Weimar,
Fak. Architektur, Professur Entwerfen und Städtbau 1.

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Willi Loose, Öko-Institut e.V., Arbeitsfeld Verkehr,
Tel.: 0761/45295-18, email: loose@oeko.de
Prof. Wolfgang Christ, Bauhaus-Universität Weimar, Fak. Architektur, Professur Entwerfen und Städtbau 1, Tel.: 03643/582601, email: staedtbau1@uni-weimar.de


Im Verlag des Öko-Instituts e.V. dazu erschienen:

Umweltbahnhof Rheinland-Pfalz. Planungshandbuch.
Freiburg 1997, 146 S., Bestellnr. 830009, 35 DM/17.90 ?

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