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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 22.02.2011
Libyen: Energieriesen evakuieren
Siemens, RWE und Wintershall stützten jahrelang "Revolutionsführer" el-Gaddafi. Nun sind sie auf der Flucht. Ölpreis erreicht wegen befürchteter Lieferengpässe neuen Rekordpreis.
Zwei Staatenführer, eine Liga: Dank ihrer Energie-Rohstoffe sind Putin und Gaddafi gleichermaßen begünstigt. © www.archive.kremlin.ru
Die Demokratie-Bewegung in Libyen zeigt einen ersten Erfolg: Massenhaft ziehen Energiekonzerne ihre Mitarbeiter aus dem Gaddafi-Staat zurück. Durch die Rückzugsmeldungen wird erstmals öffentlich sichtbar, welche Konzerne das korrupte System des "Revolutionsführers" jahrelang gestützt und unterstützt haben.

RWE zog am Wochenende seine Mitarbeiter ab, ebenso der britische Ölkonzern BP und türkische Bauunternehmen. Nachdem gestern der Versuch gescheitert war, die Türken auszufliegen, sind derzeit zwei Fähren unter dem Schutz eines Kriegsschiffes unterwegs, die Landsleute auszuschiffen.

Wie der arabische Sender Al-Dschasira berichtete, sind bis Dienstagmittag in Libyen 400 Menschen ums Leben gekommen. Inzwischen sollen sogar Kampfflugzeuge in der Hauptstadt Tripolis Angriffe gegen unbewaffnete Demonstranten fliegen. Soldaten hätten aus Maschinengewehren gezielt auf Demonstranten geschossen, heißt es auf Faceboock und Twitter.

Die Lage ist offenbar auch für Ausländer brenzlig. Siemens will deshalb heute rund 100 Mitarbeiter in die Heimat zurück fliegen. Der Elektronikkonzern betreibt in Libyen Umspannungswerke und Schaltanlagen und erzielt nach Konzernangaben in Libyen einen Jahresumsatz von rund 160 Millionen Euro. Die BASF-Tochter Wintershall kündigt an, seine 130 Fachleute aus Libyen zu evakuieren.


Libyen ist Deutschlands sechstgrößter Öl-Lieferant

Österreichs Öl- und Gaskonzern OMV will seine Belegschaft zunächst reduzieren, schließt aber eine "Flucht" nicht aus. Der italienische Energieriese Eni rief zunächst einen Teil seines Personals zurück. In den nächsten Tagen sollen die Familienangehörigen ausgeflogen werden. Auch der japanische Energie-Konzern JX Nippon Oil & Gas Exploration beorderte Mitarbeiter nach Hause.

Libyen ist Deutschlands sechstgrößter Öl-Lieferant. Italien und Malta sind gar abhängig von libyschen Energielieferungen, Frankreich unterhält enge Wirtschaftsbeziehungen zum Gaddafi-System. Bei ihrem Treffen am Montag konnten sich die EU-Außenminister nicht zu einem klaren Signal für die Demonstranten in Libyen durchringen. Der Rat verurteilte zwar die "anhaltende Unterdrückung von Demonstranten in Libyen" und bedauert "die Gewalt und den Tod von Zivilisten", hieß es in der Abschlusserklärung: Das Sperren von Gaddafis milliardenschweren Konten in Europa aber lehnten die Demokraten ab.

Italiens Außenminister Frattini forderte ernsthaft, die Libyer "nicht zu bevormunden". Italiens Energieversorgung ist zu über 50 Prozent von Libyen abhängig. Kürzlich hatte Silvio Berlusconi sein "Bunga Bunga" als Nachahmung einer Idee seines Freundes Muammar el-Gaddafi bezeichnet

Italien befürchtet zudem, von einer Flüchtlingswelle aus Nordafrika überrollt zu werden: In den vergangenen Wochen waren schon mehr als 5.000 Tunesier auf der Insel Lampedusa gelandet. Italien hat ein Abkommen mit Gaddafi: Der soll die potentiellen Flüchtlinge aus Afrika schon in Libyen schnappen und gar nicht erst zu Wasser lassen. Die libysche Regierung hatte damit gedroht, diese Zusammenarbeit aufzukündigen, sollte die EU die Demonstranten unterstützen.

Unterdessen ist der Ölpreis auf ein neues Hoch geklettert. Ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent stieg um mehr als zwei Prozent auf knapp 105 US-Dollar. Libyen ist der ölreichste Staat Afrikas, Gaddafi konnte sich dank der Ölmilliarden jahrzehntelang im Sessel halten. Nun traten der Justizminister sowie einige Botschafter im Ausland mit der Begründung zurück, nichts mehr mit dem menschenverachtenden Herrscher zu tun haben zu wollen.
Quelle: KLIMARETTER.INFO | Nick Reimer 2011



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