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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 23.04.2010
Kommerzieller Walfang soll wieder legal werden
Pro Wildlife: "IWC kapituliert vor den Walfängern"
München, 23. April 2010. Die Internationale Walfangkommission (IWC) plant, drei Ländern den kommerziellen Walfang zu genehmigen: Island, Japan und Norwegen sollen Fangquoten erhalten, um jährlich legal 1.392 Wale fangen zu dürfen. Damit würde das Walfang-Moratorium von 1986 de facto aufgehoben. Die Fangquoten sind Teil eines Kompromissvorschlages, über den auf der IWC-Tagung im Juni abgestimmt wird. "Diese Fangquoten einen Kompromiss zu nennen, ist absurd: Für Japan und Island wären die Quoten vorerst kaum eine Einschränkung", sagt Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. "Und die norwegischen Walfänger dürften sogar mehr Zwergwale töten als sie dies derzeit tun." Pro Wildlife kritisiert auch die Bundesregierung, die seit Monaten diesen Kompromiss mitverhandelt hat: "Das Landwirtschaftsministerium betonte immer, man wolle einen Kompromiss, der die Zahl der getöteten Wale deutlich reduziere. Das ist gescheitert." Von der IWC genehmigte kommerzielle Fangquoten würden zudem das internationale Handelsverbot für Walfleisch beenden, befürchtet Pro Wildlife.

In den letzten Monaten hat Deutschland gemeinsam mit elf Ländern in geheimen Verhandlungen einen Kompromiss erarbeitet, der auf dem Papier die Interessen sowohl von Walschutz- als auch von Walfangländern berücksichtigen soll. "Der Kompromiss würde den kommerziellen Walfang wieder erlauben. Japan dürfte sogar im Antarktis-Schutzgebiet künftig 400 Zwerg- und zehn der stark bedrohten Finnwale töten. Damit opfert die IWC nicht nur das Walfangmoratorium, sondern auch das Antarktis-Schutzgebiet", so Altherr.


Der "Kompromiss" - eine Ohrfeige für Walschützer

Wie wenig der "Kompromiss" den Walfangländern abverlangen würde, zeigt ein Vergleich der geplanten Quoten mit den Jagdzahlen der letzten Jahre: Der Vorschlag der IWC erlaubt Norwegen jährlich den Abschuss von 600 Zwergwalen - das sind sogar 44 Tiere mehr als das nordeuropäische Land in der letzten Dekade durchschnittlich getötet hat. Island dürfte künftig je 80 Zwerg- und Finnwale im Jahr töten - der Fang im letzten Jahr betrug 125 Finn- und 79 Zwergwale. Japan bekäme laut IWC-Plänen in den nächsten fünf Jahren je 632 Tiere (560 Zwerg-, 50 Sei-, zehn Finn- und 12 Brydewale) - in den letzten Jahren waren es mit 676 bis 800 ohnehin nicht viel mehr Tiere. "Damit würde die bislang eigenmächtige Waljagd diese Länder legitimiert", sagt Altherr. "Und die Gegenleistung, die der Kompromissvorschlag für die Walschützer vorsieht, ist geradezu lachhaft: Es soll ein neues Walschutzgebiet im Südatlantik geschaffen werden: in einem Gebiet, in dem ohnehin keine Wale gejagt werden."


Auch Ende des internationalen Handelsverbotes für Wale droht

Wenn die IWC kommerzielle Fangquoten legitimiert, hätte dies auch verheerende Folgen für das internationale Handelsverbot für Walprodukte durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). "CITES erkennt die Internationale Walfangkommission als höchste Instanz in Sachen Walschutz an. Das Handelsverbot wird nur solange aufrechterhalten, solange die IWC keine kommerziellen Fangquoten vergibt", so Altherr.


Protestwelle an Ministerin Aigner

"Das BMELV verschleiert gegenüber der Öffentlichkeit die Tragweite des Kompromissvorschlags und verhandelt eifrig weiter, statt die Notbremse zu ziehen", kritisiert Altherr. Pro Wildlife und andere Verbände haben deshalb eine Protestaktion gestartet, die Ministerin Aigner zu einem umgehenden Kurswechsel auffordert. "Walfang ist nur für Ureinwohner akzeptabel. Walfang von Industrieländern aus rein kommerziellen Interessen muss weiterhin verboten bleiben."


Weitere Informationen:
www.prowildlife.de
www.prowildlife.de/sites/default/files/Factsheet_Walfang_Kompromiss_2010.pdf


Pro Wildlife:

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wild€tie€ren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Arten€schutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC), dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES) oder der Konvention zum Er€halt der Biodiversität (CBD) teil, um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.

Pro Wildlife ist Mitglied des Species Survival Network (SSN), einem Zusammenschluss von über 80 Verbänden weltweit, die sich dem Schutz bedrohter Wildtiere und -Pflanzen verschrieben haben. Als Mitglied der internationalen Bündnisse Shark Alliance und OCEAN2012 kämpft Pro Wildlife gegen die Plünderung der Meere.


Pressekontakt:

Sandra Altherr
Annette Sperrfechter
Pro Wildlife e.V.
Kidlerstraße 2
D-81371 München
Tel: 089/81299507
annette.sperrfechter@prowildlife.de
www.prowildlife.de


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