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Presse-Stelle:  Demeter-Presse Baden-Württemberg, D-70771 Leinfelden-Echterdingen
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 08.12.2009
Welternährung sichern ohne die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft zu zerstören
Wissenschaftlerin stellt Weltagrarbericht vor
Die diesjährige Ulmer Herbsttagung von Demeter Baden-Württemberg befasste sich mit den Themen "Weltagrarbericht" und "Gerechtes Wirtschaften". Etwa 130 Besucher kamen in die Freie Waldorfschule nach Ulm, um an einem spannenden und ausgewogenen Programm teilzunehmen.

Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer von Demeter-Baden-Württemberg, sprach ein Grußwort und würdigte die Arbeit des Beratungsdienstes Ökolandbau Ulm (BÖL), der dieses Jahr auf 20 Jahre erfolgreiche Beratungsarbeit zurückblicken kann. Im Oktober 1989 begann der BÖL Ulm seine Arbeit mit 18 Öko-Landwirten und 450 Hektar Fläche (ha). Heute sind es 172 Betriebe mit 7.350 ha, die von vier Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Voll- und Teilzeit betreut werden. Agraringenieur Erhard Gapp ist als Dienstältester seit 1996 dabei und seit 2003 Geschäftsführer.

Die Mitautorin des ersten Weltagrarberichts, Dr. Anita Idel, stellte die Kernbotschaften vor. In dem Bericht geht es vorrangig um eine nachhaltige Entwicklung. Fünf UN-Organisationen und die Weltbank beauftragten 2005 mehr als 400 Experten und Wissenschaftler aus aller Welt, Wege aus der Hunger- und Armutskrise aufzuzeigen. In den letzten sieben Jahren nahm die Zahl unterernährter Menschen weltweit um 200 Millionen auf eine Milliarde (Mrd) Menschen zu. Andererseits litten heute eine Mrd Menschen an Überernährung. Die Gentechnik hätte dies nicht aufhalten können, eher bisher bei der Nahrungsmittelproduktion mehr Probleme als Lösungen geschaffen. Als Beispiele nannte Dr. Anita Idel Gentechnik-Baumwolle. Sie hätte einen hohen Wasser- und Chemikalienbedarf und verschmutze dadurch große Gewässer, die immer mehr austrockneten. Da die Bevölkerung ständig zunehme, schrumpften die natürlichen Ressourcen Wasser, Boden und gute Luft durch Vergeudung und Verschmutzung immer mehr. Die biologische Vielfalt nehme rasant ab, unter anderem durch die voranschreitende Zerstörung des Regenwalds. Die sozialen und ökologischen Folgekosten von Landbausystemen würden bisher nicht berücksichtigt. Dem könne nur eine radikale Wende in der Agrarpolitik und -forschung entgegenwirken. Dr. Anita Idel zeigte auf, dass mehr als 50 Prozent der Lebensmittel der Welt von Kleinbäuerinnen auf Betrieben mit weniger als zwei Hektar produziert würden. Deshalb müsse speziell die kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützt werden und eine gerechte Land- und Ressourcenverteilung stattfinden. Dazu fordert die Wissenschaftlerin Ausbildung, Forschung und Ernährungskonzepte auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Vielfalt auszurichten. Nur so könne die Ernährung der Weltbevölkerung gesichert werden, ohne die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft zu zerstören und den Klimawandel zu forcieren. Bisher haben 60 Staaten den Weltagrarbericht unterzeichnet - Deutschland gehört noch nicht dazu. Dr. Anita Idel ermutigte die anwesenden Bio-Bauern weiterhin mutig, selbstbewusst, ressourcenschonend und regional zu wirtschaften.

Um die Zukunft des Bio-Marktes und gerechtes Wirtschaften ging es im zweiten Vortrag von Gunther Weiss, Verantwortlicher im Bereich Qualitätssicherung beim Demeter e.V. Darmstadt. Mittlerweile lägen die Umsätze im Biobereich bei fast 6 Milliarden Euro. Verglichen mit dem konventionellen Lebensmittelmarkt hätte der Bio-Markt einen Anteil von 3,5 Prozent (%) und sei damit vergleichsweise gering. Das Wachstum der letzten Jahre, von mehr als 10 %, würde in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht mehr erreicht. Die Umsätze mit Bioprodukten würden vor allem im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit Nicht-Ökoverbandsware gemacht, wo auch noch Umsatzzuwächse zu verzeichnen seien. Im zweiten Teil seines Vortrags ging Gunther Weiss auf das Thema "Gerechtes Wirtschaften" ein. Bei Demeter würde darauf hingearbeitet, Transparenz unter den beteiligten Landwirten, Verarbeitern, Händlern und Kunden zu schaffen und dadurch angemessene Erträge für alle Beteiligte zu erzielen. Ein erfolgreich umgesetztes Beispiel gäbe es in Berlin-Brandenburg. Dort haben sich mehrere Erzeuger, Verarbeiter und Händler für eine Fairhandelsbeziehung entschieden und zusammengeschlossen. Gunther Weiss schloss seinen Vortrag mit dem provokanten Zitat eines Landwirtes ab: "Ich habe dreißig Jahre vieles an gerechtem Wirtschaften erlebt, aber nie einen gerechten Preis bekommen."

Der Frage "Gerechtes Wirtschaften, wie geht das und was ist damit eigentlich gemeint?" widmeten sich im Anschluss bei Impulsvorträgen die Demeter-Bauern und -Mitarbeiter Christoph Simpfendörfer, Rolf Holzapfel, Thomas Schmid und Klaus Wais. Danach stellten sie sich auf dem Podium den Fragen aus dem Publikum.



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