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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 01.09.2007
Mobilität der Arten zerstört Vielfalt
"Schere, Stein, Papier"-Kreislauf in Ökosystemen gestört
München (pte/01.09.2007/13:30) - Die Mobilität von Arten spielt eine entscheidende Rolle für die Vielfalt innerhalb eines Ökosystems. Durch zu weitreichende Interaktionen werde Gleichförmigkeit gefördert, lautet das Ergebnis von Forschungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) www.lmu.de. Ökosysteme können nur entstehen und überleben, wenn sie ein Vielzahl von Arten enthalten. Funktionierende Systeme glichen dem Spiel "Schere, Stein, Papier", so Wissenschaftler Tobias Reichenbach von der LMU im Gespräch mit pressetext: "Wir haben ein System von drei Arten von Bakterien untersucht. Eine Art produziert ein Gift und während die zweite sensitiv reagiert, ist die dritte dagegen resistent. Es bildet sich ein Kreislauf, ähnlich wie bei dem Spiel."

Diese zyklischen, im Kreis verlaufenden Interaktionen ermöglichten die Koexistenz der verschiedenen Arten, so die Forscher. "Es gibt aber in jedem System einen gewissen Schwellenwert der Mobilität - wird dieser Grenzwert der Durchmischung überschritten, ist die Artenvielfalt gefährdet oder geht sogar verloren", so Reichenbach. "Dieses Phänomen ist sehr allgemein", erklärt Forscher Erwin Frey. "Es tritt unabhängig von den Details der Konkurrenz oder der räumlichen Umgebung auf."

Entsprechend dem Spiel "Schere, Stein, Papier" funktionieren Ökosysteme auf Basis von Subpopulationen, die sich reihum dominieren. Mit Hilfe von aufwändigen Computersimulationen konnten die Forscher zeigen, dass in diesem Fall alle Arten koexistieren und mit der Zeit Beziehungen ausbilden, die ein kaleidoskopartiges Muster sich fortbewegender Spiralen formen. Ist die Durchmischung mit Arten außerhalb des Systems zu groß, geht die Vielfalt verloren und das System geht in einen gleichförmigen Zustand über. Nur eine Art überlebt - die anderen sterben aus. "Wir können mittlerweile sehr präzise Vorhersagen zum Schicksal eines ökologischen Systems machen, und zwar abhängig von der Mobilität der Arten", so Frey.

Ähnliche Phänomene seien auch in anderen Systemen zu finden. Im Fall des Verlustes vieler Sprachdialekte sei in erster Linie das Fernsehen verantwortlich, so Frey. "Das Fernsehen spielt eine ähnliche Rolle wie die Mobilität in Ökosystemen, nämlich die über große Entfernungen stattfindende Kommunikation und Interaktion von Individuen." Anhand der Theorie seien auch Veränderungen in ökonomischen Strukturen erklärbar. "Lokal können individuelle ökonomische Strukturen koexistieren", erklärt Frey. "Das geht aber nur, solang die Interaktion auch lokal und damit die Durchmischung begrenzt ist. Durch das Internet und andere Formen der Globalisierung stehen nun aber mehr oder weniger alle Firmen gleichzeitig und weltweit miteinander im Wettbewerb. Die räumliche Trennung ist völlig aufgehoben und wir beobachten eine Reduktion auf wenige große Player." (Ende)


Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Georg Eckelsberger
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