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Die Europäische Union musste die Notbremse ziehen, wollte sie nicht, dass auch die letzten Bekleidungshersteller in Portugal, Frankreich, Italien, Tschechien oder bei uns in Deutschland die Pforten schließen müssen. "2004 gingen in Europa 165.000 Textiljobs verloren, und nach den ersten Zahlen müssen wir sagen, dass 2005 viel schlimmer wird", befürchtete trotz des spontanen Importstopps der Generaldirektor des Verbandes der Europäischen Textilhersteller Euratex, William Lakin. Laut WTO-Abkommen ist diese Notbremse der EU noch bis maximal 2008 erlaubt. Spätestens dann müssen auch wir, so wie zahlreiche andere Länder vor allem in der so genannten Dritten Welt schon jetzt, die Zerstörung der heimischen Textilindustrie durch Dumping-Produkte aus den chinesischen Kleiderfabriken mit ihren miserablen Arbeitsbedingungen, geringen Umweltschutzauflagen und Billigstlöhnen klaglos hinnehmen müssen. Allein in Südasien seien in der Branche seit Jahresbeginn mehr als 50.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, sagte der Generalsekretär der Internationalen Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter-Vereinigung ITBLAV, Neil Kearney, im August der "Stuttgarter Zeitung". Bereits Anfang 2004 hatte der Journalist Michael Friedrich im Greenpeace-Magazin davor gewarnt, dass sich China und seine Investoren aus der globalen Wirtschaft längst auf diesen "Tag X" mit dem Bau von fast 4000 Textilfabriken vorbereite. "Die globale Ökonomie ist außer Kontrolle", zitierte das Greenpeace-Magazin den Chef des National Labor Committee (einer Organisation für Arbeiterrechte) Charles Kernaghan. "Die Markenrechte von Micky Maus und Nike sind besser geschützt als die Rechte der Arbeiter. Die meisten Kunden sehen nur die Werbung mit Tiefstpreisen, wissen aber nicht, was die Tiefstpreise möglich macht." In den Textilfabriken würden nach jahrelanger Schufterei ausgelaugte 23-jährige Näherinnen durch 16-Jährige ersetzt, weil diese noch besser ausgebeutet werden könnten. Wintermode aus der Qualzucht Die Modekunden sehen auch nicht das millionenfache Leid der Pelztiere. Denn selbst Pelze, die ursprünglich ideale Kleidung für den Winter, kommen längst zum großen Teil aus China. Und natürlich stammen sie nicht aus ökologischer Jagd oder aus artgerechter Pelztierzucht. So etwas gibt es heutzutage nur als Ausnahme oder in den Wunschträumen unverbesserlicher Tier- und Umweltschützer. Die Regel sind Farmen mit engen Drahtkäfigen, in denen die Tiere unendlichen Qualen ausgeliefert sind. Schon Ende des 19.Jahrhunderts, nachdem weite Teile Nordamerikas für die Gier der Textilbranche nach Pelzen ausgeplündert waren, entstanden die ersten Pelztierfarmen. Heute bestimmen sie mit einem Anteil von rund 85 Prozent das jährlich über 10 Milliarden Euro einbringende Pelzgeschäft. Jährlich werden weltweit 40 Millionen Füchsen, Nerzen, Mardern, Waschbären, Katzen, Hunden, Kaninchen und anderen Tieren aus mehr oder weniger tierquälerischen Pelztierfarmen das Fell über die Ohren gezogen. Parallel zur Einführung schärferen Tierschutzbestimmungen in europäischen Ländern ist China vor rund zehn Jahren in das Milliardengeschäft eingestiegen. Dank internationaler Investoren - sowie zahlreichen billigen und willigen Arbeitskräften und fehlenden Tier- und Umweltschutzgesetzen - schwang es sich seitdem in Windeseile zum weltweit führenden Produzenten und Verarbeiter von Pelzen sowie zum größten Exporteur von Pelzbekleidung auf. Die Produktpalette reicht von Pelzmänteln, -Jacken, - Bordüren, Spielzeugen, Accessoires wie Hüten, Halstüchern bis hin zu Schuhen und Handschuhen. Um besonders flauschige Felle zu bekommen, müssen die Tiere, vor allem die Silberfüchse mit durch Todesangst oder Schmerzen aufgestelltem Fell sterben. Die Pelztierzüchter erreichen dies, in dem sie den Tieren beispielsweise einen Elektrostab in den After schieben und nach und nach den Strom bis zum qualvollen Tod erhöhen. Betroffen sind nicht nur ein paar Hundert oder ein paar Tausend bedauernswerte Tiere pro Jahr, sondern Millionen. Anderen Farmtieren wird das Fell auch mal bei lebendigem Leib abgezogen, wie die aktuelle Studie über Chinas Pelzindustrie "Sterben für Pelz - Die versteckte Wahrheit" berichtet: "Für das Häuten wird das Messer am hinteren Teil des Bauches angesetzt, nachdem das Tier kopfüber aufgehängt wird. Gemäß unseren Beobachtungen vor Ort bleibt ein Grossteil der Tiere während des ganzen Prozesses bei vollem Bewusstsein! Die Tiere wehren sich, und versuchen bis zuletzt sich zu widersetzen." Faire Wintermode aus Öko-Rohstoffen sind besser für Umwelt und Gewissen Also lassen wir besser die chinesischen Pullover im Schiffscontainer und die Pelzmäntel im Laden. Der bekannte Tierschützer Michael Aufhauser rät selbst vom Kauf von Wollpelzen ab, die Originalpelze täuschend echt imitieren. Denn dadurch würden andere nur zum Kauf von echten Pelzen unnötigerweise angeregt. Am besten ist es, das schwer verdiente Geld für faire Produkte auszugeben - fair zu den Arbeitnehmern, fair zur Umwelt und fair zu den Tieren. Alternative Winterbekleidung aus heimischer Produktion, aus Leinen, Wolle oder ökologisch gegerbtem Schafsfell gibt es in vielen Fachgeschäften oder Versandhäusern. Auch fair hergestellte Textilien aus Alpaka- oder Lamawolle sind zu empfehlen. Die Preise sind vielleicht höher als die Massenware aus Fernost, doch dafür sind die Naturprodukte in der Regel langlebiger, was gleichfalls gut für die Öko-Bilanz ist. Norbert Suchanek Weitere Infos: Hsieh-Yi , Yi-Chiao, Yu Fu, B.Maas, Mark Rissi, EAST International/Schweizer Tierschutz STS, Januar 2005, Zürich www.tierschutz.com/main/aktuell/pelz/pelzbericht_d.pdf. www.nlcnet.org www.oxfam.org 8 Cent für ein Sweatshirt Die Fertigung eines für 22,99 Dollar verkauften Nike-Sweatshirts in einer mittelamerikanischen Textilfabrik dauert 6,6 Minuten. Der Stundenlohn einer Näherin beträgt dort umgerechnet 70 US-Cent, die Arbeitskosten für das Sweatshirt beträgt also nur 0,3 Prozent des Verkaufspreises. Würde der Näherin den Lohn verdoppeln, was sicher eine Hilfe für sie wäre, wäre das Sweatshirt nur 8 Cent teurer. Aber die Finanzierung von Werbung ist Nike offensichtlich wichtiger als faire Arbeitslöhne in "seinen" Fabriken. Denn für Werbung und Marketing gibt das Sporttextilunternehmen, je Sweatshirt rund 2,30 Dollar - etwa 30-mal so viel wie für die Näherinnen. National Labor Committee (NLC) Faire Kleidung Faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Bekleidungsbranche ist das Ziel der 1999 in den Niederlanden von Textilunternehmen, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen gegründeten Fair Wear Foundation (FWF). Das erste zu Fair Wear beigetretene deutsche Unternehmen ist Hess Natur, das seine Produkte teilweise aus den europäischen Billiglohnländern Polen und Lettland bezieht. Zusammen mit der deutschen Kampagne für 'Saubere' Kleidung (CCC) hat die auf Naturtextilien spezialisierte Firma nun ein Pilotprojekt zur kontrollierten Einhaltung der Sozialstandards in der gesamten Zulieferkette durchgeführt. Hierzu wurde ein effektives und transparentes Kontrollsystem entwickelt und erprobt, das auch auf kleine und mittelständische Unternehmen übertragbar ist. Infos: www.ci-romero.de www.fairwear.nl Norbert Suchanek
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