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Presse-Stelle:  Öko-Institut Institut für angewandte Ökologie e.V., D-79038 Freiburg
Rubrik:Tierschutz    Datum: 06.02.2004
"Agrobiodiversität - Wort des Jahres 2006"
Viele Nutztiere und -pflanzen vom Aussterben bedroht. Problem in Deutschland heute noch zu wenig beachtet
Die Vielfalt der genutzten Arten, Sorten und Rassen in der Landwirtschaft - die Agrobiodiversität - ist in Gefahr. Auf einer Tagung in Berlin diskutierten erstmalig in Deutschland Vertreterinnen und Vertreter aus Zucht, Lebensmittelwirtschaft, Politik, Verbänden und Wissenschaft umfassend dieses wichtige Thema. Grundlage bildete das Positionspapier der Projektgruppe "Agrobiodiversität entwickeln". Die Teilnehmer der Tagung verwiesen auf die völlige Vernachlässigung des Problems in der Öffentlichkeit, äußerten jedoch die Hoffnung, dass sich dieses bis spätestens 2006 verändert habe.


"Gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts alleine in Bayern noch etwa 35 Rinderrassen, so dominieren heute lediglich vier den Gesamtrinderbestand in Deutschland," so Ulrich Petschow vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Leiter des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbundes "Agrobiodiversität entwickeln". In die gleiche Richtung zielten die Ausführungen von Dr. Irene Hoffmann, von der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO): "Die tierische und pflanzliche Agrobiodiversität ist die Grundlage unserer Ernährung und diese ist umfassend bedroht." Denn was bei Rindern, Schweinen, Hühnern der Fall ist, trifft in noch höherem Maße für Kulturpflanzen zu. Insgesamt basiert die Welternährung heute zu einem Großteil auf nur zehn Kulturpflanzenarten.
"Gefährlich ist, dass immer mehr Arten, Sorten und Rassen wegen geringerer Konkurrenzfähigkeit aus der Nutzung herausfallen." Dr. Wilbert Himmighofen aus dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) prognostizierte, dass der stetig zunehmende Verlust "zwar nicht unmittelbar heute, jedoch morgen oder übermorgen zu einem drängenden Problem werden kann".
"Agrobiodiversität trägt maßgeblich zur Ernährungssicherheit bei, sie senkt Produktionsrisiken und mildert die Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit: wenn mehr Arten und Sorten auf den Feldern stehen, haben Schädlinge nicht die selbe Möglichkeit, sich ungehindert zu verbreiten. Wenn mehr Bullen zur Zucht eingesetzt werden, mindert sich das Risiko, dass ein einzelner Bulle eine Erbkrankheit über Generationen sehr weit verbreiten könnte", so Projektpartnerin Franziska Wolff vom Öko-Institut e.V.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung "Agrobiodiversität entwickeln" plädierten daher für eine Umkehr dieses gefährlichen Entwicklungstrends: Publizität und Aufklärung sind zentrale Ziele auf diesem Weg. Es gilt vor allem das Problembewusstsein in Politik und Gesellschaft zu vergrößern. Endlich muss der dringende Handlungsbedarf erkannt werden. Joseph Jacobi, Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft e.V., brachte dieses Ziel auf den Punkt: "Agrobiodiversität muss aus der Nische in die öffentliche Wahrnehmung. Spätestens 2006 sollte es zum Wort des Jahres werden."
Dies ist die Voraussetzung für ein konsequentes Zusammenwirken von Züchtern, Landwirten, der Lebensmittelwirtschaft und Konsumenten. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte die Tagung. Alle Akteure waren sich einig, dass ein Mehr an Agrobiodiversität zur einer Verbesserung der Lebensmittelqualität führe.

(Das "Positionspapier für eine nachhaltige Tier- und Pflanzenzucht" der Projektgruppe "Agrobiodiversität entwickeln" sowie weitere Informationen zur Tagung finden sich auf der Projekthomepage www.agrobiodiversitaet.net.)

Kontakt

Ulrich Petschow (Projektleitung)
Institut für ökologische
Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW)
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Tel. 030-884594-23
Fax 030-8825439
Ulrich.petschow@ioew.de
www.ioew.de

Regine Barth
Öko-Institut e.V. - Institut für
angewandte Ökologie
Elisabethenstr. 55-57
64283 Darmstadt
Tel. 06151-819130
Fax 06151-819133
r.barth@oeko.de
www.oeko.de

Rudi Vögel
Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburg (LAGS)
Tramper Chaussee 2
16225 Eberswalde
Tel. 03334-66-2721
Fax 03334-66-2650
Rudi.voegel@lags.brandenburg.de
www.grossschutzgebiete.brandenburg.de

Dr. Anita Idel
Projektkoordination Tiergesundheit & Agrobiodiversität
Monumentenstr. 3,
10829 Berlin
Tel. 030-70509501
Anita.Idel@t-online.de
www.Anita-Idel.de



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