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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D -80999 München
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 17.08.1999
Warme Socken gegen Global Warming
Weil die Erde global wärmer wird, müssen sich vor allem die Nordeuropäer bald warme Socken anziehen. Dieser Widerspruch ist in Wirklichkeit keiner. Denn höhere Temperaturen in der Arktis und über Grönland könnten in naher Zukunft dazu führen, daß Europas Energie-Pumpe, der Golfstrom, immer schwächer wird und schließlich ganz ausbleibt.
Derzeit transportiert diese Meeresströmung aus den Tropen eine kaum vorstellbare Energiemenge - sie entspricht etwa dem Hundertfachen dessen, was die Menschheit weltweit an Energie verbraucht - nach Europa. Diese Energie erwärmt die Erdoberfläche in der Region im Jahresdurchschnitt um wenigstens fünf Grad Celsius. Bleibt der Golfstrom aus, bedeutet dies für Nordeuropa eiskalte, um über zehn Grad Celsius kältere Winter. Und genau dies wird - bei unverändertem Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan - möglicherweise im nächsten Jahrhundert passieren, warnen nun Forscher in der britischen Zeitschrift Ecologist.
Hintergrund ist die Erkenntnis, daß der Golfstrom in der Arktis durch die relativ hohen Salzkonzentrationen des oberflächennahen Meereswassers wie durch einen Motor angetrieben wird. Ein zuviel an Süßwassereintrag aus den Flüssen der nördlichen Hemisphäre oder durch Abschmelzen von Grönland- oder Polkappen-Eis wirkt auf diesen Salzwasser-Motor wie Sand im Getriebe eines Otto-Motors. Der Golfstrom fängt an zu "stottern" und stirbt schließlich ab. Fließt lediglich 0,25 Prozent mehr Süßwasser in den Nordatlantik, führe dies - so die Daten des NASA Goddard Institute for Space Studies - zu einem plötzlichen Ende der Nordwärtsströmung des Golfstroms.
Kaum bemerkt von der Weltöffentlichkeit ist bereits ein ähnlicher Meeresstrom im Mittelmeer durch die Klimaerwärmung kollabiert. In der Vergangenheit floß kühleres Wasser aus der Adria am Meeresboden entlang südostwärts in das Ägäische Meer und in das Levantinische Becken. Im Gegenzug strömte warmes Oberflächenwasser aus der Ägäis in die Adria. Doch dies ist nun nicht mehr der Fall. Aufgrund einer wahrscheinlich durch die Klimaerwärmung ausgelösten erhöhten Wasserverdunstung und geringerer Frischwasserzufuhr wurde das oberflächennahe Wasser des östlichen Mittelmeeres zu salzig. Statt nordostwärts zu strömen, sinkt dieses warme Ägäis-Wasser jetzt zum Meeresboden ab - mit noch unbekannten Folgen für das Ökosystem des Mittelmeeres.
Dieses Beispiel dafür, wie sensibel Strömungen auf Klimaänderungen reagieren, sollte eigentlich Warnung genug sein. Wir Europäer sollten nicht erst warten, bis der Golfstrom seine Richtung ändert, sondern bereits jetzt beim nächsten Einkauf warme Wollsocken mitnehmen. Dann könnten wir schon im nächsten Winter statt kräftig Einzuheizen, die in den Socken - über den Nahrungskreislauf Gras-Schaf - gespeicherte Sonnenenergie nutzen. So ließe sich fossile Energie und damit Treibhausgas einsparen und vielleicht der Golfstrom noch ein Weilchen länger am Leben erhalten.
Das gleiche Ziel verfolgt übrigens die Deklaration zum Klimawandel des Ecologist. Dutzende von besorgten Wissenschaftlern, Journalisten, Autoren, Politikern und Nichtregierungsorganisationen haben diese Deklaration, die sofortige Maßnahmen gegen den vom Menschen gemachten Klimawandel fordert, bereits unterschrieben.
Wer diese Deklaration des Ecologist ebenfalls lesen und unterschreiben will, schickt seinen Namen, Adresse und Titel an: "The Ecologist's Declaration on Climate Change", 46 The Vineyard, Richmond, Surrey, TW10 6AN, England. Fax: 0044-181 948 6787. E-Mail: egoldsmith@ecologist.demon.co.uk
Norbert Suchanek


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