Ein Service von![]() | |||||||||||||||||||||
Schafe liefern den Menschen seit Jahrtausenden Milch, Käse, Fleisch, Felle, Wolle. Inzwischen tritt bei uns in Deutschland eine weitere Eigenschaft dieser wolligen Nutztiere in den Vordergrund: Die Landschaftserhaltung. Denn Schafe sind auch billige und sehr nützliche Landschaftspfleger. Vor allem in den Mittelgebirgsregionen wurden trockene Standorte und Flächen mit sogenannten Kalkmagerasen, Wacholderhängen und Wacholderheiden traditionell zur extensiven Hüteschafhaltung genutzt und damit von Menschen und Schafen gleichermaßen quasi erschaffen und erhalten. Die Nutztiere halten die Vegetation kurz und verhindern dadurch ein Vergrasen und Zuwachsen der Rasenflächen. Auch die Schäfer beeinflussen traditionell die Vegetation der Schafweiden indem sie mit ihrer Schippe Keimlinge der Kiefern ausstechen. Die so über Jahrhunderte geprägte Landschaft bietet Lebensraum für seltene Orchideen und Überlebensnischen für viele andere, heimische Pflanzen- und Tierarten, die in einem Laubmischwald oder einem Kiefernwald kaum existieren können. Nicht jede Wiese ist Wildnis Fast wären diese Ökosysteme aber an vielen Standorten verloren gegangen. Zum einen, weil in den 1960er Jahren die Schafzucht in Deutschland stark zurückging. Zum anderen, weil ein falsch verstandener Naturschutzgedanke dazu führte, dass die notwendige Beweidung dieser Flächen teilweise verboten wurde. Inzwischen haben auch die konservativsten Naturschützer zumindest im deutschen Raum gelernt und akzeptiert, dass so manche Naturlandschaft in Wirklichkeit keine Wildnis, sondern eine Kulturlandschaft ist. Schäfer und Naturschützer arbeiten nun Hand in Hand wie zum Beispiel im Biosphärenreservat Rhön, im Naturpark Altmühltal oder in der Schwäbischen Alb. "Naturschutz geht auch durch den Magen !" So lautet das Motto in der Schwäbischen Alb (www.kalkmagerrasen.de). Mit der Förderung der regionalen Schafzucht werden dort die restlichen, typischen Wacholderheideflächen der Alblandschaft erhalten, was auch dringend notwendig ist. Denn seit Anfang des Jahrhunderts sind in Baden-Württemberg über 80% dieser schützenswerten Heideflächen verbuscht, überbaut oder zu Wald geworden. Aber nicht nur in der Alb geht Naturschutz durch den Magen. Dies gilt genauso für die Rhön mit ihrem Rhönschafprojekt (www.biosphaerenreservat-rhoen.de) und für das Altmühltaler Lamm (www.altmuehltaler-lamm.de). Wer extensiv produziertes Lammfleisch aus der Region kauft und genießt, der schützt damit ebenso ein Stück Kulturlandschaft und erhält so ganz nebenbei auch noch wertvolle, nachhaltige Arbeitsplätze in der Schafzucht und Weiterverarbeitung. Die Vermarktung von Lammfleisch ist deshalb so wichtig, weil die Wolle den Schäfer im Grunde nur noch Arbeit und so gut wie keinen Gewinn bringt. Schuld sind die Billigimporte aus dem Weltmarktangebot. Zu viel Lammfleisch kommt aus Neuseeland Bisher gibt es noch rund 34 000 schafhaltende Betriebe und 2,6 Millionen Schafe in Deutschland, von denen die meisten, 380.000, in Bayern grasen. Aber es könnten ruhig noch mehr Schäflein in Deutschland sein. Denn unser Lammfleischverzehr von jährlich etwa 1,2 kg pro Kopf wird nur zu rund 45 Prozent durch heimisches Lamm gedeckt. Das meiste importierte Lammfleisch stammt von der anderen Seite der Erdkugel, aus Neuseeland, was schon allein aufgrund des langen Transportweges nicht gerade ökologisch und dem Geschmack zuträglich ist. Zunehmend holt der Fleischhandel auch Lämmer und Schafe über lange Tiertransporte aus den ehemaligen Ostblockstaaten, was wiederum kaum im Sinne des Tierschutzes ist. Mit Schafwolle Häuser dämmen Für Tier- und Naturschutz allemal besser ist es deshalb, auf Lamm- und Schaffleisch aus der Region zu achten. Aber die Nutzung von Fleisch allein reicht nicht. Natürlich gilt es ebenso heimische Schafmilch zu verwerten und nicht zu vergessen: die Wolle. Sie ist schließlich nicht nur traditioneller Rohstoff für Bekleidung und Teppiche. Inzwischen setzen auch immer mehr Bauherren und Architekten Schafwolle als biologisch hochwertiges Material zur Wärmedämmung ein. Freilich stammt auch hier wieder ein Großteil des Rohstoffs heute nicht aus der Region sondern aus Neuseeland und Australien. So wie sich manche Ökosysteme erst durch die Beweidung von Schafen entwickelt haben, entwickelten sich die verschiedensten Schafrassen in Deutschland in Abhängigkeit von der jeweiligen Region. Diese traditionellen Schafrassen wie das Rhönschaf, das Waldschaf, das Brillenschaf, das Steinschaf, das Bentheimer Landschaf oder das Coburger Fuchsschaf sind robuste Tiere mit ganz speziellen an die Region angepassten Eigenschaften. Auch diese genetische Vielfalt gilt es für künftige Generationen zu erhalten. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (www.g-e-h.de) setzt sich dafür ein. Norbert Suchanek Weiterverwendung nur mit Genehmigung des Autors und der Redaktion
| |||||||||||||||||||||
Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln. |