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Die Europäische Kommission plant mit einer eher unscheinbaren, technischen Richtlinie der Gentechnik in der Landwirtschaft eine gefährliche "Hintertür" zu öffnen. Sogenannte "zufällige und technisch unvermeidbare" Verunreinigungen von herkömmlichem Saatgut mit gentechnischen Sorten sollen künftig, je nach Pflanzenart, zwischen 0,3 und 0,7 Prozent toleriert werden, ohne dass dies gekennzeichnet werden müsste. Die Position der Bundesregierung in dem zuständigen "Ständigen Ausschuss für Saatgut" der EU, der über die Richtlinie im Oktober abstimmen soll, ist entscheidend und bisher nicht festgelegt. Während das Verbraucherministerium für ein Reinheitsgebot an der Nachweisgrenze plädiert, unterstützt das Wirtschaftsministerium bisher den Kommissionsvorschlag. Jede zweihundertste Maispflanze, Tomate, Rübe oder Kartoffel, die auf konventionellen oder Bio-Äckern in Deutschland wächst, könnte nach dem Richtlinienentwurf der EU-Kommission ein gentechnisch veränderter Organismus (GVO) sein, ohne dass die betroffenen Bauern dies verhindern könnten. Milliarden von GVOs würden sich so im vermeintlich gentechnik-freien Anbau vermehren und zwar selbst dann, wenn kein einziger Landwirt willentlich gentechnische Sorten anbaut. Die Folgen einer solchen Form des Zwangs-Anbaus von Gentechnik bekämen alle Bereiche der Lebensmittelproduktion zu spüren: Landwirte könnten keine wirklich gentechnikfreien Produkte mehr liefern und müssten ebenso wie Lebensmittelverarbeiter und der Einzelhandel alle betroffenen Produkte daraufhin testen, ob sie nicht bereits als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssen. Für Lebens- und Futtermittel wurden von der EU unlängst verschärfte Kennzeichnungsvorschriften beschlossen. Massive zusätzliche und überflüssige Kosten bei der Lebensmittelproduktion wären die Folge und würden gerade die treffen, die Gentechnik in ihrem Essen und ihren Produkten vermeiden wollen. Durch staatlichen Eingriff würde verhindert, dass tatsächlich der Markt darüber entscheidet, ob sich Gentechnik-Produkte durchsetzen oder nicht. Aufwand und Kosten würden der Industrie, die solche Sorten auf den Markt bringen will, abgenommen und stattdessen den Bauern und der Lebensmittelindustrie und ihren Kunden aufgebürdet. Die Kosten würden zudem insgesamt um Größenordnungen aufgebläht. Statt des Saatgutes, das am Anfang der Produktion steht, müsste die gut hundertfache Ernte-Menge auf GVOs kontrolliert werden. Die Richtlinie würde wesentliche Sicherheitsbestimmungen des Gentechnikgesetzes und der entsprechenden EU-Gesetze de facto außer Kraft setzen. Die dort vorgesehene Kontrolle des GVO-Anbaus wäre praktisch undurchführbar, wenn sie den gesamten nicht-gentechnischen Anbau mit einschließen muss. Da Saatgut sich vermehrt und in der Natur verbreiten kann, geht es bei seiner Kennzeichnung nicht allein um eine Verbraucherinformation. Sie ist auch die Voraussetzung für vorbeugenden Umweltschutz und für eventuell erforderliche Notfallmaßnahmen. Sollte - wie in den USA bereits geschehen - ein GVO wegen möglicher Gesundheits- oder Umweltschäden wieder aus dem Verkehr gezogen werden müssen, wäre dies praktisch unmöglich, wenn er bereits im gesamten Saatgut der betroffenen Pflanzenart verbreitet wäre. Kontakt: Benedikt Haerlin, Save our Seeds (SOS), c/o Zukunftsstiftung Landwirtschaft 030/27590309 0173 / 9997555 haerlin@zs-l.de www.saveourseeds.org Richtlinienentwurf und Memorandum unter http://zs-l.de/saveourseeds/main.php4?page=dir Zitate von der gemeinsamen Pressekonferenz am 25.9.2003"Die Umsetzung der diskutierten Grenzwerte gleicht einer Gentechnik-Einführungsverordnung, da es uns voraussichtlich unmöglich gemacht wird, den Grenzwert von 0,9% in unseren Produkten zu garantieren," sagte Franz Engelke, Geschäftsleitung der Kampffmeyer Mühlen GmbH, Werk Wesermühlen Hameln."Wir befürchten den Verlust unseres einzigartigen, unverfälschten kulturellen Erbes, das viele Generationen über Jahrhunderte bewahrt haben. Und wir sehen Gefahren für die Entwertung unseres Grundbesitzes, wenn es nicht gelingt, genetische Manipulationen so auszuschließen, dass sie sich nicht unkontrolliert verbreiten," erklärte der Präsident der Prädikatsweingüter Deutschlands (VDP), Michael Prinz zu Salm-Salm, der zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände ist. "Wenn das Saatgut mit GVO verunreinigt ist, werden auch die "zufälligen Verunreinigungen" der Verarbeitungsprodukte langsam schleichend ansteigen, da sich die Gehalte im Verarbeitungsprodukt anreichern können," befürchtet Jutta Jaksche vom Bundesverband Verbraucherzentrale , "Dadurch würde die Wahlfreiheit des Verbrauchers noch stärker eingeschränkt." Prof. Dr. Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Präsident des Agrarbündnis sagte: "Bundeskanzler Schröder muss sich entscheiden: Entweder setzt er sich für die Interessen der Bauern und der Verbraucher ein - oder für die Interessen der Gentech-Industrie. Entweder wird manipuliertes Saatgut konsequent gekennzeichnet - oder das Recht, gentechnikfreie Lebensmittel einzukaufen, ist Geschichte." "Die Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche in Deutschland beobachten derzeit mit großer Sorge, dass durch die geplante EU-Saatgutrichtlinie die Freiheit der Landwirte, zwischen gentechnikfreiem Saatgut und gentechnisch verändertem Saatgut auswählen zu können, zunichte gemacht werden soll. Herkömmliches Saatgut sollte auch weiterhin frei von Gentechnik sein," erklärte Pfarrer Reinhard Dalchow vom Vorstand der Arbeitsgruppe der Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche in Deutschland. Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf , MdEP (Grüne), Vize-Präsident des Agrarausschuß im Europäischen Parlament und Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, AbL, sagte: "Egal welche Anstrengungen die Bauern auch unternehmen werden, um ihre Produktion frei von GVOs zu halten - wenn diese Schwellenwerte Gesetz werden, werden alle Bauern, einschließlich der Biobauern, ein großes Risiko eingehen, dass ihre Produkte mit GVO kontaminiert werden und als "gentechnisch verändert" gekennzeichnet werden müssen. Daher fordern wir die Kommission auf, den Schwellenwert bei der Nachweisgrenze von 0,1 % festzusetzen." "Das Anliegen von uns Eurotoques-Köchen ist es, naturbelassene Lebensmittel in regionstypischer Ausprägung meisterlich zuzubereiten. Wir sagen "Nein" zur Gentechnik und "Ja" zu gutem Essen," sagte Eurotoques-Chefkoch Hans-Peter Wodarz von Pomp, Duck and Circumstance. Thomas Dosch vom Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagte: "Diese Richtlinie bedroht den ökologischen Landbau existentiell und würde generell zu einer unnötigen Steigerung der Lebensmittelpreise führen." Text der gemeinsamen Postkarte an den Bundeskanzler:Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Bitte sorgen Sie dafür, dass herkömmliches Saatgut auch in Zukunft frei von Gentechnik bleibt. Die Europäische Kommission will gentechnische Verunreinigungen zwischen 0,3% und 0,7% im konventionellen und Bio-Saatgut ohne Kennzeichnung zulassen. Da Saatgut sich vermehrt, macht "das Bisschen Gentechnik" einen großen Unterschied. Wir wollen ein eindeutiges Reinheitsgebot (technisch: 0,1%). Die deutsche Stimme entscheidet bei der Abstimmung in der EU. Gentechnische Produkte sollten sich nicht unkontrolliert verbreiten und uns durch die Hintertüre untergeschoben werden. Vertreten Sie die Mehrheit der Bevölkerung und erhalten Sie die Wahlfreiheit der Verbraucher und Landwirte. Schützen Sie uns und die Umwelt vor möglichen Gefahren. Bewahren Sie das älteste Kulturgut der Menschheit für künftige Generationen. Das Postkarten-Motiv finden Sie unter: http://zs-l.de/saveourseeds/Download_Centre/plakat_A4_300dpi.jpg Eine hochauflösende Version des Motivs unter: http://zs-l.de/saveourseeds/Download_Centre/seed_black.tif Alles weitere unter www.saveourseeds.org Kontaktadresse: (Bezug von Postkarten, Plakaten, Faltblättern sowie Informationen) Benedikt Haerlin Save our Seeds (SOS) c/o Zukunftsstiftung Landwirtschaft Tel. 030 / 27 59 03 09 mobil 0173 / 999 7 555 haerlin@zs-l.de www.saveourseeds.org
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