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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Wirtschaft    Datum: 07.07.2003
Hanf - ein Naturrohstoff für alle und fast alles
Mit Hanf Kuchen backen, gut aussehen und Häuser isolieren von Norbert Suchanek
Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde. Über mehrere Jahrtausende hinweg war Hanf sogar die am häufigsten angebaute Feldfrucht auf unserem Planeten. Und das mit gutem Grund. Denn kaum eine andere Pflanze lässt sich so vielfältig nutzen wie die seit rund 50 Jahren als "Drogenpflanze" verunglimpfte und teilweise verbotene "Cannabis sativa". Doch mehr und mehr Unternehmen und Regionen erkennen wieder die Vorteile des Hanf sowohl als Lebens- und Heilmittel sowie als natürlichen Rohstoff für viele Dinge des Alltags wie: Kleidung, Papier oder Dämmstoff. Auch in Deutschland ist seit 1996 der Anbau von Hanfsorten ohne berauschende Wirkung wieder erlaubt.

Wer von Hanf, Marihuana oder Cannabis hört, denkt unwillkürlich zunächst erst mal an illegale Drogen. Doch noch bis ins 19. und 20. Jahrhundert hinein war der aus Asien stammende Hanf eines der bedeutendsten, legalen internationalen Handelsgüter. Russland beispielsweise mauserte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts zum weltweit wichtigsten Hanfexporteur. Das Zarenreich exportierte damals mehr Hanf als Pelze, Holz oder Eisenerz. "Russischer Hanf" war wegen seiner hohen Qualität in aller Welt, besonders aber in Europa und den jungen USA für die Herstellung von Segeln, Tauen, Takelwerk und Fischernetzen begehrt. Gerade die Handels- und Kriegsmarinen mit ihren Segelschiffen waren vom Rohstoff Hanf abhängig. Denn ein größeres Segelschiff des 18. Jahrhunderts verbrauchte etwa 50 Tonnen Hanf in Form von Segeln und Seilen pro Jahr. Als die Kriege um die Handels- und Weltvorherrschaft zwischen Frankreich, England und den USA noch auf den Weltmeeren mit Segelschiffen ausgetragen wurden, war Hanf und der Zugang zu diesem nachwachsenden Rohstoff sogar mit kriegsentscheidend.

Die Zeiten der Großsegler und Teeclipper sind zwar längst vorbei. Dennoch könnte Hanf auch heute wieder eine international wichtige Nutzpflanze werden. So wie ein großes Agrarland wie Russland oder die Ukraine wieder zu einem Hauptexporteur von hochwertigem - natürlich ökologisch angebauten - Hanf werden könnte, wenn es die Politik nur wollte. Dies gilt ebenso für die USA, wo die Siedler schon zu Kolonialzeiten im 17. Jahrhundert per Gesetz verpflichtet waren Hanf anzubauen. Von Hempfield bis Hempstead: Viele Orte oder Regionen in den USA tragen deshalb noch heute "Hemp" das englische Wort für Hanf, in ihrem Namen.

Mit Hanf eine gute Figur machen

Aus Hanf lässt sich weitaus mehr herstellen als nur Segel und Seile. Dass sich "Cannabis sativa" beispielsweise auch gut als Bekleidung eignet, wussten schon Generationen vor dem Erfinder der legendären, unverwüstlichen "Levis" aus Segeltuch. Archäologische Funde zeigen: Bereits seit rund 10.000 Jahren verarbeiten die Menschen Hanffasern zu Kleidung. Und bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 80 Prozent aller Textilien von Hosen bis zu Teppichen und Windeln in den USA und vielen anderen Ländern aus der Cannabisfaser hergestellt. Schließlich sind Hanffasern nicht nur dreimal Reißfester als Baumwolle, sondern auch weicher, wärmer und saugfähiger als die Konkurrenzfaser aus den Tropen. "Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende lang wurden in Irland die feinsten Linnen und in Italien die schönsten Kleiderstoffe der Welt aus Cannabis gefertigt", schreiben Jack Herer und Mathias Bröckers in ihrem Buch "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf".

Ähnlich wie bei Textilien fand Hanf schon früh auch bei der Herstellung von Papier breite Verwendung. Fast das gesamte, Ende des 19. Jahrhunderts produzierte Papier wurde mit Hanffasern hergestellt. Schon im alten China hatte man Hanf zu Papier verarbeitet. Dass heutzutage Papier in erster Linie aus Holz hergestellt wird, liegt vor allem daran, dass es eben billiger ist Ur-Wälder kahlzuschlagen und subventionierte Eukalyptusplantagen anzulegen, als nachhaltig Hanf anzubauen und zu ernten.

Eine eher neue Anwendung von Cannabis ist "Thermo-Hanf", ein Dämmstoff zur Wärmedämmung von Häusern. Thermo-Hanf besteht zu 85 % aus Hanffasern aus heimischem Anbau. Es ist mit rund 15 % Polyester-Stützfaser versetzt, als Flammschutzmittel wird Soda eingebracht. Laut Hersteller sei Thermo-Hanf vollständig frei von umweltschädigenden Zusatzstoffen und außerdem recycelbar. Aufgrund seiner ausgezeichneten Diffusionseigenschaften trage der Cannabis-Dämmstoff zu einem gesunden Raumklima bei. Und weil die Hanffaser kein Einweiß enthält, ist sie vor Motten und Käfern sicher.

Früher aßen die armen Bauern Hanf - heute die "Naturköstler"

Von Anfang an nutzten die Menschen nicht nur die "technischen", sondern ebenso die kulinarischen Eigenschaften des Hanfs, wobei nur spezielle Sorten den berauschenden Wirkstoff THC (Tetryhydrocannabinol) in nennenswerten Mengen enthalten. Im Mittelalter aß die bäuerliche Bevölkerung Hanfsaat in Form von Hanfbrei oder Hanfbutter. Der damals auf "Fleisch" versessene Adel tat Hanf als "Bauernfraß" ab. Von den gesundheitlichen Vorteilen der Cannabis-Pflanze wollten die "Edelleute" nichts wissen. Dies ist heute wahrscheinlich eher andersherum. Denn inzwischen gibt es gerade in der Naturkostbranche wieder Hanfsamen, die genau genommen Nüsse sind, zum Essen und Backen, geschält oder ungeschält im Müsli oder verarbeitet in anderen Lebensmitteln. Denn wie es auch der Forscher Roland Theimer von der Universität Wuppertal formulierte, "eignet sich Hanfsaat-Protein hervorragend als Zusatz zu Backwaren, Suppen und anderen Lebensmitteln und ist eigentlich als Vieh- oder Vogelfutter unterbewertet." Die Hanfnüsse liefern alle lebensnotwendigen Aminosäuren, B-Vitamine, Vitamin E und wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Kalium und Phosphor. In seinem Samenöl finden sich darüber hinaus gesunde, ungesättigte Fettsäuren. Hanf-Öl liefert vor allem die essentielle Fettsäuren wie Linol-, Alpha-Linolsäure und die in anderen Nahrungsmitteln seltene Gamma-Linolsäure (GLA). Aufgrund dieser GLA-Fettsäure empfehlen Mediziner Hanfsaat und Hanf-Öl zum Einnehmen wie zum Auftragen gerade auch bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis. So ist es kein Wunder, dass Hanf-Öl heutzutage nicht nur zu Tofu und Margarine weiterverarbeitet wird, sondern auch in der Naturkosmetik reiche Verwendung findet.

Hanf als Hustenmittel der englischen Königin

Neuerdings rücken noch weitere medizinische Wirkungen des Hanfs wieder ins Licht der Wissenschaft. Schon vor mindestens 4.000 Jahren nutzte schließlich die chinesische Medizin die heilenden, und besonders schmerzstillenden Wirkungen dieser Pflanze. Natürlich verbreitete sich dieses Heilwissen mit der Pflanze auch von Ost nach West, so dass auch die Ärzte der Antike und ebenso die traditionelle Klostermedizin Hanf als Heilmittel einsetzten. Noch im 19. Jahrhundert verschrieben selbst bekannte Ärzte wie der Leibarzt von Queen Victoria Hanf als Mittel gegen Husten, asthmatische Zustände, Migräne, Krämpfe aller Art und Schlafstörungen. Manche moderne Mediziner glauben, dass sich mit Cannabis auch teilweise Grüner Star und bestimmte Tumore erfolgreich behandeln lassen. Vor kurzem meldete die Universitätsklinik Würzburg nun, Cannabis schütze das Herz nach einem Infarkt. Das könnte für so manchen, gestressten Manager Grund genug sein, um sich hin und wieder ein Hanf-Bier einzuschenken oder zu einem Hanf-Eis zu greifen. In England soll diese neue Kreation der Eisbranche ein Gourmet-Hit sein. Ob die legale Hanf-Zigarette als Alternative zum gewöhnlichen "Blauen Dunst" ein ähnlicher Hit wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Sicher ist nur: Hätte Bill Clinton schon als Student die neuen Kräuterzigaretten mit Hanf gekannt, er hätte später nicht schwören müssen, dass er zwar Cannabis geraucht, aber nicht inhaliert habe. Denn die heutigen, erlaubten Hanf-Zigaretten können gar nicht "High" machen, da sie mit THC-Freien Sorten "gedreht" werden.

Übrigens: Wie eine Anfrage beim bayerischen Staatsministerium ergab, ist THC-freier Hanf, entgegen anderer "Gerüchte", so wie im gesamten Bundesgebiet auch in Bayern erlaubt, solange das Hanfprodukt die vom Bund festgelegten THC-Grenzwerte einhält.

Bezugsquellen von Hanfprodukten:

- Hanf & Natur, Gimborner Str. 98, 51709 Marienheide, Tel 02264 - 286990,
www.hanf-natur.com,
Samen, Mehl, Tee, Öl, Nudeln, Chips, Bier, Schokolade, Müsli

- ZHEF AG, Dieselstr. 23, 61239 Ober-Mörlen,
Tel. 06002 - 939120, www.zhef.de
Hanfschuhe

- Projekt 21+, Volkartstr. 46, 80636 München,
Tel. 089 - 35653344

- Hanf & Co. Kappengasse 9, 90402 Nürnberg,
Tel. 0911 - 264023, Kosmetik u.a.

- Hemp Man, Olympiastr. 19 a, 86179 Augsburg,
Tel. 0821 - 883592, Hanfbekleidung

- Hanf Dampf Hanf Rohstoffe, Ostring 18,
73269 Hochdorf
www.hanf-dampf.de



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