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| ECO-News - die grüne Presseagentur |
Presse-Stelle: | Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin |
Rubrik: | Verkehr Datum: 01.07.2003 |
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Neuer Verkehrswegeplan setzt Schwerpunkte pro Schiene und pro Bestandserneuerung |
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Zum neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP), der am morgigen Mittwoch durch das Bundeskabinett verabschiedet wird, erklärt Albert Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher:
Der neue Bundesverkehrswegeplan (BVWP) gibt vor, welche Investitionen in bundeseigene Straßen, Schienenwege und Wasserstraßen vorgenommen werden. Insgesamt stehen im Planungszeitraum 2001 bis 2015 148,9 Milliarden Euro Haushaltsmittel zur Verfügung. Hinzu kommen außerhalb des BVWP zusätzliche 14 Milliarden Euro im Planungszeitraum, die ausschließlich für Projekte des Nahverkehrs aus Schienen des Bundes zur Verfügung stehen. Damit gilt: In der Summe aller Investitionsmittel des Bundes, inklusive der Mittel für Bundesschienenwege außerhalb des BVWP, wird die Schiene gleich behandelt. Dies ist im Koalitionsvertrag verabredet. Damit kann das System Schiene weiterhin auf hohem Niveau rundum erneuert werden.
Im Gegensatz zum derzeit gültigen BVWP wird ein Schwerpunkt auf den Erhalt der in die Jahre gekommenen Infrastruktur gelegt:- Den Investitionen in die Bestandsnetze in Höhe von 82,7 Milliarden Euro stehen 64,2 Milliarden Euro für Neu- und Ausbau gegenüber.
- Von den Neubaumitteln sind zusätzlich noch vier Milliarden Euro abzuziehen, die für privat vorfinanzierte Autobahnprojekte in den 90er Jahren mit Zins und Zinseszins bis ins Jahr 2015 abgezahlt werden müssen.
- Unter Hinzurechnung der Investitionen in das Bundesschienennetz aus Regionalisierungsmitteln und durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ergibt sich somit ein Verhältnis von 60 zu 40 zugunsten der Bestandsnetzinvestitionen (ohne diese Mittel liegt das Verhältnis bei 56 zu 44).
Mit besonderem Nachdruck haben wir dafür gesorgt, dass die Schienenwege Richtung Osteuropa für rund 1,4 Milliarden Euro ausgebaut werden. Somit kann der stark anwachsende Warentausch zwischen Ost und West verstärkt auf der Schiene abgewickelt werden, ohne einen Dauerstau auf den Autobahnen zu produzieren. Der neue Bundesverkehrswegeplan löst die Unterfinanzierung des derzeitigen Planes ab. Geplant wird im Wesentlichen nur das, was auch bezahlbar ist. Bei der Straße wird eine Reserve von 29 Prozent (bisher mehr als 100 Prozent) und bei der Schiene von 33 Prozent eingestellt. In dieser Größenordnung ist eine Planungsreserve sinnvoll und zulässig, da bei einem Teil der vordringlichen Projekte große Finanzierungsanteile erst nach 2015 kostenwirksam werden.
Bewertung von Einzelprojekten im Bundesverkehrswegeplan | Berlin-Frankfurt/Oder - Warschau) | 224 | Berlin-Dresden-(Prag) | 216 | Berlin-(Stettin) | 104 | Berlin-Cottbus/Görlitz - (Breslau/Krakau) | 237 | Hoyerswerda-Horka- (Breslau/Krakau) | 163 | Nürnberg-Marktredwitz-(Prag) | 467,4 | Gesamt | 1411,4 |
Tab. 1: Geplanter vordringlicher Ausbau der Schienenwege im Rahmen der EU-Osterweiterung in Millionen Euro
Bei einer Reihe von Einzelprojekten ist es uns gelungen, ökologisch besonders umstrittene Straßenbauprojekte auszusortieren oder in den weiteren Bedarf ohne Realisierungschance abzustufen, so zum Beispiel:- die Fichtelgebirgsautobahn (vierstreifige B 303 neu),
- die Autobahn durch das Rothaargebirge (A 4),
- die Bienwaldautobahn (A 65) und die Westerwaldautobahn (A 48) in Rheinland-Pfalz,
- die A 16 zwischen Leipzig und dem Spreewald,
- die Verlängerung der A 71 in Sachsen-Anhalt,
- die Küstenautobahn A 22 in Niedersachsen,
- die A 100 zwischen Treptower Park und Landsberger Allee in Berlin.
Unter anderen sind folgende Autobahnprojekte aufgrund eines sehr hohen Umweltrisikos in der beantragten Form nicht realisierbar:- die A 33 durch den Teutoburger Wald und
- die A 49 in Nordhessen,
- ein Teilstück der A 1 in der Eifel sowie Teile der vom Kanzler in Aussicht gestellten neuen Autobahnen A 14 und A 39 in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
- Für die A 94 östlich von München konnten wir durchsetzen, dass zur Schonung des Isentals die verträglichere Trassenvariante auf der bestehenden Bundesstraße ins Verfahren einbezogen wird und eine vergleichende Umweltverträglichkeitsprüfung vorgenommen wird.
- Die Hochrheinautobahn A 98 soll nur zweispurig realisiert werden.
Negativ aus unserer Sicht ist vor allem die Einstufung der A 20 Westumfahrung Hamburg bis zur A 26 bei Stade in den vordringlichen Bedarf. Allerdings steht und fällt das Projekt mit der geplanten Elbquerung, die privat finanziert werden soll. Die eingeplanten Kosten für deren Anschubfinanzierung sind aber so gering angesetzt, dass die Risikoübernahme durch einen privaten Investor in hohem Maße unwahrscheinlich ist. Das zeigen auch die gescheiterten Privatfinanzierungsvorhaben aus jüngster Zeit (2. Strelasund-Brücke nach Rügen, Großflughafen Berlin-Brandenburg-International).
Bei den Bundeswasserstraßen muss die Fertigstellung bereits weit fortgeschrittener Projekte Vorrang vor dem Neu- oder Ausbau von Kanälen haben. Die Voraussetzungen für den Bau des hoch umstrittenen Projekts Saalekanal müssen unbedingt noch einmal geprüft werden. Ein Baubeginn im Zeitraum bis 2015 ist daher äußerst unwahrscheinlich.
Die Elbe bleibt ein intakter Fluss. Die Donau wird nach der Variante A staustufenfrei ausgebaut.
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