Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Stiftung Wald in Not, D-53175 Bonn
Rubrik:Naturschutz    Datum: 13.05.2003
Dem "Baum des Jahres 2003", der Schwarz-Erle, droht Gefahr!
Schwarz-Erlensymposium in Burg im Spreewald.
Über 100 Vertreter von Forst- und Naturschutzinstitutionen und Naturinteressierte aus dem gesamten Bundesgebiet diskutierten am 8. und 9.Mai in Burg/Spreewald mit Experten aus Wissenschaft und Praxis, die vielfältige Bedeutung der Schwarz-Erle im Naturhaushalt und in der Forst- und Holzwirtschaft. Die Schwarz-Erle, vom Kuratorium Baum des Jahres zum Jahresbaum 2003 erklärt, ist seit einigen Jahren durch das Auftreten des neuartigen Erlensterbens bedroht.

Daher war es durchaus nicht zufällig, dass das Kuratorium Baum des Jahres gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Spreewald, der Stiftung Wald in Not und der Landesforstverwaltung Brandenburg zur Veranstaltung eingeladen hatten. Im Spreewald befinden sich die größten geschlossenen Erlenwälder Deutschlands. Sie erstrecken sich auf 2.800 ha und stellen einen einmaligen Lebensraum für eine Reihe seltener Tier- und Pflanzenarten dar. Dazu zählt der Kranich, ca. 30-40 Paare des scheuen Vogels brühten hier, ebenso wie ca. 150 Insekten und über 70 Pilzarten, die an und mit der Erle leben. Eindrucksvoll wird die einmalige Kulturlandschaft des Spreewaldes auch von den Erlenreihen geprägt, die rund 850 km Fließe, Kanäle und Wege säumen. Im traditionellen Blockhausbau, der gerade in der Streusiedlung Burg noch hundertfach zu erleben ist, spielt die Erle historisch ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem in den Wänden der Blockhäuser wird sie verbaut.

Prof. Dr. Andreas Roloff, vom Institut für Forstbotanik und Forstzoologie der TU Dresden in Tharandt unterstrich, dass die Baumart, die wichtigsten Waldökosysteme im Spreewald - den Fluss begleitenden Erlen-Eschenwald, der zu den Auwäldern zählt, sowie den Erlenbruchwald prägt. In Auwäldern erreicht die Erle ihre besten Wuchsleistungen mit Höhen bis zu 35 m. Hier kommt sie in Mischung mit anderen Baumarten, wie Esche und Ulme vor, die künftig im Spreewald auch weiter stärkere Anteile einnehmen sollen. In den Erlenbruchwäldern, ist sie neben der Weide die einige Baumart, die mit hohen Wasserständen auskommt.

Die Erhaltung der Erle im Biosphärenreservat, wo die einmalige Spreewaldlandschaft durch eine naturnahe und traditionelle Nutzung bewahrt und entwickelt werden sollte, hat aus wirtschaftlicher Sicht und aus Naturschutzgründen einen hohen Stellenwert.

Besonders schwer wiegt deshalb die Bedrohung durch das "neuartige Erlensterben", dass seit einigen Jahren auch die deutschen Erlen erfasst hat. Wie Dr. Thomas Jung aus Freising, Bayern mitteilt, sind dort bereits 50% der flussbegleitenden Erlenbestände vom "neuartigen Erlensterben" betroffen, indem Ufer begleitende Erlen infiziert oder bereits abgestorben sind.

Über ein Forschungsvorhaben im Spreewald, das auch von der Stiftung Wald in Not finanziell gefördert wird, berichtete Dr. Jörg Schumacher von der TU Dresden. Danach sind im Spreewald etwa 15% der Bäume erkrankt. Die Befallsrate schwankt zwischen 3% und maximal 33% der Probebestände, wobei hier ebenso wie anderenorts jüngere Pflanzungen am stärksten betroffen sind. Die Neuinfektionsrate von 2% pro Jahr gibt durchaus Anlass zur Sorge, können doch so in 5 Jahren bis zu einem Viertel der Spreewalderlen befallen sein.

Durch ein angepasstes Wasserregime, das Überflutungen in den Sommermonaten vermeidet, soll im Spreewald eine weitere Ausbreitung gebremst werden. Gleichzeitig werden Baumschulen in Brandenburg intensiv untersucht, um künftig nur noch erregerfreies Pflanzgut in den Handel zu bringen. Bis dahin besteht in Brandenburg ein Pflanzverbot für Schwarz-Erlen. Die Pflanzung auf erhöhten Rabatten werden ebenso empfohlen, wie ein stärkerer Einsatz anderer standortgerechter Baumarten, wie Ulmen, Esche und Stieleiche in der Forstwirtschaft und im Landschaftsbau. Die Forschungen werden zur Zeit auf die Erkennung und die Vermehrung resistenter Bäume ausgedehnt, sowie Abwehrmethoden durch eine Wundtherapie.

Weitere Informationen unter www.baum-des-jahres.de oder bei der Stiftung Wald in Not, Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn



Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.