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B&U: Herr Bode, warum engagieren Sie sich für gesunde Lebensmittel, nicht für den Regenwald oder erneuerbare Energien? Bode: Essen ist Globalisierung, die durch den Magen geht: Selbst wenn ich deutsche Butter aus Milch von deutschen Kühen kaufe - die haben oft Soja gefressen, für das Regenwälder abgeholzt und Kleinbauern in Südamerika vertrieben wurden. Neben der Trinkwasser- ist die Nahrungsmittelversorgung eine der zentralen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Popp: Die tägliche Entscheidung beimEinkauf von Nahrungsmitteln ist genauso wichtig wie die Überlegung, wie gesund ich wohnen möchte, welchenStrom ich verbrauche oder wie ich mein Geld arbeiten lasse. B&U: foodwatch versteht sich als Katalysator für Verbraucherinteressen. Ob Menschen Fleisch essen oder nicht, sollen sie für sich entscheiden. Die UmweltBank zahlt ihren Kunden gute Zinsen. Was der Einzelne damit macht, ist seine Sache. Im Grunde sind Sie sich einig? Bode: Ja und nein. Ethisches Investment ist nur möglich, wenn ich weiß, wofür mein Geld eingesetzt wird. Verantwortungsvoller Lebensmittelkonsum setzt ebenfalls ein Mindestmaß an Information zum Beispiel über die Herkunft und die Art der Erzeugung voraus. Bei Lebensmitteln sagen die Preise nur wenig über die Produkte aus. Ein großer Teil der wahren Kosten wird abgewälzt. Mit unseren Steuern finanzieren wir horrende Agrarsubventionen. Mit den Wassergebühren werden uns auch die Kosten für die Reinigung des Trinkwassers von Düngemitteln und Pestiziden aufgebrummt. Für Lebensmittel müssen wir uns täglich neu entscheiden, Geldanlage-Entscheidungen treffen wir dreimal im Jahr. Durch beides kann ich viel bewirken - negativ wie positiv. Popp: Das sehe ich genauso. Nur eininformierter Verbraucher kann die richtige Entscheidung treffen. Deshalb legt die UmweltBank offen, was mit dem Geld der Kunden finanziert wird. Darüber hinaus bieten wir Anlagekonditionen, die oft besser sind als die Zinsen der Hausbank. Warum? Weil wir effizienter wirtschaften und damit Ressourcen sparen. Das ist ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz. B&U: HerrBode, Sie kritisieren den Lobbyismus in der Politik und werfen Unternehmen vor, es mit globaler Verantwortung und Unternehmensethik nicht ernst zu meinen. Was muss anders laufen? Bode: Die Frage ist: Welche Folgen hat Lobbyismus? Führt er zu einer intensiveren Diskussion gesellschaftlicher Fragen, ist er legitim. Hat er zur Folge, dass Teilinteressen ständig Gemeinwohlinteressen verdrängen, ist er ein Sargnagel für unsere Demokratie. Ich vermisse den Druck auf die Politik, die Gemeinwohlinteressen durchzusetzen. So mancher Unternehmer hat für solche Fragen mehr Bewusstsein als die gewählten Volksvertreter. Das erfahren Sie häufig erst, wenn die Mikrophone ausgeschaltet sind. In der Öffentlichkeit und der Unternehmenspolitik spiegelt sich dies viel zu selten wider. Popp: Ich glaube, dass sowohl unsere Politiker als auch unsere Unternehmer im Schnitt genauso umweltfreundlich sind wie die Gesamtbevölkerung. Allerdings glauben beide Gruppen, in äußeren Zwängen zu stecken und meinen, manche Entscheidungen wider besseren Wissens nicht treffen zu können oder zu dürfen. Dabei bietet gerade das Thema Umweltschutz die Marktchance, aus diesem Dilemma auszubrechen. B&U: Was erwarten Sie vom Verbraucher? Bode: Verbraucher sind Bürgerinnen und Bürger mit bestimmten demokratischen Grundrechten. Das Recht auf umfassende Information wird ihnen aber häufig verweigert. Erst wenn dies anders ist, macht es Sinn, vom "mündigen Verbraucher" zu sprechen. Kritische Bürger können aber schon heute einiges durchsetzen. Foodwatch zeigt Möglichkeiten im Bereich Lebensmittel auf. Popp: Der Druck auf die Politik erfolgt durch Abstimmungen und Wahlen. Der Druck auf Unternehmen entsteht durch die Verbraucher. Wir brauchen konsequente Verbraucher und Wähler. B&U: Was ist Nachhaltigkeit? Bode: Dieses Etikett ist längst entwertet, weil es überall draufgeklebt worden ist. Solange die Definition von Nachhaltigkeit aus der Sicht der Industriekonzerne diktiert wird, ist das Konzept auch keine wirklich hilfreiche Betrachtungsweise. Popp: Nachhaltigkeit würde ich mit Langfristigkeit übersetzen. Für die Langfristigkeit aus Unternehmenssicht sind Quartalszahlen kontraproduktiv, weil das Konzept und die Perspektiven eines Unternehmens aus den Augen geraten. Unter Nachhaltigkeit aus Verbrauchersicht verstehe ich, wenn der Einzelne fragt - was ist mein Haus oder meine Geldanlage in 100Jahren wert. B&U: Konsequente Nachhaltigkeit umzusetzen, würde für die meisten Unternehmen bedeuten, freiwillig Konkurs anzumelden. Hat Herr Bode gesagt. Herr Popp sagt, bei der UmweltBank gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand. Bode: Ich sehe da keinen Widerspruch. Für die überwiegende Anzahl der Unternehmen ist es nach wie vor höchst profitabel, die Umwelt- und Sozialverträglichkeit hintanzustellen. Das schließt nicht aus, dass ein Teil der Unternehmen sich anders verhält und damit erfolgreich ist. Popp: Ich sehe die nachhaltige Entwicklung einer Gesellschaft nicht als Revolution, sondern als evolutionären Prozess. An diesem Prozess wirken viele mit. - So wie bei einem Mosaik. Die UmweltBank ist dabei ebenso ein Mosaikstein wie foodwatch. B&U: Herr Bode, bevor Sie 1989 bei Greenpeace starteten, waren Sie selbst in einer Führungsposition bei einem mittelständischen Metallkonzern. Bode: Für mich war die Industrie ein Zwischenstadium, in dem ich viel lernen wollte. Meine Erfahrungen konnte ich dann auch bei Greenpeace verwerten. B&U: Herr Popp, wie wurden Sie zum UmweltBanker? Popp:Ich bin gerne Banker und doppelt gerne UmweltBanker. Dadurch habe ich einen persönlichen Zusatznutzen, ein gewisses Maß an innerer Befriedigung, weil ich nicht nur einen interessanten Beruf als Unternehmer ausübe, sondern etwas Sinnvolles für die Gesellschaft leiste. Letztlich habe ich das gleiche Motiv wie ein Kunde, der bei uns Geld anlegt. B&U: Sie bekommen von uns einen Einkaufsgutschein in Wert von 20 Euro. Was kaufen Sie? Bode:Einen schönen Fisch und eine Flasche Weißwein für ein gemütliches Essen zu zweit. Popp: Prima, find' ich gut. Bei selbstgefangenem Fisch und Wein aus ökologischem Anbau bin ich dabei
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