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Presse-Stelle:  Patuca e.V. Freunde und Förderer für Natur und Kultur im Regenwald, D-78465 Konstanz
Rubrik:Familie, Reise, Erholung    Datum: 25.03.2003
Leben auf honduranisch
Ein Volontär berichtet aus Honduras Ein Artikel von Aljosha Kleinhammer
Um sieben Uhr aufstehen, Berufsverkehr, überfüllte Busse, Stress mit dem Computer, Ärger mit dem Chef - das kennt in Deutschland jeder. Der Alltag der Landbevölkerung in Honduras ist mit unserem Leben nicht zu vergleichen...

Im honduranischen Regenwald habe ich zwei Monate lang in sehr engem Kontakt mit einheimischen Kleinbauernfamilien zusammengelebt und dabei ihre Lebensweise kennengelernt. Die Frauen stehen noch bei Dunkelheit (etwa um halb fünf) auf, um das Feuer anzufachen, denn um halb sieben, wenn die Männer aufstehen muss das Frühstücks fertig sein. Es gibt jeden morgen das gleiche: Bohnen, Reis und Tortillas. Tagsüber arbeiten die Männer mit der Machete auf dem Feld oder gehen auf die Jagd, bzw. zum fischen. Die Frauen bleiben mit den kleinen Kindern im Haus und haben den ganzen Tag kaum eine ruhige Minute: sie halten das Haus sauber, versorgen Haustiere, bessern Kleidung aus, waschen am Bach und bereiten drei mal am Tag warme Mahlzeiten zu. Das Kochen auf offenen Feuerstellen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Weil die Kinder später die Altersversorgung der Eltern garantieren sollen haben viele Familien hier 6-8 Kinder. Uns wurde von einer Frau erzählt, die 20 Kinder gehabt haben soll...

Mittags kehren die Männer zum Essen und zur Siesta zurück. Auch wenn die Männerarbeit mit der Machete oft sehr hart ist, so erscheint mir das Leben der Frauen auf jeden Fall sehr viel härter und anstrengender. Ich habe sehr viel seltener Frauen zusammensitzen, ausruhen und sich unterhalten sehen als Männer, die dies sehr oft, während oder nach der Arbeit tun, zum Beispiel wenn sie auf ihr Essen (Bohnen, Reis und Tortillas) warten, das sie sich selbstverständlich bringen lassen. Hier herrscht die typische lateinamerikanische "Machogesellschaft". Der Tag ist für unsere Begriffe sehr früh zu Ende. Verständlich, wenn mann bedenkt, dass er bereits um 5 Uhr beginnt und aus harter Arbeit besteht. Das Abendmahl besteht einmal mehr aus Bohnen, Reis und Tortillas. Gelegentlich gibt es mal ein Ei oder einen Fisch dazu oder etwas Fleisch von einem geschlachteten Schwein oder Huhn oder einem gewilderten Tier. Elektrizität gibt es hier nicht und so geben ab 6 Uhr abends nur noch Kerzen spärliches Licht. Spätestens um 9 Uhr ist dann wirklich jeder im Bett.

Aufgrund der einseitigen Ernährung haben viele Kinder und Erwachsene hier Mangelerscheinungen und ein schwaches Immunsystem. Gemüse und Obst zu essen steht nicht im Kurs, denn man glaubt, nur Reis und Bohnen könnten genügend Kraft geben. An vielen Orten gibt es kein sauberes Trinkwasser. Die aus Lehm gebauten Hütten besitzen keinen befestigten Boden. So spielen die Kinder auf Lehmboden, zwischen hinkenden, dürren, oft kranken Hunden, Küken, die überall Kot hinterlassen und ihren Müttern, die immer wieder zwischendurch mit dem Reisigbesen für Ordnung sorgen. Mehrmals täglich waschen sie die Kleinen draussen mit Wasser ab. In den Wänden der Hütten nisten sich gerne Insekten ein, die ihre Bewohner mit Stichen und Bissen plagen. Hauterkrankungen und Erkrankungen des Verdauungssystems sind unter diesen Bedingungen an der Tagesordnung. Die meisten Menschen hier sind völlig ohne Bildung aufgewachsen. Sie können nicht lesen und schreiben und wissen nichts von gesundheitsfördernder Ernährung, Hygiene oder Möglichkeiten, das Leben etwas sicherer und weniger beschwerlich zu gestalten.

Der deutsche Patuca e.V. leistet seit 1995 vor allem mit Bildungsseminaren für Erwachsene und dem Aufbau von Schulen wichtige Entwicklungszusammenarbeit für die extrem benachteiligte Bevölkerung im Süden von Honduras. Mehr zu den Projekten des Vereins unter www.patuca.org.





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