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Presse-Stelle:  Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. Geschäftsstelle, D-30159 Hannover
Rubrik:Tierschutz    Datum: 05.11.2002
>Ein Herz für Jäger< VEBU-Satire nimmt Jägertum aufs Korn...
"Der Schöpfung mit Ehrfurcht begegnen" Ein Beitrag aus dem VEBU-Magazin >natürlich vegetarisch< von Hilmar Steppat

"Der Schöpfung mit Ehrfurcht begegnen"

Nein. Unter dieser Überschrift à la Albert Schweitzer erschien keine Abhandlung über ethisch motivierte Menschen, die sich z.B. vom Fleischkonsum befreit haben. Unter den obigen Worten veröffentlichte das "Oberbadische Volksblatt" einen - keines-wegs satirischen - Beitrag über die "Freisprechung von Jungjägern". Hmm. Wer kann die angehenden Lusttöter vom Tiermord a priori freisprechen? Ein weltliches Gericht oder Gott vielleicht sogar persönlich? Nicht ganz. Auch wenn Letzteres, angesichts der "christlichen" Hubertus-messen schon wahrscheinlicher erscheint und gut passen würde, aber so ist´s zu lesen: Nachdem "Ausbildungsobmann" Herbert Glasmacher an die zehn frisch gebackene Waidmännchen den begehrten Jägerbrief verteilte, gab´s vom Nestor der Lörracher Jäger, Wildmeister a.D. Wilhelm Pfisterer, den dreifachen Jägerschlag, stilecht mit einem Hirschfänger verabreicht. Der "Höhepunkt" für die Jungjäger.

Zuvor wurden die Nachwuchsjäger in feierlicher Zeremonie in den Kreis der Jägerschaft aufgenommen. Vor der Fahne des Schlettstatter Jägerbataillons und den Signalen der Jagdhornbläser legten die Jungjäger das Gelübte ab, "der Schöpfung mit Erfurcht zu begegnen, sich für den Erhalt des natürlichen Lebensraums einzusetzen, dem Wild zu helfen, jägerische Aufgaben pflichtgemäß zu erfüllen, Jagdwaffen waid-männisch zu gebrauchen und geltenes Recht anzuerkennen". Aha. Theodor Heuss definierte einst die Jagd als eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit. Anders, etwas platter gesagt: Jäger machen nicht nur - sie haben auch einen Knall. Das schizophrene Gelübte bringt dies ganz nett rüber.

Lörrach: Die Klänge der Bläsergruppe und "20 gut gemeinte Ratschläge an die angehenden Jägerfrauen", die der Ausbildungsobmann zu erzählen wusste, rundeten das Ritual am Ende stilecht (waid)-männlich - ab. Ob der heiße Tipp dazugehörte, sich am besten gleich nach einem weniger mordlüsternden neuen Lebenspartner umzuschauen, wurde leider nicht übermittelt. Der vorwitzige Gedanke an Uwe Dicks HörBuch "Der Jäger vom Knall - Hundsoktaven zu einer Sexualpathologie zwergdeutscher Flintenmänner" (erschienen in der ASKU-Presse, ISBN 3-930994-04-6) macht sich jetzt fingerschnipsend bemerkbar . Doch auch wenn Dick anhand von jägerischem Liedgut zwei Handbreit unter der Gürtellinie hineininterpretiert "...ohne Schießschwengel ist er (der Jäger) als entmannt zu betrachten" wird wohl die frisch gebackene deutsche Jägersfrau ihrem tapferen Helden auch bezüglich seiner neuen Leidenschaft die Stange halten.
Frauen sind leider nicht zwangsläufig die ethisch motivierteren Menschen. Ein kürzlich gesendeter Filmbericht über junge, lifestylegeprägte Frauen, die lebende, wunderschöne Hummer dutzendweise zum Ausprobieren (und späterem Verspeisen...) in der Küche eines noblen Restaurants in kochendes Wasser plumpsen ließen, bestätigt beispielhaft diese er/sie-nüchternde Erkenntnis. Die Abstumpfung gegenüber den Tieren besitzt keine geschlechtlichen Vorlieben. Und: Auch so mancher weibliche Grünrock steht, um beim Thema zu bleiben, heutzutage bei der unmenschlichen Jagd auf wehrlose Opfer ihren Mann. Alles ist relativ.
Der Bericht zeigt, wie Mitglied Sigurd Reichhelm bemerkte, dass die Jäger-Initiierung eine windige Verquickung von Militär und Religion darstellt: Der allmächtige Gott macht´s möglich. Auch wenn jeder weiß, dass "er" hinter sein biblisches "Du sollst nicht töten" kein "P.S." mit dem Hinweis: "Das betrifft übrigens nur deinesgleichen, Mensch ..." gehängt hat. Mit "ihm" lässt sich so letztlich alles rechtfertigen. Auch die leidenschaftliche Mords-Lust der Armee von grünröckigen Flin-tenmännern und -frauen, die gerade um diese Jahreszeit wieder verstärkt in unsere Wälder einfällt, um ihr tödliches Spiel zu spielen. Der Spaß hört für sie erst dann auf, wenn sie, alkoholisiert, wie sie oft sind, sich schon mal gegenseitig ins Gesäß - oder über den Haufen-schießen oder aber sich über merkwürdig schnell baufällig gewordene Jägerstände wundern. Alternativ vielleicht ja irgendwann auch über phantasievoll umfunktionierte luftige Waldhochhäuschen, die eines Tages geheimnisvoll eine Herzchentür erhalten haben, eine Rolle Recycling-Klopapier inclusive. Von Menschen, die ihr Herz am richtigen Fleck tragen, und so zeigen, was sie von der Jagd halten. Und der Wald bleibt sauber.




Diese Satire erschien erstmals in der Ausgabe Nr.5/2002 des Magazins >natürlich vegetarisch<.

(Cartoon Steffen Jahsnowski)

Abdruck gegen Zusendung eines Belegexemplares honorarfrei.

Belegexemplar an:

Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.
Blumenstr. 3
30159 Hannover



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