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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
Rubrik:Soziales u. Gesellschaft    Datum: 11.10.2002
Outdoor-Sportveranstaltungen: Umwelt muss nicht Verliererin sein
UBA-Studie untersucht am Beispiel Mountainbiken die ökologischen Auswirkungen von Natursportveranstaltungen

Die erkennbaren Schäden durch Mountainbike-Sportveranstaltungen in der Umwelt - auch bei Großveranstaltungen mit hoher Zuschauerzahl - sind meist gering und von kurzer Dauer. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Deutschen Sporthochschule Köln im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) durchgeführte Untersuchung. Zwar können sowohl Bodenschädigungen als auch Störwirkungen auf die Fauna im Einzelfall erheblich sein. Dies führt aber in der Regel nicht zu dauerhaften Umweltschäden - sofern bei der Vorbereitung derartiger Veranstaltungen ökologische Belange ausreichend berücksichtigt werden und wenn eine unkontrollierte Folgenutzung des Geländes verhindert wird. Die Studie gibt den Veranstaltern konkrete Handlungsempfehlungen.

Die Kölner Sportwissenschaftler nahmen insgesamt 48 Mountainbike-Veranstaltungen unterschiedlicher Größe unter die Lupe. Mit Hilfe eines über Veranstalter-Fragebögen und Vor-Ort-Beobachtung erarbeiteten Kriterienkatalogs wurden die Auswirkungen der Veranstaltungen erfasst und ausgewertet. Die Evaluationsgrundlage orientierte sich am Leitbild der Nachhaltigkeit - etwa in den Teilaspekten Regenerierbarkeit, Ressourcenschonung und regionale Entwicklung.

Es zeigte sich, dass die Auswirkungen auf das Gelände stark abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, der Witterung sowie den im Vorfeld getroffenen (Schutz-) Maßnahmen sind. So können die Auswirkungen auf befestigte Wege in der Regel vernachlässigt werden, da sie die Beeinträchtigung durch deren reguläre Nutzung - etwa durch die Land- und Forstwirtschaft - nicht übersteigen. Auf unbefestigten Wegen und auf vorbelasteten Oberflächen führen Spurrillen jedoch häufig zu Erosionsrinnen und -flächen, insbesondere bei sehr nasser Witterung, wenn das Umfahren von Schlammpfützen die schleichende Wegverbreiterung begünstigt. Durch Absperr- und Lenkungsmaßnahmen sowie durch sorgfältige Streckenplanung muss vor allem der häufige Standortwechsel der Zuschauer kanalisiert werden. Versäumnisse in diesem Bereich können zu Bodenverdichtung und bleibender Beschädigung der Vegetation auf sonst ungestörten Oberflächen führen.

Eine durch ein Mountainbike-Rennen entstandene Fahrspur auf unbefestigtem Gelände verschwindet nach einiger Zeit wieder; die Natur regeneriert sich. Allerdings besteht die große Gefahr, dass diese Spur zum Ausgangspunkt für eine verstärkte - sportliche oder touristische - Folgenutzung wird. Hier muss der Veranstalter seiner Umweltverantwortung auch nach der Veranstaltung nachkommen - zum Beispiel durch befristete Absperrungen.

Auch die Störwirkungen auf die Tierwelt gehen - so die Studie - in erster Linie von den Zuschauern aus. Während sich zum Beispiel Rehe bei der zeitlichen Nutzung ihres Lebensraumes an menschliche Einflüsse anpassen können, reicht bei verschiedenen Vogelarten eine lärmbedingte Brutvernachlässigung über einen Zeitraum von wenigen Stunden bereits aus, um die Sterblichkeit unter den Jungtieren zu erhöhen. Bei der Veranstaltungsplanung und -genehmigung sollte daher vor allem darauf geachtet werden, dass die Streckenführung keine störungsempfindlichen Tierhabitate einschließt. In der Balz-, Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit sollten keine Veranstaltungen stattfinden.

Insgesamt erscheint ein spezieller Mountainbike-Tourismus als eine relativ sanfte und mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung zu vereinbarende Form des Tourismus und der Wirtschaftsförderung. Effektive Lenkungsmaßnahmen, eine den Schutzbedürfnissen angepasste Raumplanung sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) bei Großveranstaltungen sind dabei jedoch unerlässlich. Die Multiplikatorenwirkung "vorbildlicher" Mountainbike-Veranstaltungen kann überdies zur Umweltbildung von Freizeit-Sportlern beitragen und helfen, die grundsätzlichen Zielkonflikte zu entschärfen.

Berlin, den 11.10.2002

! Die Studie "Ökologisch bewusste Durchführung von Großveranstaltungen - Teilbereich Mountainbiken" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 21/02 erschienen, umfasst 80 Seiten und kostet 7,50 Euro.
Sie ist erhältlich bei Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1 - 2, 10787 Berlin,
Telefon 030/2 11 60 61, Fax: 2 18 13 79.

Weitere Informationen zum Thema und umweltrelevante Fragestellungen zu über 20 weiteren Sportarten enthält das "Handbuch Sport und Umwelt", herausgegeben von Bundesumweltministerium, Deutschem Sportbund und Deutschem Naturschutzring. Es ist erschienen im Verlag Meyer & Meyer, Aachen, umfasst 720 Seiten und kostet 21 Euro (ISBN 3-89124-623-4).



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