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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 19.08.2002
Wir haben den Flüssen das Rückgrat gebrochen
Vielleicht spüren auch jetzt die fanatischsten Anhänger eines weiteren Ausbaus der Elbe wie ein Fluss reagieren muss, wenn ihn Menschen vergewaltigen. Dasselbe gilt in Ostbayern für die weitere "Schiffbarmachung der Donau". Hier plant die bayerische Staatsregierung, die letzten Kilometer natürlichen Flussverlaufs bei Passau zu beseitigen. Zusammen mit dem menschengemachten Klimawandel ergeben sich daraus dramatische Veränderungen des Hochwasserrisikos. Die Zahl der "Jahrhundert"-Hochwasserkatastrophen steigt. Sie verursachen immer größere Milliardenschäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft. Zudem sind inzwischen in Mitteleuropa und Südrussland in den letzten 14 Tagen etwa 200 Menschen durch Hochwässer getötet worden. Die über 1.000 Toten in Indien, Bangladesh und Nepal durch Stürm und Fluten sind hierzulande kaum eine Meldung wert. Was wir jetzt erleben, sind die Vorboten der Klimakatastrophe.

Der traditionelle Hochwasserschutz mit Deichbau und Deicherhöhung kann die wachsenden Probleme nicht mehr lösen. Die einzige und eigentliche Lösung hat schon Helmut Kohl beim letzten Oder-Hochwasser auf die Formel gebracht: "Gebt dem Fluss mehr Raum."

Wir brauchen heute ökologische Hochwasserschutzprogramme, welche die Sicherheit von Menschen und Tieren verbinden mit einer groß angelegten Wiederherstellung von Gewässer- und Feuchtgebietsökosystemen. Eine nachhaltige Hochwasserschutzpolitik, die den Menschen und dem Naturschutz dient, muss Vorrang vor wirtschaftlicher Nutzung haben. Der Vorwand der wirtschaftlichen Nutzung kann sehr unwirtschaftlich sein, wie wir jetzt an den Milliardenschäden durch Hochwässer erkennen müssen. Die Natur rächt sich nicht, aber sie reagiert. Was wir zurzeit global erleben, ist der Sieg einer kurzfristig und einfältig operierenden Ökonomie über die Vielfalt des Lebens.

Das Umweltbundesamt hat schon 1998 empfohlen, Überschwemmungsflächen zu sichern und den weiteren Ausbau von Flüssen wie Elbe und Donau zu vermeiden: "Hochwasser lassen sich nicht verhindern, doch ihre ökologischen und wirtschaftlich Schäden lassen sich durch konsequente Vorsorge verringern."

Auch jeder Einzelne kann dazu etwas tun:
  • unnötig versiegelte Flächen wieder aufbrechen und entsiegeln;
  • Regenwasser in Privathaushalten nutzen;
  • Wasserspartechnologien einbauen: das spart Wasser und Geld;
  • Hausdächer und Garagen begrünen als Ausgleich zur Versiegelung.
Der BUND fordert seit langem Pläne zur Renaturierung von Auen, die auch den Anforderungen des Arten- und Biotopschutzes Rechnung tragen. Hinzukommen muss eine neue Energie- und Verkehrspolitik mit entschieden weniger Treibhausgasen.

Flüsse haben ihre eigene Dynamik. Wenn wir ihnen diese nicht zugestehen, werden die Folgen - unterstützt durch den Treibhauseffekt - immer teurer. Über rückgewonnene Auen erhalten unsere Flüsse ihre natürlichen Überflutungsflächen wieder zurück. Viele Deiche müssen rückverlegt werden. Wasser muss versickern und verweilen können. Doch in Deutschland werden zurzeit täglich Flächen von der Größe von 200 Fußballfeldern verbaut. Wir versiegeln zu viel und zu rasch - auch in Flussnähe.

Flüsse, Bäche, Auen sind das ökologische Rückgrat unsere Landschaften. Ein "gebrochenes Rückgrat" macht nicht nur Menschen krank. Die Anpassung an die Natur und das Beachten der Naturgesetze bedeuten langfristig die größte Schadensverminderung.



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