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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Gesundheit    Datum: 09.08.2002
Wellenreiten auf dem Wellness-Boom
von Norbert Suchanek
Deutschland im Wellness-Fieber

Wohin man schaut, wen man auch fragt. Viele Menschen klagen heutzutage, daß es ihnen eher schlecht geht. Kluge Marketing-Strategen haben dies erkannt und ein Wort für die Lösung unseres allgemein schlechten Zustands entwickelt: Es heißt Wellness.

Doch was bedeutet dieses Wort überhaupt? Wellness ist zunächst eine Kreation aus den englischen Wörtern "Well-being" und "Fitness". Direkt aus dem Englischen könnte man deshalb Wellness als "sich-wohlfühlen-gesund-und-tauglich-sein" übersetzen. Doch in Wellness stecken noch weitere Begriffe wie Entspannung und Erholung. Das Wort suggeriert aber vor allem auch Wellen, Wasser und Meer. Deshalb ist es kein Wunder, daß traditionelle Heilbäder und Kneippkuren auf der Wellness-Welle mitreiten.

Doch Wellness scheint noch viel mehr zu sein. Die Werbe- und Medienlandschaft zumindest wird nicht Müde neue Wellness-Wortschöpfungen zu kreieren, und für alle möglichen Dienstleistungen und Produkte zu verwenden. Die Bio-Branche macht hierbei keine Ausnahme. Das Wort "Wellness" ist einfach "in". So gibt es Wellness-Kosmetik und Wellness-Getränke, Aroma-Wellness und selbst eine Wellness-Bürste, wobei die Produkte im Prinzip dieselben sind wie vor der Wellness-Welle handelt. Letztendlich geht es darum neue, auf "denglische" Modewörter fixierte Kundengruppen gewinnen.

Besonders die Tourismusindustrie hat sich der Wellness-Welle bemächtigt und bietet Wellness-Urlaub in aller Herren Länder an. Die Hotelbranche wiederum hat immer öfter Wellness-Arrangements in Wellness-Hotels im Angebot. Diese Wellness-Wochenenden oder Wellness-Wochen beinhalten allerdings im wesentlichen das Altbekannte: Sauna, Kaltbad und Massage. Nun heißen sie allerdings "Wellness-Anwendungen", die von "Wellness-Leiterinnen" beaufsichtigt oder durchgeführt werden. Natürlich findet sich in der Wellness-Herberge mit Alpenblick ein künstlich beheizter Whirlpool im Freien, was im Winter ein besonderes Wellness-Erlebnis sein soll, aber in Wirklichkeit nicht nur aufgrund der Energieverschwendung ein ökologischer Frevel, sondern obendrein auch nichts neues ist. Aber das ist ja der konventionellen Wellness-Branche egal. Hauptsache es gibt das richtige Wellness-Feeling, das sich aber in einer Wellness-Oase mit Wellness-Sauna nur einstellt, wenn der Wellness-Gast das richtige Wellness-Outfit und einen entsprechenden Wellness-Bademantel hat.

Was einem Bademantel recht ist, kann einer Schönheitsfarm nur billig sein und nennt sich von nun an Wellnessfarm. Und Kosmetikstudios, die sich von anderen absetzen wollen, bezeichnen sich inzwischen als Wellness-Studios, doch auch sie waschen nur mit Wasser. Logisch, daß die altbekannten süd- und ostasiatische Lebens- und Gesundheitsweisheiten wie Ayurveda und Yoga gleichfalls mit dem Attribut Wellness vermarktet werden.

Damit zumindest in der Hotel-Branche überall Wellness drin ist, wo Wellness drauf steht, gibt es seit 1990 den gemeinnützigen Deutschen Wellness Verband, der wiederum 1997 den Verbund "Wellness-Hotels in Deutschland" gegründet hat. Mitglieder des Verbundes tragen einen bunten Wellness-Baum als Gütezeichen. In diesen Wellness-Baum-Hotels mit mindestens drei Sternen gibt's für den Wellness-Urlaub spezielle Wellness-Trainer, Wellness-Bereiche, Wellness-Verpflegung und zum Nachlesen ein Wellness-Buch auf dem Nachtkästchen.

Offensichtlich humanistisch gebildeten Werbetextern, die das lateinische Wort für Wasser kennen, verdanken wir, daß es die neue Dienstleistung Aqua-Wellness gibt. Eine spezielle Aqua-Wellness-Therapeutin soll hierbei die "seelischen und körperlichen Verspannungen" ihrer in aller Regel weiblichen Kunden im Wasser lösen helfen. Die Meldung in einem Frauenmagazin "Körperpflege mit Wellness-Feeling", die auf luxuriöse Peelings aufmerksam machen will, zeigt noch einen weiteren Aspekt, der im Wort Wellness versteckt ist: Luxus und hoher Preis. Wer sich all dies schöne neue Wellness-Welt leisten will, muss ganz schön wohlhabend oder "well off" sein, wie der Engländer zu sagen pflegt.

Mit Umweltbewußtsein oder ökologischer Verantwortung hat Wellness allerdings nichts zu tun. Selbst wenn die Zeitschrift Öko-Test Schlagzeilen wie "Wellness im Bad" produziert und dann garantiert nicht ökologische, aber dafür um so überflüssigere, Energie fressende Hightech-Dampfbadanlagen, Saunakabinen oder Whirlpools für den Privathaushalt propagiert.

Wer wissen möchte, was hinter den Wortschöpfungen "Integrated Wellness Management" und "Ökowellness" steckt, der schlage im Eco-World-Branchenbuch unter dem Stichwort Wellness nach. Das alternative Branchenbuch aus München bringt im übrigen Wellness mit Beauty - wieder so ein aus dem Englischen entliehenes Wort - zusammen. Doch Wellness ist unser Thema und nicht Schönheit, wenn auch tatsächlich ein Blick durch den Blätter- und Anzeigen-Wellness-Wald den Eindruck vermittelt, daß Wellness gleichbedeutend mit jugendlicher, weiblicher Schönheit ist. Aber mit schlanken und ranken Frauenkörpern wird ja heutzutage alles verkauft. Warum sollten die Wellness-Produkte da eine Ausnahme machen?

Der neueste Schrei soll übrigens "Digestive-Wellness" sein, womit wahrscheinlich das Wohlbefinden im Darm gemeint ist. Und im fortschrittlichen New York hat kürzlich eine Wellness-Klinik für Hunde und Katzen ihre Pforten geöffnet. So wie es ausschaut muß jeder auf der Wellness-Welle mitschwimmen, will er nicht total "out" sein.

Doch das Kind soll nicht mit dem Badewasser, dem klassischen Wellness-Element, ausgeschüttet werden: Denn Wellness schließt ökologisches Bewußtsein und Verantwortung für die Schöpfung auch nicht aus. So gibt es beispielsweise vorbildliche Wellness-Angebote und Wellness-Unterkünfte auf kontrolliert biologisch wirtschaftenden Bauernhöfen oder die neben einem geprüften Wellness-Programm ebenso eine gesunde Verpflegung aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft anbieten.<


Infos:
Deutscher Wellness Verband e.V.,
Tel. 0211-67969-11, Fax 0211-67969-12

"Vater der Wellness"

Im März präsentierte der Deutsche Heilbäderverband (DHV) ein 10-Punkte-Positionspapier, das als Grundlage für Qualitätskriterien zur Vergabe des neuen Gütesiegels "Wellness im Kurort" dienen soll. Mit diesem Gütesiegel wolle der Verband den Kurortgästen mehr Sicherheit bei der Auswahl von Wellness-Angeboten ermöglichen, heißt es in der Pressemitteilung. Wirkliche Wellness, so der Verband, sei mehr als Beauty und Festessen und basiere auf einem ganzheitlichen Vorsorge- und Erholungskonzept. Die Grundpfeiler der Vorsorge "Bewegung, Entspannung und Ernährung" stünden dabei im Mittelpunkt. Letztlich sei der klassische Kurort geradezu der "Vater der Wellness". Hier werde seit eh und je ein umfassendes Konzept geboten aus medizinischer Betreuung, Erholung in Natur und Kultur kombiniert mit Kommunikation und Genuss.<



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