Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Bauen    Datum: 05.04.2002
Ökologische Häuser: Neue Energieeinsparverordnung hilft umweltbewußten Bauherren nicht
Rückschritt als Fortschritt verkauft von Norbert Suchanek
Mit dem Stichtag 1. Februar 2002 hat sich für umweltfreundliche, energiesparende "Häuslebauer" einiges geändert. Zwar gibt es jetzt zinsgünstige Darlehen zum ökologischen Hausbau. Die rot-grüne Regierung hat aber mit Einführung der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV), die offiziell besonders dem Klimaschutz dienen soll, die Öko-Zulage beim Hausbau in Höhe von 3.699 Euro gestrichen. Dies ist aber nur der erste, offensichtliche Wermutstropfen der neuen rot-grünen EnEV.

"Mit der Energieeinsparverordnung hat Rot-Grün den Weg frei gemacht für mehr Innovation, Effizienz und Klimaschutz im Gebäudebereich. Die Energieeinsparverordnung schreibt den Niedrigenergiehaus-Standard für Neubau und umfassende Modernisierung verbindlich fest", schreibt die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Inkrafttreten der EnEV. Die umweltbewußten, ökologisch orientierten Bürgerinnen und Bürger unserer Republik könnten deshalb auf dem ersten Blick durchaus begeistert sein. Doch wer sich durch den Dschungel der Verordnung hindurchgekämpft hat, wird enttäuscht sein. Die rot-grüne EnEV ist eine "Mogelpackung" oder bestenfalls eine durchlöcherte Energiesparverordnung, bei der "Klimaschutz" eher klein geschrieben und "Schutz der Stromproduzenten" sowie "Schutz der Hersteller stromfressender Geräte" eher groß geschrieben wird.

Früher gab es die Wärmeschutzverordnung, die festlegt, wieviel Heizenergie ein Haus im Jahr verbrauchen darf. Je niedriger der Heizenergieverbrauch, desto weniger wird das Klima mit Kohlendioxid "aufgeheizt". Parallel dazu gab es die Heizungsanlagenverordnung, die darauf achtet, daß bei der Erzeugung der Heizenergie umweltfreundliche Standards eingehalten werden. Die jetzt gültige EnEV nun ist beides in einem und setzt für Heizung und Warmwasserbereitung einen maximalen Primärenergiebedarf - von bis zu 14 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr - fest.

Der Ansatz einer Begrenzung auf einen maximalen Primärenergiebedarf ist im Prinzip nicht schlecht. Doch er wurde, wie die Süddeutsche Zeitung mutmaßt, auf betreiben der Stromerzeuger und der Elektrogeräte-Industrie ins Gegenteil verkehrt. Denn in der Verordnung fielen die hohen Primärenergieverluste bei der Herstellung von Strom in Großkraftwerken sowie die Transportverluste in den Überlandleitungen grob gesagt unter den Tisch. Außerdem wird nun derjenige, der sein warmes Wasser im Haus mit Strom erzeugt, was aufgrund der Umwandlungsverluste ökologisch und energetisch vollkommen unsinnig ist, dafür auch noch belohnt. Er darf nämlich laut EnEV rund einen Liter mehr Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche verbrauchen, als andere, ökologischere Haushalte. "Das ist schlicht ein Skandal", zitiert die SZ Klaus Michael von der Gütegemeinschaft Niedrigenergiehäuser, der diese verwässerte Energieeinsparverordnung "Lex Stiebel-Eltron" nennt.

So ganz nebenbei haben die rot-grünen Regierungspolitiker mit der EnEV auch die Anforderungen an die isolierenden Eigenschaften von Wänden, Fenstern oder Dächern gelockert, so daß theoretisch im Rahmen der Energieeinsparverordnung extrem schlecht isolierte Häuser gebaut werden können. Hauptsache sie haben eine energie-effiziente Heizung. Bau-Experten halten die neue Verordnung deshalb für schlichtweg "Pfusch am Bau".

Im übrigen ist der so gerühmte Niedrigenergiehaus-Standard schon lange nicht mehr Stand der Technik. Schon längst lassen sich ökologische Häuser bauen, die erheblich weniger Energie verbrauchen, als das Niedrigenergiehaus. Es gibt sogar Passivhäuser, die Null Energie verbrauchen bei gleichzeitig höchstem Wohncomfort.

Daß mit der rot-grünen EnEV ökologisch etwas nicht stimmen konnte, war im übrigen bereits klar als die beiden nicht gerade als Vorzeige-Umweltschützer bekannten Minister, Bundesbauminister Kurt Bodewig und Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, ihre Energieeinsparverordnung über die Maßen lobten und als zentralen Pfeiler ihrer Politik anpreisten. Fraglich bleibt nur, wo eigentlich der für den nationalen Klimaschutz verantwortliche Bundesumweltminister und oberste Energiesparer, Jürgen Trittin, bei Planung und Verabschiedung der neuen Energieeinsparverordnung steckte? (Abgeschoben in einem angeblich strahlungs- und trittin-sicheren Castorbehälter wie "quer", die Jugendsendung des bayerischen Fernsehens vermutete?)<



Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.