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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 04.04.2002
Umweltnachrichten April 2002
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten zusammengestellt von Norbert Suchanek


Gen-Kartoffel für noch mehr Zucker
Es gibt "tolle" Erfindungen, die braucht der Mensch genauso wie einen Kropf. Zu diesen Erfindungen zählt zweifellos die jüngst genetisch manipulierte Kartoffel, aus der sich Zucker herstellen läßt. Die Wissenschaftler brachten zu diesem Zweck Gene von fremden Bakterien in das Erbgut der Kartoffel ein. Doch wer zum Teufel braucht schon Zucker aus Kartoffeln? Bereits jetzt wird der Weltmarkt mit überflüssigem Zucker aus Zuckerrohr und Zuckerrüben überschwemmt. Sollen wir künftig auch noch für die "Beseitigung" von Zucker aus Zucker-Kartoffeln Steuergelder verschwenden?<

Windenergie auf Wachstumskurs
Das vergangene Jahr hatte nicht nur Schattenseiten. Zu den positiven Veränderungen des Jahr 2001 zählt der rasante Aufschwung der Windkraftbranche. Der Ausbau der klimaschonenden Windenergie stieg im vergangenen Jahr um satte 31 Prozent auf 23.000 Megawatt. Allein in Deutschland stehen rund ein Drittel der Windkraftanlagen weltweit, berichtete das Earth Policy-Institut (siehe auch: www.earth-policy.org. Das Institut geht davon aus, daß Europa seinen gesamten Energiebedarf mit Windenergie decken könnte, wenn es die Regierungen nur wollten.

US-Amerikaner schlucken massenweise Antidepressiva
Die USA müssen auch vor dem 11. September ein trauriges Land sein. Nur so ist es zu verstehen, dass die US-Amerikaner Weltmeister im Schlucken von Antidepressiva sind. Vielleicht wirbt aber auch nur die Pharmaindustrie in den USA cleverer als in anderen Ländern. Laut einer aktuellen Studie stieg allein zwischen 1987 und 1997 die Zahl der Menschen, die in den USA zu Antidepressiva greifen, von 1,7 Millionen auf 6,3 Millionen. Mark Olfson, Studienleiter und Psychiater an der Columbia University rechnet mit einem weiterhin steigenden Trend und macht dafür die teilweise aggressive Vermarktungsstrategie der Pharmaunternehmen verantwortlich: "Die Pharmaindustrie forcierte zusätzlich eine direkte Vermarktungsstrategie gepaart mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen zum Thema Depression", so der Psychiater.

Pharmaindustrie an die Leine nehmen
Die Pharmaindustrie an die Leine nehmen: das fordert die internationale Attac-Bewegung. Attac spricht sich insbesondere gegen die weltweit vorangetriebene Privatisierung des Gesundheitswesens aus. "Privatisierung steigert Kosten und führt zu einer Mehrklassenmedizin und nicht zu einer Steigerung der Qualität des Gesundheitswesens", kritisiert Attac. In Deutschland sei insbesondere die Privatisierung der Krankenhäuser ein Weg in die Sackgasse. Weiter Informationen:
Attac-Deutschland, Fax 04231-957594

Ammoniak-Belastung durch Landwirtschaft ist zu hoch
Die Landwirtschaft in Deutschland produziert zu viel umweltschädliches Ammoniak. Wie ein jüngstes - vom Landtechnik-Institut der Universität Hohenheim, dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und dem Umweltbundesamt (UBA) durchgeführtes - Symposium ergab, bestehe deshalb Handlungsbedarf. Schließlich habe sich Deutschland im sogenannten "Göteborg-Protokoll" (ein Abkommen der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen zur Verminderung von Luftschadstoffen aus 1999) verpflichtet, bis 2010 die Ammoniakemissionen um 28 Prozent zu mindern. Die jährliche Gesamt-Ammoniak-Emission in Deutschland werden derzeit auf rund eine halbe bis eine Million Tonnen geschätzt. Hauptverursacher mit rund 90 Prozent ist die Massentierhaltung.

2001: Zweitwärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Nach 1998 gilt das Jahr 2001 als das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Jahr 2001 habe die globale Durchschnittstemperatur um 0,42 Grad Celsius über dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 gelegen, sagen die internationalen Klimaexperten. Auch in den Wetterextremen war 2001 spitze: Das Jahr brachte der Erde so viele Hitze-, Kälte-, Trocken- und Regenkatastrophen wie selten zuvor. Die Meteorologen rechnen damit, daß der Trend zur globalen Erwärmung weiter anhält - auch wenn regional unterschiedlich auch neue Kälterekorde aufgestellt werden.

Geklonte Mini-Schweine in den USA
Es scheint ein globales Wettrennen zu sein. Jeder will der erste sein, der irgendein Lebewesen geklont haben will. Im Falle von geklonten Mini-Schweinen, die sich angeblich besser als Ersatzteillieferant für den Menschen eignen sollen, haben die US-Forscher derzeit die Nase vorn. Sie haben die ersten Gen-Mini-Schweine drei Monate vor den Schotten Gen-Experten auf Welt bringen lassen, meldet die University of Missouri in Columbia.

Zu viel Antibiotika gefährdet Kleinkinder
Kleinkinder, denen hohe Dosen an Antibiotika verabreicht werden, entwickeln häufiger die gefährlichen, gegen Medikamente resistente Bakterien. Die Studie australischer Mediziner bekräftigt Warnungen vor eine unsachgemäßen Anwendung von Antibiotika und die Gefahr einer Überdosierung. Die Forscher fordern einen verminderten Einsatz von Penicillin und diesem, dem am häufigsten bei Kindern eingesetzten Antibiotikum, ähnlichen Medikamenten.

Biodiversität geht den Bach hinunter
In den USA, dem Stammland der Nationalpark- und Wildnisideologie, geht die Biodiversität weiter zurück, obwohl die geschützte Fläche in Nordamerika seit 1980 um 300 Prozent zugenommen hat. Der fortschreitende Verlust von Lebensräumen habe zu einer weitverbreiteten Krise im Artenschutz geführt, warnt die North American Commission for Environmental Cooperation (CEC). Die verbleibenden Naturräume stünden unter einem "Streß" von Zerstückelung, Verschmutzung und Übernutzung. Die Artenvielfalt sei auch in den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko bedroht.

China - Zwangsarbeit für Nestle
Um Spielzeughäschen für eine Nesquik-Werbekampagne von Nestle' zu produzieren, werden im chinesischen Arbeitslager bei Peking Frauen zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen gezwungen, berichtete nun eine ehemalige Insassin. Sie berichtete Amnesty International auch von Folter wie Prügel, Elektroschocks und Schlafentzug. Darauf angesprochen wies Nestle alle Vorwürfe zurück, gab aber zu, daß Nestle einen Großauftrag für diese Häschen an die renommierte, chinesische Firma Beijing MiQi Toys Co. Ltd. vergeben hat.

Die Castorzüge rollen wieder
Die Atomtransporte nach Frankreich gehen auch im Jahr 2002 weiter. Greenpeace kritisiert, dass die Castor-Transporte offenbar klammheimlich durchgeführt werden und auf jeden Fall zahlreiche Großstädte und dichtbesiedelte Wohngebiete durchqueren. Ginge es nach dem Willen der Atomstromkonzerne Eon, EnBW und RWE, sagt Greenpeace, sollten im Jahr 2002 insgesamt 125 Behälter in die Atomanlagen La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien) rollen. Die Umweltorganisation kritisiert: "Der Atommüll aus Deutschland verursacht in der Umgebung von La Hague schwere Umweltschäden. In der sogenannten Wiederaufarbeitungsanlage wird die ursprüngliche radioaktive Müllmenge vervielfacht und der heiß begehrte Bombenstoff Plutonium produziert." Die WAA in La Hague gibt im Normalbetrieb 15.000 mal mehr radioaktive Stoffe an die Umwelt ab als ein großes Atomkraftwerk.

Regenwaldschutz ja oder nein
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, im Streit um die Finanzierung einer Öl-Pipeline der Westdeutschen Landesbank (WestLB) durch den ecuadorianischen Regenwald politischen Druck auf die nordrhein-westfälische Landesregierung auszuüben. "Der Konflikt um das Pipeline-Projekt der WestLB brennt unter den Nägeln", sagt Martin Kaiser, Greenpeace-Waldexperte. "Wenn man der landeseigenen WestLB nicht einen Riegel vorschiebt, wird hier mit öffentlichen Geldern das Herzstück des Regenwaldes in Ecuador zerstört.

Sonderaktion von ProRegenwald
Für den Regenwald klicken und die Parteien dafür zahlen lassen. So könnte das Motto der jüngsten Internetaktion der Münchner Regenwaldschutzgruppe Pro Regenwald lauten. Sie hat auf ihrer Waldseite unter der Aktion 'Politik für den Regenwald' (www.diewaldseite.de) Werbebanner diverser Parteien eingeblendet, die für diesen 'Service' pro Klick 2ct an Regenwald-Projekte überweisen. Pro Regenwald: "Je mehr Internetsurfer auf diese Seite klicken, umso mehr Geld wird den Projekten überwiesen."

Grüne Gentechnik gefährdet Agrarwende
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der ökologische Anbauverband Bioland warnen vor einer Gefährdung der neuen Agrarpolitik der Bundesregierung durch den Einsatz der Gentechnik. Auch die konventionelle Landwirtschaft drohe durch eine weiträumige Aussaat transgener Pflanzen in Misskredit gebracht zu werden. "Landwirtschaftsministerin Künast kann die Agrarwende vergessen, wenn es in Deutschland zum großflächigen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen kommt", so der BUND. Angesichts der zunehmenden Verbreitung genetisch veränderter Organismen müsse alles getan werden, um die Null-Option - das heißt die Gentechfreiheit von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion - zu sichern. Die beim "Diskurs Grüne Gentechnik" der Bundesagrarministerin zur Debatte stehende "Verordnung zur Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung genetisch veränderter Organismen" sieht vor, dass künftig in sämtlichen
Lebens- und Futtermitteln ein bestimmter Anteil genveränderten Erbguts enthalten sein darf." Das würde der schleichenden Einführung gentechnisch veränderter Lebensmittel Tür und Tor öffnen. Es sei grobfahrlässig, so der BUND, für die gesamte Nahrungskette eine gentechnische Kontamination zuzulassen und das zu verschleiern, indem gentechnische Verunreinigungen erst beim überschreiten von irgendwelchen Grenzwerten kennzeichnungspflichtig sind.

Umweltsünden zerstören das Ökosystem GebirgeWissenschaftler der UNO-Universität in Tokio haben in einer Studie festgestellt, dass die großen Gebirgszüge der Welt durch menschliche Eingriffe stark gefährdet sind. Zu den großen Gefahren des Ökosystems Gebirge zählen die Umweltverschmutzung, Abholzung und Tourismus. Nach Angaben der Wissenschaftler sind 600 Millionen Menschen unmittelbar von der Zerstörung der Gebirge betroffen. Zu den am meisten bedrohten Gebieten zählen unter anderem die Alpen, die Rocky Mountains und die Gebirgsketten Himalaya-Karakorum-Hindukusch.

Importierte Goldfische sorgen für tote FröscheEin Massensterben von Fröschen melden die britischen Umweltbehörden. Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass die Krankheit, die in der Zwischenzeit Millionen Froschlurche das Leben gekostet hat, durch ein Virus hervorgerufen wurde. Die Krankheit, die nach Angaben des Froglife Trust in Südost-England begann, habe sich bereits bis nach Schottland ausgebreitet. Das britische BBC-Wildlife Magazine, das gemeinsam mit der Froglife Organisation und dem Institut für Zoologie an dem Forschungsbericht arbeitet, hat mehr als 62.000 tote Amphibien untersucht. Als Ursache für die Erkrankung vermuten die Forscher im Import von Goldfischen.

Mehr Männer durch Umweltgifte
Wissenschaftler der Michigan State University glauben, daß das Umweltgift PCB (polychlorierte Biphenyle) mit der häufigeren Geburt von männlichen Nachkommen zusammenhängt.

Massentourismus erobert die Antarktis
Immer mehr Urlauber strömen in die Antarktis. Von 4.800 in der Saison 1991/92 verdreifachte sich fast die Anzahl der Antarktis-Touristen auf 14.500 in der Saison 1999/2000. Dieser "Massentourismus" bedrohe nun zunehmend das empfindliche, antarktische Ökosystem, warnt die in Washington ansässige Antarctic and Southern Coalition (ASOC). Die aus über 200 Umweltschutzorganisationen bestehende Antarktis-Koalition befürchtet nicht wieder gut zu machende Schäden an Flora und Fauna des weißen Kontinents. Vor allem der zu beobachtende Trend, daß kleine Reiseunternehmen auch in der Antarktis von großen Tourismuskonzernen verdrängt werden, macht den Umweltschützern sorgen. Der Einsatz immer größere Urlaubsschiffe, vermehrter Flugzeugtransport zur Antarktis und sogar der Bau von Hotels in der "Eiswüste" könnten die Folge sein. Weitere Informationen per Email: antarctica@igc.org oder tim-team@access.inet.co.th.

Mißachtung der MenschenrechteDie Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) kritisiert, daß nach dem 11. September 2001 die Menschenrechte einer von politischen Interessen geführten Doppelmoral unterliegen: "Strategische Positionen der "Terrorbekämpfung" und wirtschaftliche Interessen werden deutlich vor die Einhaltung der Menschenrechte gestellt. Die IGFM kritisiert insbesondere die deutsche Bundesregierung. Ihr Schweigen über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien gegenüber Rußland, über die Verfolgung Andersdenkender in China oder gegenüber Diktatoren wie in Usbekistan werde immer unerträglicher. Die Bundesregierung habe sich selbst einen Maulkorb angelegt.

Die Frauenbank kommt
In München wird es bald eine Frauenbank geben. Das sich in Gründung befindliche Unternehmen sucht dazu noch "Aktionäre" und Mitstreitrinnen, die sich finanziell daran beteiligen wollen. Die "frauenbank.de" solle als "Kleine AG" gegründet und nicht an der Börse gehandelt werden. Die Mindestbeteiligung beträgt bei 250 EUR.
Weitere Infos:
frauenbank.de in Gründung,
Bothmerstr. 21,
D-80634, München,
Tel. (0 89) 13 93 81 53,
Fax 13 93 81 55,
E-Mail: info@frauenbank.de,
Internet www.frauenbank.de

ATTAC kritisiert Grüne
"Der Länderratsbeschluss zeigt, dass die Grünen
die grundsätzliche Kritik an der Globalisierung nach wie vor, weder ernst nehmen, noch richtig verstanden haben", kritisiert Sven Giegold vom Attac-Koordinierungskreis den Beschluss des Grünen-Länderrates zur Globalisierung. Der Beschluss falle weit hinter die sehr viel kritischere Einschätzung der Risiken von Globalisierung zurück, wie er selbst im Zwischenbericht der Bundestagsenquete-Kommission zur Globalisierung zum Ausdruck kommt. Im Vergleich zur vagen und beschönigenden Kritik der Grünen an der Globalisierung, sei sogar der jüngste Weltenwicklungsbericht der Weltbank mit seinen harten Fakten zur Armutsentwicklung in der Welt geradezu radikal. Die Grünen hätten vor allem nicht verstanden, kritisiert der Attac-Mitarbeiter, "Dass Globalisierung auch die Industrieländer betrifft und den Sozialstaat und die Demokratie bedrohen."


Schildbürgerstreiche im Nationalpark
Im Nationalpark Unteres Odertal bahnt sich ein harter Konflikt zwischen Umweltschützern und rotgrüner Regierung an. Denn die Regierung wolle im streng geschützten Herzstück des Naturreservats einen Kanal für Hochseeschiffe ausbauen, um der strukturschwachen Region Schwedt bessere wirtschaftliche Perspektiven zu verschaffen, kritisiert der Naturschutzbund Deutschland. Er hält den vorhandenen Wasserweg für ausreichend und bezeichnet das mindestens 68 Millionen Mark teure Projekt als die "dümmste Baumaßnahme seit dem Turmbau zu Babel".

Zeit für eine radikale Umkehr
Der Geschäftsführer von Greenpeace International, Gerd Leipold, hat den Industrieländern auf dem Weltsozialforum (WSF) im brasilianischen Porto Alegre vorgeworfen, einen Krieg gegen den Planeten Erde zu fuhren. Er forderte die Regierungschefs der reichen Länder auf, auf dem nächsten Weltgipfel in Johannesburg (WSSD) vom 26. August bis 4. September die Weichen für eine nachhaltige, ökologische und friedliche Weltordnung zu
stellen. Leipold: "Ein System, in dem die Industrie allein auf Profite aus ist, zerstört die Natur. Die Ärmsten verarmen weiter, damit die Reichen noch reicher werden." Spätestens in Johannesburg müssten die Regierungschefs eine radikale Umkehr einleiten. "Was wir brauchen, sind neue politische Leitlinien, die sozialen und ökologischen Kriterien entsprechen", so der Greenpeace-Chef. Die Welt brauche wieder das Primat der Politik statt der Ökonomie, damit Armutsbekämpfung, Ökologie und Frieden tatsächlich eine Chance haben."
"Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio geht die Umweltzerstörung ungehemmt weiter", resümiert Greenpeace. "Seit Rio 92 wurden Urwälder vernichtet, deren Fläche 13 mal so groß ist wie die deutschen Wälder, klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen sind weltweit um etwa acht Prozent gestiegen und Risikotechnologien wie die Gentechnik wurden weiter voran getrieben. Die Armut hat zugenommen. Um knappe Ressourcen werden Kriege geführt."

Mosambik: Unsozialer Ökotourismus
Einheimische raus - Touristen rein: Nach diesem Motto soll auch an der Küste von Mosambik der Ökotourismus entwickelt werden. Werde das "Vilanculos Sanctuary" tatsächlich zur Spielwiese für gut zahlende Touristen aus aller Welt entwickelt, könnten mindestens 1.000 Einheimische Heimat und Einkommen verlieren, befürchten lokale Umweltschützer und dort, vom traditionellen Fischfang lebende Inselbewohner.

Costa Rica: Nebelwald-Reservat ohne Nebel
- Urlauber-Urwaldparadies droht Austrocknung

Das Monteverde-Nebelwald-Reservat zaehlt zu den weltweit beliebtesten Zielgebieten von Regenwaldtouristen. Jedes Jahr lockt es über 50.000 Urlauber an. Doch das langfristige Überleben dieses Bergregenwaldes wird immer fraglicher, befürchten jetzt amerikanische Wissenschaftler. Schuld sei die Vernichtung der Tropenwälder in den Küstenebenen für Strassen, Siedlungen und Landwirtschaft. Wie eine Studie der Universität von Alabama und der Universität von Colorado jetzt zeigt, gehe aufgrund der Abholzung die Feuchtigkeit in der Region drastisch verloren. Satellitendaten zufolge seien deshalb die für den Monteverde-Nebelwald lebenswichtigen und charakteristischen Wolken seit 1950 schon um etwa die Hälfte zurückgegangen. Langfristig könnte der Bergregenwald aufgrund dieser regional verursachten "Klimaänderung" praktisch vertrocknen. Die Regenwaldtouristen müssten sich dann ein anderes Urlaubsgebiet suchen.

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Die vernachlässigten Nachrichten 2001

Das Netzwerk Recherche und die Initiative Nachrichtenaufklärung kritisieren die Umkehr der Wichtigkeiten bei der Medienberichterstattung. Im vergangenen Jahr gab es wichtige Themen, die in der Berichterstattung der Medien keinen oder nur unzureichenden Niederschlag fanden. Hier die zehn wichtigsten, aber gleichzeitig in den großen deutschen Medien sträflich vernachlässigten oder gänzlich ignorierten Themen und Nachrichten im vergangenen Jahr:

1. Monopolisierung der Trinkwasserversorgung: Transnationale Konzerne versuchen in Zusammenarbeit mit der Weltbank und der WTO das Trinkwasser zu privatisieren und auf dem freien Markt als Handelsware anzubieten. Ein profitables Geschäft, wenn man bedenkt, dass nur ein halbes Prozent des weltweiten Wassers als Trinkwasser geeignet ist und der Verbrauch sich alle 20 Jahre verdoppelt. Auch in den ärmsten Ländern werden die Preise ständig erhöht.

2. Kein Asyl für verfolgte Kriegsdienstverweigerer: In Deutschland werden zahlreiche Anträge auf Asyl abgelehnt, weil das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht als Asylgrund gilt. Mehrere Urteile des Bundesverwaltungsgerichts halten an dieser Auffassung fest, obwohl zum Beispiel türkischen Kriegsdienstverweigerern, wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren müssen, Haftstrafen drohen.

3. Innenminister Schily behindert Informationsfreiheitsgesetz: Für die drei Bundesländer Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein ist das Recht auf Informationsfreiheit bereits als Gesetz formuliert. Im Bundesinnenministerium liegt der Entwurf eines Informationsfreiheitsgesetzes bereits seit Monaten vor, wird aber aus politischen Gründen nicht als Gesetz verabschiedet. Das Ziel des Informationsfreiheitsgesetzes ist im Kern, dass alle Vorgänge und Unterlagen des Staates und seiner Verwaltungen den Bürgern offengelegt werden müssen. Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern sind die Chancen des Informationsfreiheitsgesetzes in Deutschland weitgehend unbekannt und ungenutzt.

4. CNN-Selbstzensur im Krieg gegen den Terrorismus: Durch mangelnde Organisation der Journalisten während des Afghanistan-Kriegs und wegen ihrer großen räumlichen Distanz zum eigentlichen Schauplatz, wird die Kontrollfunktion der Presse gegenüber den Kriegsparteien nicht erfüllt. Wesentliche Informationen etwa über Kriegsopfer und Kriegsfolgeschäden werden der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten.

5. Staatsverschuldung: Deutschlands unbekannte Gläubiger: Auf 234.000 Milliarden DM beliefen sich Ende 1999 die Schulden des deutschen Staats, pro Einwohner fast 30.000 DM. Aber wer sind die Gläubiger? Öffentliche Informationen dazu sind unübersichtlich und unbefriedigend. Genaue Daten gibt lediglich die Weltbank auf einer CD-ROM, die allerdings 275 US-Dollar kostet.

6. Alkoholindustrie mitverantwortlich für häufigste Todesursache unter Jugendlichen: In Europa sterben jährlich 55.000 junge Menschen im Zusammenhang mit Alkohol. Das liegt laut WHO nicht zuletzt an den Herstellern. Deren verantwortungslose Marketingstrategie verbindet Alkohol mit Lifestile, Sex und Sport und versucht so, die Gewohnheit regelmäßigen Trinkens zu verankern.

7. Unbeschränkte Videoüberwachung: Wie lange dürfen heikle Aufzeichnungen aufbewahrt werden und wer darf sie verwenden?

8. Deutsche Unternehmen verdienen an Folterinstrumenten: Elektroschocker und Daumenschrauben - Warum tauchen sie im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung immer noch nicht auf?

9. BRD bedeutender Exporteur von Biowaffen in die USA: Obwohl sich die Bundesregierung weltweit für die Ächtung und Vernichtung von ABC-Waffen einsetzt, wurden chemische und biologische Stoffe für den Kriegsgebrauch in Höhe von 77,4 Mio. DM in die USA exportiert.

10. Desinteresse an der Rüstungskontrolle: Im politischen Alltag spielt Abrüstung und Rüstungskontrolle faktisch keine Rolle mehr. Nur beim Erscheinen von Jahrbüchern und Exportberichten wenden sich die Medien der wieder weltweit wachsenden Aufrüstung zu.

Weitere wichtige vernachlässigte Themen:

11. Der Einfluss der Public Relations-Industrie auf den Journalismus bedroht die Unabhängigkeit und Zuverlässigkeit der Berichterstattung.

12. Die staatliche Informationspolitik vor allem von Ministerien arbeitet zunehmend mit Informationsblockaden bei heiklen und strittigen Themen. Diese Problematik wird am Beispiel der BSE-Berichterstattung deutlich. Die Interessen der Fleischindustrie und der Aufsichtsbehörden wurden nicht aufgeklärt. Es findet vielmehr eine lebensgefährliche Gewöhnung an diese Unwissenheit statt. So ist bis heute nicht geklärt, wo genau die Ursachen von BSE liegen. Dies wird auch so bleiben, wenn die Forschung in diesem Bereich nicht wesentlich stärker finanziell gefördert und systematisch koordiniert wird.

Die Bilanz der diesjährigen Jurysitzung: Das Netzwerk Recherche und die Initiative Nachrichtenaufklärung sehen das allgemeine Recht auf eine journalistisch aufgeklärte Meinungsbildung weiterhin gefährdet.

Weitere Informationen zu den vernachlässigten Themen:
Thomas Leif (Netzwerk Recherche)
Tel. 0171 / 93 21 891, www.netzwerkrecherche.de und Peter Ludes, www.nachrichtenaufklaerung.de.


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