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Presse-Stelle:  Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V., D-53177 Bonn
Rubrik:Naturschutz    Datum: 04.12.2001
Naturschützer warnen vor Flussausbauten und Staudämmen
Bei der UN-Wasserkonferenz in Bonn beklagten Umweltverbände die vorgesehene Zerstörung der großen Flüsse durch Ausbauten und Begradigung. "Wer den Ausbau von Donau, Elbe und Havel zu Schiffsmonsterwegen will, zerstört nicht nur den letzten Rest von Flusswildnis in Deutschland, sondern fabriziert Investitionsruinen, die sich niemals rechnen", betonte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen.

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die großen Flüsse in Deutschland zu rekordverdächtigen Bauwerken umgestaltet. Hohe Summen flossen zur Verbreiterung, Begradigung, Vertiefung und Betonierung der Flüsse und zu deren Nutzung als Schifffahrtswege.

Gleichzeitig wurden dadurch die natürlichen Hochwasserschutzsysteme vernichtet und die Gefahren für Mensch und Umwelt gesteigert. Die vergrößerte Abflussleistung und die Veränderung der Geschiebeführung der Flüsse, die Beschleunigung der Hochwasserwellen, die Begrenzung von Überschwemmungsgebieten, die Zerstörung der natürlichen Flussauen, die Beeinträchtigung der Grundwasserverhältnisse und nicht zuletzt die Verminderung der ökologischen Leistungsfähigkeit sind die unmittelbare Folge des Flussausbaus.

Besonders gravierend wirkt sich aus, wie wenig Wasserbau-, Agrar- und Verkehrspolitik mit dem bisherigen Hochwasserschutz koordiniert wurden.

In den Einzugsgebieten unserer Flüsse wurden unzählige Feuchtbiotope wie Sümpfe, Moore, Nasswiesen und Auwälder trockengelegt und in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt. Niederschläge versickern nicht mehr langsam, sondern gelangen rasch in die Vorfluter. Gleichzeitig kam es zu einer Begradigung kleiner und kleinster Fließgewässer auf einer Gesamtlänge von 360.000 Kilometern und damit zu einer Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit.

Verhängnisvoll ist zudem, dass täglich in Deutschland über 120 ha Flächen versiegelt, also überbaut oder in Verkehrsflächen umgewandelt werden. Dies entspricht auf das Jahr umgerechnet fast der Fläche des Bodensees. Versiegelte Flächen scheiden aber für die Versickerung von Niederschlägen aus.

In Deutschland stehen derzeit vor allem der geplante Ausbau der unteren Donau, der Elbe und der Havel im Zentrum der Kritik. Hinzu kommt der mit einer Hermesbürgschaft der Bundesregierung abgesicherte Bau des Theri-Staudamms in Indien.

"Der geplante Ausbau der Elbe als letzter frei fließender über 600 km ungestauter und noch naturnaher Fluß mit Kiesbänken und Sandstränden ist ein Skandal" sagte Gerhard Nagl, Sprecher des BUND. Die Elbe mit den größten Auenwald Mitteleuropas hat zahlreiche Schutztitel erhalten: UNESCO-Biosphärenreservat, FFH-Schutzgebiet, Europäisches Vogelschutzgebiet und UNESCO-Weltkulturerbe.

Dieses Juwel des Naturschutzes in Deutschland darf nicht wirt-schaftlich unsinnigen Baumaßnahmen geopfert werden, sagten die Verbandsvertreter. Mit einem Kostenaufwand von DM 500 Millionen soll eine Fahrrinnentiefe von 1,60 m erreicht werden. Damit wird die Elbe für Schiffstypen ausgebaut, die seit Jahren nicht mehr produziert werden. Nach der neuen Prognose des BMVBW von 2001 werden auf der Elbe mit 4,6 Mio t im Jahre 2015 nach erfolgtem Ausbau ebenso viele Gütermengen transportiert, wie schon heute ohne Ausbau. Die Transportmengen gehen seit Jahren dramatisch zurück: 1913: 18 Mio t, 1990: 8,5 Mio t und 1999: 4,4 Mio t.

Mit einem Investitionsvolumen von 4,5 Mrd. DM stellt das Verkehrsprojekt "Deutsche Einheit" Nr. 17 das größte Wasserstraßenausbauvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland dar. Dort sol-len 280 km Wasserweg von Hannover nach Berlin für Großmotorgüterschiffe und Großschubverbände ausgebaut werden. Besonders kritisch sind dabei die Vogelschutzgebiete an der mittleren Havel. Die zugrunde liegenden Prognosen stammen noch aus dem Jahre 1992. "Umstritten ist vor allem der Ausbau der Berliner Südtrasse, wo an der Schleuse Kleinmachnow ein FFH-Gebiet vernichtet werden soll, obwohl das Land Berlin den Zielpunkt der Trasse - den Osthafen - aufgeben will", sagte Michael Bender von der GRÜNEN LIGA. Inzwischen hat das Land Berlin Klage gegen die Bundesplanung erhoben.

Auch der von der Bayerischen Staatsregierung vorgesehene Ausbau der Donau wird von den Vertretern der Umweltverbände strikt abgelehnt. Neben der Elbe gilt die Donau als bedeutendstes Fluss- und Auenbiotop in Mitteleuropa. Die Vielfalt der Tiere, Pflanzen und Lebensräume ist in Bayern einmalig. Der Bund Naturschutz hat als Alternative zum vorgesehenen Bau einer Staustufe einen flussregulierenden Ausbau vorgeschlagen, der nicht nur das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis erreicht, sondern wechselnde Wasserstände, unterschiedliche Abflussmengen und die ständigen Veränderungen, die das Wasser im Flussbett und auf Überflutungsflächen bewirkt, zulässt.


Weitere Informationen:
Helmut Röscheisen, DNR-Generalsekretär, Am Michaelshof 8-10,
53177 Bonn, Tel.: 0228/35 90 05, Fax: 0228/35 90 96



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