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"Wer sorgt nun dafür, daß die Richtlinien eingehalten werden? Ein konventioneller Bauer muß sich ja auch nicht kontrollieren lassen." Letzteres ist wahr. Wer jedoch Ökobauer sein will, der muß es sich gefallen lassen, daß jedes Jahr ein Kontrolleur vorbeikommt und stundenlang prüft, ob die Verbandsrichtlinien und - bei EU-Ökoproduktion - die "Ökovorschriften" der EU eingehalten werden. Ein diplomierte Agraringenieur oder Landwirtschaftsmeister fühlt dem Bauern "auf den Zahn." Er kommt mindestens einmal im Jahr zu einer Betriebsbesichtigung und -kontrolle vorbei. Er prüft die Buchhaltung und rechnet ganz genau nach, ob die Rechnungen und Einnahmen schlüssig sind. Er sieht nach, woher der Einkauf stammt. Dann wirft er einen Blick auf die Felder - wenig oder gar kein Beikraut ist ein Hinweis auf Pestizide und veranlaßt Bodenproben. Eine Getreidepflanze wird herausgezogen. Ist das Saatkorn gefärbt, weiß der oder die PrüferIn, daß das Saatgut gebeizt war (gegen Pilze und andere Mikroorganismen chemisch behandelt). Ein Blick in die Ställe folgt: Sind die Tiere artgerecht untergebracht oder müssen Umbaumaßnahmen erfolgen? Schließlich wird auch noch der restliche Betrieb in Augenschein genommen: Steht nicht doch noch ein konventioneller Futtersack mit antibiotikahaltigem Mastfutter herum? In der Regel ergibt die Kontrolle bei Biobauern, daß alles in Ordnung ist. Wurde aber doch eine Kleinigkeit entdeckt (ein kleiner Rest Mastfutter aus der konventionellen Haltung von vor einem Jahr steht noch herum, als der Betrieb umgestellt wurde...) wird der Sünder bestraft. In krassen Fällen der Richtlinienübertretung erfolgt ein Ausschlußverfahren aus dem Verband. Das hat unangenehme Folgen - vor allem auch große finanzielle Nachteile: Derjenige darf das Verbandszeichen bei der Vermarktung und auch sonst nicht mehr nutzen. Alle vorangegangenen Investitionen und Ernteausfälle waren vergeblich und können den Ruin des betreffenden Bauern bedeuten. Ansonsten erhält der "Sünder" eine gewisse Zeit, um Verbesserungen durchzuführen - und eine Geldstrafe (das verstärkt das Erinnerungsvermögen....). Dann wird zusätzlich eine unangemeldete Kontrolle vom Verband angeordnet, um sicher zu gehen, daß die Empfehlung ernst genommen und im Laufe des Jahres Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet wurden. Für die Kontrolle muß der Bauer 280,- bis 700,- DM bezahlen je nach Betriebsgröße! Richtig gelesen - dafür, daß er sich überprüfen lassen muß, hat er auch noch in die Tasche zu greifen. Mit der Verbandsmitgliedschaft, die mit jährlich ca. 2000.- DM zu Buche schlägt, bedeutet dies pro Jahr etwa 2500,- DM an Kosten, die ein konventioneller Bauer nicht hat, und die erwirtschaftet werden müssen. Um zu verhindern, daß der Kontrolleur "weich", und vielleicht sogar gegen Bezahlung großzügig wird, erhält er stets neue und andere Bauern zur Überprüfung. Das ist auch für ihn oder sie interessanter und die Beratung wird immer besser. Der eine hat diesen Tipp, die andere Biobäuerin damit Probleme und der Dritte hat eine ganz neue Methode entdeckt, wie er gegen den Schädling xy vorgehen kann. Seit der Einführung der EU-Norm für Bioprodukte wird generell für 30 % der Höfe eine zusätzliche unangemeldete Kontrolle pro Jahr durchgeführt. Dabei wird auch die Einhaltung der jeweiligen Verbandsrichtlinien mit überprüft, so daß der Kontrolleur nicht zweimal kommen muß und Kosten verursacht. Die jeweilige zuständige Stelle des Bundeslandes, die für die Kontrolle verantwortlich ist, wählt die zu überprüfenden Höfe aus, übergibt die Liste dem Kontrolleur und dieser besucht dann - wie erwähnt - überraschend den Biobauern. Eine Kontrolle der konventionellen Bauern erfolgt dagegen nicht - es sei denn, sie haben Zuschüsse für irgendeine Anbauform etc. beantragt, dann wird sogar über Satellit überwacht - aber nur, ob die Flächenangabe korrekt war. Ansonsten kann jeder oder jede Landwirt werden, ohne daß jemals überprüft wird, was und vor allem wie etwas angebaut wird. Übrigens: Die beste Kontrolle sind immer noch die Nachbarn. Wehe der Biobauer aus der Nachbarschaft fährt nachts raus und spritzt irgendetwas (und sei es nur Wasser....). So schnell schaut der so Kontrollierte gar nicht, erfolgt eine Meldung beim Bioverband (woher haben die nur die Adresse?...) oder der EU-Behörde. Auf diese Weise haben die Verbände eine zusätzliche, durchaus scharfe Kontrolle, die dafür sorgt, daß Bio wirklich Bio ist - von wegen Believe it or not.... Dr. Andrea Flemmer, Dipl. Biologin
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