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"Die gute Nachricht ist: Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland. Mit einer Waldfläche von 853.758 Hektar sind nach Ergebnissen der vierten Bundeswaldinventur fast 43 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt. Der Wald in Rheinland-Pfalz wird zudem immer naturnäher und vielfältiger. Dies ist wichtig, damit er mit den Herausforderungen der voranschreitenden Klimakrise zurechtkommt. Denn vielfältige Ökosysteme sind anpassungsfähiger und damit widerstandsfähiger", so Klimaschutzministerin Katrin Eder, die am heutigen Freitag die Ergebnisse der Bundeswaldinventur (BWI) für Rheinland-Pfalz vorstellte. Beispielsweise gehe heute die neue Baumgeneration fast vollständig (96,7 Prozent) aus einer natürlichen Ansamung durch die Bäume vor Ort hervor, so Eder. "Dadurch haben diese Nachkommen die größtmögliche genetische Vielfalt, um sich anpassen zu können. Außerdem sind aktuell 85 Prozent der Wälder in Rheinland-Pfalz Mischwälder." Die Bundeswaldinventur findet alle zehn Jahre statt. Und zeigt die Veränderungen vom Jahr 2012 zum Jahr 2022 auf. Dazu wurden in Rheinland-Pfalz an über 8.500 dauerhaften Stichprobenpunkten 150 verschiedene Merkmale an mehr als 80.000 Bäumen mit speziellen Messinstrumenten aufgenommen und dokumentiert. Die wichtigsten sind: Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs und Holznutzung, Baumartenvielfalt, Altersaufbau, Totholz und Naturnähe sowie Biomasse und Kohlenstoffspeicherung. Die so ermittelten Daten wurden in einem wissenschaftlich abgesicherten Verfahren durch das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde ausgewertet. Die Ergebnisse lassen einen bundesweiten Vergleich zu und werden durch das Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht. Wald ist wichtig für unser Grundwasser Auch in puncto Trinkwasserschutz sind einige Ergebnisse gut: Denn Mischwälder mit vielen Laubbäumen sind gut fürs Trinkwasser. Auf Platz 1 der häufigsten Baumarten in RLP steht die Buche, gefolgt von der Eiche. Unter Laubbäumen gelangt weniger Nitrat in den Boden. Herabgefallene Blätter sind basenreich, Nadeln eher sauer. Sauer mögen Regenwürmer und andere Tiere im Boden nicht. Diese sorgen aber dafür, dass der Boden gelockert wird, die Wurzeln tiefer eindringen können - wodurch die Bäume besser Wasser aufnehmen können. Laubbäume lassen zudem vor allem im Winterhalbjahr mehr Wasser auf den Boden durchdringen als Nadelbäume. So können sich die Grundwasser-Vorräte besser auffüllen. Auch der Anteil von Totholz hat sich erhöht: Tote Bäume, die am Waldboden liegen, sind um 31 Prozent gestiegen - von 12,9 m3/ha auf 16,9 m3/ha. Diese wirken wie ein Schwamm. Statt einfach abzufließen, kann das Wasser so besser im Boden versickern - und damit die Bäume versorgen und unsere Grundwasservorräte auffüllen. Zudem ist der Anteil zwei- oder mehrschichtiger Wälder von 69 Prozent auf 81 Prozent gestiegen. Sind im Wald die Bäume unterschiedlich hoch, wirkt das wie eine Bremse für herab prasselnden Regen. Das Wasser fließt erst wie über Stufen von den höheren über die niedrigeren Bäume darunter, ehe es am Boden ankommt. Vor allem bei Starkregen fließt das Wasser dann nicht einfach ungenutzt ab, sondern kann vom Boden aufgenommen werden und gelangt damit ins Grundwasser. "In Rheinland-Pfalz beziehen wir über 90 Prozent unseres Trinkwassers aus Grundwasser. Daher ist Waldschutz auch Wasserschutz", so Eder. Bäume wachsen langsamer Der Vergleich zur letzten Bundeswaldinventur zeigt jedoch auch Alarmierendes: Die Bäume wachsen um 20 Prozent langsamer als noch vor zehn Jahren. Die Zuwachsleistung unserer Baumarten ist innerhalb von zehn Jahren über alle Baumarten hinweg von jährlich 10,7 m3/ha auf 8,6 m3/ha zurückgegangen. Mit einer jährlichen Nutzung von 7,2 Kubikmeter pro Hektar lag der Zuwachs aber über der Nutzungsmenge. Die Nutzungsmenge von Holz ist im Gesamtwald (alle Eigentumsarten und Baumarten) von jährlich 7,8 m3/ha/a auf 7,2 m3/ha/a zurückgegangen. Damit hat die Holz-Nutzung insgesamt unter dem Zuwachs gelegen. Lediglich bei der Baumart Fichte hat die Nutzung mit 21 m3/ha/a über dem Zuwachs von 13 m3/ha/a gelegen. Grund hierfür ist die seit dem Jahr 2018 erfolgte Holzernte, um eine Ausbreitung des Borkenkäfers zu begrenzen. Ein weiteres Ergebnis der Datenerhebung lautet: Die in lebenden Nadelbäumen gespeicherte Kohlenstoffmenge hat in den letzten zehn Jahren - vor allem bedingt durch die massiven Borkenkäfer-Schäden in der Baumart Fichte - um 2,98 Millionen Tonnen abgenommen. Diese negative Bilanz wurde aber durch eine Kohlenstoff-Anreicherung von 5,45 Millionen Tonnen der lebenden Laubbäume kompensiert. Nimmt man die in totem Holz gebundene Kohlenstoffmenge hinzu, so hat sich die Kohlenstoffmenge in Wald von Rheinland-Pfalz um insgesamt 4,67 Millionen Tonnen erhöht. "Die Daten der Bundeswaldinventur zeigen: Damit war der Wald in Rheinland-Pfalz in der Gesamtbilanz der vergangenen zehn Jahre eine Kohlenstoffdioxid-Senke", so Eder. "Der Walderhalt ist unser oberstes Ziel. Wir müssen weiterhin dafür sorgen, dass unser Wald all seine Funktionen erbringt: Zur Naherholung, als Rohstofflieferant, Wasserfilter, Luftreiniger und zum Erhalt unserer Artenvielfalt. Die Datenerhebung zeigt aber auch, wir sind auf einem guten Weg, unsere Maßnahmen greifen. Dazu gehört neben der naturnahen Waldentwicklung, die für den Staatswald gesetzlich verankert ist, eine Vielzahl an forstlichen Regeln. Ein Beispiel dafür ist das Buchen-Moratorium: So dürfen alte Buchen, unsere wichtigste Baumart, nicht ohne Weiteres gefällt werden. Auch Bäume, die seltenen Arten, wie dem Schwarzstorch oder Fledermäusen ein Zuhause geben, müssen stehen bleiben - das ist in unserem BAT-Konzept geregelt. Und um die Wasserspeicherkapazität zu fördern, den Humusaufbau und damit sowohl das Wachstum der Bäume sowie das Bodenleben zu stärken, muss ein gewisser Anteil an Totholz im Wald verbleiben - auch das ist in zahlreichen Konzepten geregelt. Das Handeln im Staatswald lassen wir von unabhängigen Auditoren prüfen: Der gesamte Staatswald ist nach den Nachhaltigkeitsstandards von PEFC und FSC zertifiziert. Für kommunale und private Waldbesitzer gelten diese strengen Vorgaben nicht, sie können sich von Landesforsten Rheinland-Pfalz aber beraten lassen. Dafür haben wir in Rheinland-Pfalz die Struktur des Gemeinschaftsforstamtes." Die Bundeswaldinventur findet nur alle zehn Jahre statt und ist von der jährlichen Waldzustandserhebung zu unterscheiden. Bei letzterer geht es vorrangig um den Gesundheitszustand des Waldes. Hier wird aufzeigt, unter welchen externen Einflüssen, wie Luftschadstoffen, Krankheiten und Schädlingen der Wald leidet. Die Bundeswaldinventur ist wie eine Art Zensus, der Waldzustandsbericht wie eine Art Diagnose. Zentrale Ergebnisse aus der BWI4 für Rheinland-Pfalz
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