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Als Leitart der Agrarlandschaften spielt das Rebhuhn eine besondere Rolle. Wo Naturschutz, Landwirtschaft und Wildtiermanagement erfolgreich ineinandergreifen, erholen sich seine Bestände. Und auch andere Arten kommen zurück. Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich beim Feldspaziergang beeindruckt vom lokalen Engagement zum Schutz des Rebhuhns und der Biodiversität im Landkreis: "Der unermüdliche Einsatz hier im Neckartal zeigt, was durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz möglich ist. Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass wir gemeinsam die Trendwende schaffen können, damit einst häufige Feldvögel, wie das Rebhuhn, sich wieder ausbreiten können." Neckartal auf dem Weg zum Rebhuhn-Hotspot Das Neckartal zwischen Wurmlingen, Rottenburg und Tübingen ist bereits auf dem Weg zum Rebhuhn-Hotspot. "Die Trendwende ist im Neckartal eingeläutet, jetzt gilt es dies auch in anderen Gebieten zu erreichen und dranzubleiben im Feldvogelschutz", sagte Sabine Geißler-Strobel. Die promovierte Agrarbiologin engagiert sich seit Jahren für die Rettung des Hühnervogels, derzeit im Bundesprojekt "Rebhuhn retten - Vielfalt fördern!" - gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern aus Landwirtschaft, Kommunen, Verwaltung, Naturschutz und Jägerschaft. Der Erfolg: 2015 war das Vorkommen des Rebhuhns im Neckartal erloschen. Danach gelang die Wiederbesiedlung. Die Zahl der Rebhuhn-Reviere kletterte auf 21 in diesem Jahr. Auch der Kiebitz, Vogel des Jahres 2024, war in den 1990er Jahren als Brutvogel aus dem Neckartal verschwunden. Heute hat er das Gebiet wieder besiedelt: "Dieses Jahr haben 13 Paare 27 flügge Jungvögel großgezogen, ein toller Erfolg. Gelungen ist das mit der Anlage hochwertiger Refugialflächen", erklärte Geißler-Strobel. Die ergriffenen Maßnahmen sind ganz im Sinne des Biodiversitätsstärkungsgesetzes. Dieses hat zum Ziel, auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen hochwertige Refugialflächen zu schaffen. Das Biodiversitätsstärkungsgesetz war die Antwort der Landesregierung auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen" im Jahre 2020. Feldvögel brauchen Lebensräume in der Landwirtschaft Das Monitoring der Rebhühner im Landkreis Tübingen belegt: Mehrjährige Blühbrachen kombiniert mit Gehölzpflege schaffen die Basis, damit Rebhühner ihre Küken erfolgreich großziehen können. Während im Landkreis Tübingen in Teilgebieten mit mehrjährigen Blühflächen der Bestand um 65 Prozent zunahm, sank dieser fast ebenso schnell in Teilgebieten ohne diese Maßnahmen. Die Vögel brauchen ganzjährig geeignete Strukturen, um Schutz oder Nahrung zu suchen. In einem kleinen Kerngebiet im Neckartal mit zirka 130 Hektar waren 2024 die zehn Prozent Refugialflächen fast erreicht. Dazu tragen mehrjährige Brachen, gezielte Maßnahmen für den Kiebitz, aber auch lückige Getreideäcker und Schutzstreifen im Kleegras bei - wie beim Feldspaziergang verdeutlicht wurde. Wichtigste Akteure sind Landwirtinnen und Landwirte, die Maßnahmen auf ihren Flächen umsetzen und damit "Biodiversität produzieren". Im Bundesprojekt soll nun außerdem ein ganzheitlicher Ansatz umgesetzt werden, der auch ein Prädatorenmanagement miteinschließt. Damit Arten wie das Rebhuhn, die Grauammer oder die Feldlerche nicht nur im Landkreis Tübingen ein sicheres Zuhause finden, sensibilisiert das NABU-Projekt "Landwirt-schaf(f)t Lebensraum - Refugialflächen für die Artenvielfalt" Landwirtinnen und Landwirte im gesamten Ländle für die Bedeutung hochwertiger Refugialflächen, wie mehrjährige Blühbrachen, und wirbt für deren Anlage. Die Best Practice-Beispiele aus Rottenburg zeigen die erfolgreiche Umsetzung und sammeln wertvolle Erfahrungen, die verbreitet werden sollen. Für den NABU-Landesvorsitzenden Johannes Enssle zeigen die Projekte: "Feldvögel können nicht von Luft und Liebe leben. Sie brauchen artgerechte Lebensräume, die es nur mit der Landwirtschaft geben kann. Die Biodiversitätssicherung in Baden-Württemberg braucht wieder mehr Raum. Die im Biodiversitätsstärkungsgesetz festgelegten zehn Prozent Refugialflächen sind ein zentraler Schlüssel zur Rettung der Feldvögel und der Biodiversität in der Agrarlandschaft." Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann ergänzte: "Viele Landwirtinnen und Landwirte haben ein Herz für Rebhühner. Sie müssen aber auch von ihrer Arbeit leben können. Damit Baden-Württemberg wieder Rebhuhn-Ländle wird, braucht es mehr Brachen und integrierte Maßnahmen wie Lichtäcker, die endlich ausreichend dotiert werden", wünschte er sich. Biodiversität nicht zum Nulltarif Damit Baden-Württemberg sein im Koalitionsvertrag beschlossenes Programm zum Feldvogelschutz umsetzen kann, sind im nächsten Doppelhaushalt rund 10 Millionen Euro pro Jahr für die geplante Artenschutzoffensive nötig, rechnen NABU und LJV vor. "Wir hoffen sehr, dass sich Ministerpräsident Kretschmann bei den zuständigen Ministerien dafür einsetzt, dass Landwirtschaftsbetriebe für ihren Einsatz und den Ertragsausfall, der ihnen durch die Umsetzung der Maßnahmen entsteht, ausreichend und verlässlich entlohnt werden. Die Agrarumweltprogramme des Landes brauchen dafür ausreichende finanzielle Mittel", so Enssle und Friedmann. Mehr Rückenwind aus der Politik nötig Hintergrund:
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