Ein Service von![]() | |||||||||||||||||||||||
Wärme im Winter, Hitzeschutz im Sommer Die Darmstädter Familie hatte für die Auftaktveranstaltung von "Passivhaus on Tour" die Türen ihres Einfamilienhauses geöffnet und den Teilnehmenden damit die Möglichkeit geboten, die Details einer energetischen Sanierung in der Praxis anzuschauen. Das Darmstädter Einfamilienhaus Baujahr 1928 wandelt sich seit Herbst vergangenen Jahres zu einem gemütlichen Zuhause. Ein Großteil der Außenarbeiten ist abgeschlossen, die Arbeiten im Hausinneren laufen noch. Vom Keller bis zum Dach werden dabei Passivhaus-Komponenten verwendet. Der Charme des Gebäudes bleibt erhalten. Ein wichtiger Bestandteil der energetischen Sanierung ist der gute Wärmeschutz für das gesamte Gebäude, der im Winter für angenehm warme Räume sorgt und im Sommer vor Hitze schützt. Zudem gehören der Einbau der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie die Reduzierung von Wärmebrücken zum Sanierungskonzept. Heizen - und bei Bedarf kühlen Konkret wurden der Sockel des Hauses, die Außenwände sowie das Dach wärmegedämmt. Die neuen Fenster sind dreifach verglast und haben Passivhaus-Qualität. Für einen geregelten Luftaustausch sorgt die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, über die Fenster zu lüften ist natürlich weiterhin möglich. Die Leitungen für die Lüftungsanlage verlaufen überwiegend am früheren Kaminschacht, die Rohre werden noch wohnlich verkleidet. Im Keller steht anstatt Gaskessel nun eine Wärmepumpe mit Pufferspeicher für Warmwasser. Im Haus sind drei Klima-Split-Geräte installiert, die für die Verteilung der erwärmten Luft sorgen und mit denen bei Bedarf auch gekühlt werden kann. Auf dem wärmegedämmten Dach des Hauses produziert demnächst eine PV-Anlage mit einer Leistung von rund 11 Kilowatt-Peak Strom für den Eigenverbrauch. Energieverbrauch vorher-nachher Vor der energetischen Sanierung verbrauchte die Familie mit dem Gaskessel etwa 3.300 m³ Erdgas pro Jahr für Heizen und Warmwasser, ein Energieäquivalent von umgerechnet rund 33.000 kWh pro Jahr. Außerdem etwa 6.000 kWh für Haushaltsstrom. Beide Energieträger verbrauchten damit zusammen umgerechnet rund 40.000 kWh. Nach der energetischen Sanierung wird der Verbrauch für Wärmepumpe und Haushaltsstrom zusammen bei insgesamt rund 2.500 bis 3.000 kWh extern erzeugtem Strom liegen. Das ist lediglich ein Bruchteil der vorherigen Werte. Entsprechend werden für die Baufamilie die Nebenkosten in Zukunft deutlich geringer sein. Bester Zeitpunkt "Der beste Zeitpunkt für die energetische Sanierung ist dann, wenn Bauteile sowieso erneuert werden müssen. Dann sollten Komponenten verwendet werden, die zuverlässig eine hohe energetische Qualität liefern, um den Energiebedarf tatsächlich deutlich zu drosseln. So ist es auch bei diesem Einfamilienhaus umgesetzt worden", erklärt Berthold Kaufmann vom Passivhaus Institut. Erst Theorie ... Dieses "Sowieso-Prinzip" gelte auch dann, wenn die Sanierung nicht in einem Rutsch, sondern schrittweise durchgeführt werde. Ziel sei es, den hoch energieeffizienten EnerPHit-Standard zu erreichen, so Kaufmann weiter. Er hatte zuvor beim Workshop sowohl allgemeine Aspekte einer energetischen Sanierung als auch die konkreten Schritte beim Darmstädter Einfamilienhaus vorgestellt. Das Passivhaus Institut begleitet diese Sanierung im Rahmen des EU-Projekts outPHit und hat den Workshop auf dieser Grundlage angeboten. Zusammen mit Kollegen sowie dem Architekten ging Kaufmann dabei unter anderem auf unterschiedliche Dämmmaterialien, die Luftdichtheit der Gebäudehülle sowie den Einbau der Lüftungsanlage und der neuen Fenster ein. Auch die Wärmepumpe und Herausforderungen bei der Dämmung von Treppenabgängen wurden ausführlich thematisiert. ... dann Praxis Nach dem Mittagessen folgte die Praxis: Die Energieberaterinnen und Energieberater machten sich auf den (kurzen) Weg zum Besuchsobjekt. Dort konnten sie die praktische Umsetzung der zuvor theoretisch behandelten Sanierungsschritte selbst anschauen, darunter die Dämmung des Gebäudes mit Mineralwolle an der Nordseite sowie die Holzständer-Konstruktion mit eingeblasener Zellulose an den übrigen drei Wänden. Darüber hinaus berichtete die Baufamilie anschaulich über die seit Herbst 2023 laufende energetische Sanierung ihres Hauses. Abriss oder Sanierung? Obwohl der Wunsch von Anfang an gewesen sei, das Gebäude zu erhalten, so erzählt es Bauherr Kolja Hanke bei "Sanieren mit Köpfchen", habe auch ein Abriss zur Diskussion gestanden: Dem Architekten habe unter anderem das fast einhundert Jahre alte Mauerwerk Sorgen gemacht. Durch den guten Wärmeschutz und die Verwendung von Passivhaus-Komponenten sei das Problem jedoch behoben worden. Hanke berichtete auch, dass aufgrund der deutlich verbesserten Gebäudehülle der Fluglärm nun nicht mehr die Nachtruhe störe. Hanke hatte - obwohl nicht vom Fach - zahlreiche Arbeiten selbst ausgeführt. Als am Nachmittag auch Privatpersonen zur Besichtigung dazukamen, erläuterte Patrick Voos, Leiter des Amts für Klimaschutz und Klimaanpassung die Unterstützungsangebote der Stadt Darmstadt für hoch energieeffiziente Bauprojekte. "Absolut schlüssiges Konzept" Ziel von Passivhaus on Tour ist es, verschiedene Akteure wie Energieberatende, Kommunen, Architektinnen und Architekten sowie weitere Baubeteiligte bei der Umsetzung hoher Energieeffizienz vor Ort zu unterstützen. Die Reaktion auf "Sanieren mit Köpfchen" und damit auf die erste regionale Veranstaltung von "Passivhaus on Tour" war durchweg positiv: Dass das Passivhaus Institut hohe Energieeffizienz mit den Fachleuten für Energieberatung gemeinsam behandelt, dass Detailfragen geklärt werden können und dass anschließend die praktische Umsetzung demonstriert wird, das sei ein "absolut schlüssiges Konzept", fasste eine Teilnehmerin aus dem bayerischen Gersthofen zusammen. Im Herbst geht's weiter Weitere Veranstaltungen für Herbst dieses Jahres und 2025 sind in Vorbereitung, jeweils mit wechselnden thematischen Schwerpunkten und an unterschiedliche Zielgruppen gerichtet. Passivhaus on Tour ist ein zusätzliches Angebot des Passivhaus Instituts als Ergänzung zur Internationalen Passivhaustagung. Die 28. Internationale Passivhaustagung wird 2026 stattfinden. Passivhaus Institut Das von Prof. Dr. Wolfgang Feist 1996 gegründete Passivhaus Institut ist unabhängig und belegt eine Spitzenposition bei der Forschung und Entwicklung zum hoch energieeffizienten Bauen und Sanieren.
| |||||||||||||||||||||||
Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln. |