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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 19.03.2021
Neuland für den Trinkwasserschutz im Oberpfälzer Jura
Start eines bundesweit einmaligen Modellprojektes zur grundwasserschonenden Landbewirtschaftung
Nach vielen gemeinsamen Gesprächen mit Wasserversorgern, der Regierung der Oberpfalz, verschiedene staatliche Behörden, Fachverbände, praktizierende Landwirte, der Fachberatung für Hydrogeologie und Agrarwirtschaft startet jetzt ein bundesweit beispielgebendes und auch in dieser Form einzigartiges Modellprojekt zum Trinkwasserschutz im Oberpfälzer Jura. Elf Wasserversorger im Raum Regensburg - Burglengenfeld - Neumarkt haben sich auf freiwilliger Basis mit der Landwirtschaft dieser Region auf einen mehrjährigen Kooperationsvertrag geeinigt, zukünftig eine grundwasserschonende Landbewirtschaftung zu betreiben und die regionale Trinkwasserqualität zu sichern. "Wasser ist die Grundlage des Lebens, kann durch nichts ersetzt werden und ist unser Lebensmittel Nummer eins. Wir betreuen auf dem Gebiet der Landkreise Amberg-Sulzbach, Kelheim, Neumarkt in der Oberpfalz, Regensburg und Schwandorf 22 Wasserschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 15.000 Hektar, fördern über 20 Millionen Kubikmeter Grundwasser und versorgen rund 400.000 Einwohner", betont Franz Herrler, 1. Vorsitzender Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura, bei der Präsentation des neu erarbeiteten Kooperationskonzepts zur grundwasserschonenden Landbewirtschaftung. "Als Wasserversorger haben wir die Pflicht, Wasser vor negativen Einflüssen zu schützen und konkrete Maßnahmen gemeinsam mit den praktizierenden Landwirten, Bodenexperten und Hydrogeologen zu ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen. Konkret bedeutet dies, dass Verschmutzungen unseres Trinkwassers durch Schadstoffe, wie z. B. Nitrat und Pflanzenschutzmittel so weit wie nur möglich reduziert bzw. verhindert werden müssen. In unserem sehr empfindlichen Wassereinzugsgebiet werden Schadstoffe besonders schnell in die grundwasserführenden Schichten im Untergrund transportiert und führen so zu hochproblematischen Verunreinigungen. In Zusammenarbeit mit der Regierung und der Mithilfe von Fachbehörden, Wasserspezialisten, Hydrogeologen, Bodenexperten und Landwirten ist ein Maßnahmenpaket entstanden, das ab sofort umgesetzt werden kann.", so Herrler.

Sensible Geologie im Karst stellt besondere Anforderungen an die Landwirtschaft
Der Jurakalk unter der Bodenschicht ist ein relativ dichtes Gestein, das kaum Wasser aufnehmen, speichern und durchlassen kann. Ein Wassertransport ist daher nur in Gesteinsbrüchen möglich, die als Risse die Felsschichten durchziehen. Der Kalkstein dieser Juraregion ist verkarstet, das heißt, durch Verwitterung im Untergrund von offenen Spalten, Gängen und Höhlen durchzogen.

Diese untereinander verbundenen Hohlräume füllen sich schnell mit Wasser aus Niederschlägen durch relativ große, senkrechte Spalten und Klüfte. Wasser kann deshalb sehr schnell fließen und so kann auf diese Weise eine nahezu ungefilterte Schadstofffracht bis in den Grundwasserleiter gelangen. "Der Karst mit seinen Höhlen und Dolinen ist zwar geologisch sehr spannend, aber leider auch ein echter Problembär für den Trinkwasserschutz. Da hier Schadstoffe von der Oberfläche im Expresstempo bis ins Grundwasser gelangen können, muss das Land vorsichtig und mit besonderen Kenntnissen bewirtschaftet werden", verdeutlichen Evl Anders und Dr. Karl-Heinz Prösl vom beauftragten Sachverständigenbüro für Grundwasser Anders & Raum, Velden. Seit Jahrzehnten werden in den Brunnen und regional verteilten Grundwassermessstellen vielerorts deutlich steigende Schadstoffgehalte beobachtet. Die Landwirtschaft hat in dieser Region den größten Flächenanteil und stellt daher eines der größten Gefährdungspotentiale für die Wasserqualität dar.

Gutes Trinkwasser ist ein Produkt gesunden Bodens
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieses bisher einzigartigen Modellprojektes ist eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung, die die Bodenqualität verbessert, dem Aufbau von Dauerhumus dient und von den praktizierenden Landwirten in dieser Region auf freiwilliger Basis umgesetzt wird. Um dies zu erreichen, wurde neben der BBV LandSiedlung GmbH als projektbegleitender Partner und Berater die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. (IG gesunder Boden) beauftragt. Die IG gesunder Boden verfügt mit großem Erfolg über ein internationales Netzwerk aus Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen und Praktikern mit dem Ziel, wieder gesunde, humusreiche Böden aufzubauen. Das Thema 'gesunder Boden' war die gemeinsame Basis, auf der sachbezogen gearbeitet werden konnte. Von allen Beteiligten wurde bald anerkannt, dass die Wasserqualität von der Leistungsfähigkeit der Böden abhängig ist. Der Schlüssel ist also der gesunde Boden", betont Franz Rösl, Vorstandsvorsitzender der IG gesunder Boden. Hier setzt auch das Maßnahmenprogramm des Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura für die Landwirtschaft an. Denn, was früher ausschließlich der Ernteertrag war, wird jetzt auch über die erzielte Qualität des Grundwassers vergütet. "Eigentlich müsste man das Grundwasser mit dem Bodenverbesserungskonzept, welches speziell für dieses sensible Gebiet ausgearbeitet wurde, überall auf diese Weise schützen. Unsere Landwirte erhalten so ein dringend notwendiges Zusatzeinkommen für Ihre Leistungen zum Grundwasserschutz. Sie werden damit unabhängiger vom Ertrag und von der EU-Agrarpolitik. Die regionale Partnerschaft zwischen uns Bürgern und den Landwirten wird so gestärkt. Denn mit keiner noch so guten und modernen Technik kann man die Filter- und Reinigungsleistung eines gesunden Bodens kompensieren", so Rösl.


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