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Die Bedingungen in Südspanien sind eigentlich ideal: Das trocken-warme Klima mit rund 3.000 Sonnenstunden im Jahr sorgt für reichlich Fotosyntheseleistung und Wachstum der Pflanzen. Mit nur 228 mm Niederschlag ist die natürliche Wasserversorgung allerdings zu spärlich. Deshalb wird zusätzlich zu dem gesammelten Niederschlagswasser auch Brunnenwasser oder entsalztes Meerwasser für die gezielte Bewässerung eingesetzt. Dank der fehlenden Niederschläge und der sparsamen Bewässerung haben es pilzliche Schaderreger, die oft auf feucht-warme Bedingungen angewiesen sind, hier schon recht schwer. Dazu tragen auch die fein justierbare, natürliche Belüftung der Solargewächshäuser sowie die hier häufig genutzten Doppelfolien bei, die nicht nur ein Abtropfen von Kondenswasser auf die Pflanzen, sondern zum Teil auch das Eindringen von Schädlingen verhindern. Den gleichen Zweck verfolgen Doppeltüren und Schutznetze an den Gewächshäusern. Verschiedenste natürliche Helfer Die Natur selbst bietet den Produzenten ein reichhaltiges Arsenal, aus dem sie bei dem natürlichen Pflanzenschutz schöpfen können. Dazu gehören Wirtspflanzen wie etwa Schmetterlingsblütler, die nützlichen Insekten innerhalb und außerhalb der Gewächshäuser einen Lebensraum bieten. Das ist besonders in den Zeiten wichtig, in denen im Gewächshaus eine neue Kultur angepflanzt wird und die Nützlinge deshalb dort keine Nahrungsgrundlage finden. Ein solcher Nützling ist beispielsweise die Raubmilbe Amblyseius swirskii, die sich von Thripsen, Spinnmilben, Falschen Spinnmilben und Weißer Fliege ernährt und deren Bestand so dezimiert. Orius lavigaetus sind weitere natürliche Pflanzenschützer. Die Raubwanzen haben sich bei der Bekämpfung. von Thripsen, Spinnmilben und Motteneiern bewährt. Dabei machen sich solche Organismen, die jeweils in bestimmten Entwicklungsstadien über den Fachhandel bezogen werden können, in ganz unterschiedlicher Weise nützlich. Manche leben parasitär, d. h. ihre Nachkommen entwickeln sich in dem Körper eines schädlichen Organismus, während andere räuberisch leben und die Schädlinge verspeisen. Das kann beispielsweise der Marienkäfer besonders gut; jede seiner Larven vertilgt in den drei Wochen ihrer Entwicklung zwischen 400 und 600 Blattläuse. Auch die erwachsenen Käfer bleiben fleißige Helfer und rücken täglich 100 bis 150 Blattläusen zu Leibe. Große Werkzeugkiste Mit der konsequenten Umsetzung des Integrierten Pflanzenschutzes gelingt es den spanischen Obst- und Gemüseanbauern schon recht gut, auf den chemischen Pflanzenschutz zu verzichten. So erfolgt bei Paprika i.d.R. heute schon zu 99 Prozent ein rein biologischer Pflanzenschutz. In anderen Kulturen liegt der Anteil biologischer Verfahren bei durchschnittlich 55 Prozent; die restlichen 45 Prozent der Maßnahmen setzen sich aus anderen Elementen der IPM-Werkzeugkiste zusammen. Das kann der Einsatz von natürlichem Netzschwefel gegen Pilze ebenso sein wie der Einsatz von Farb- oder Pheromonfallen. Letztere wirken gleich doppelt, in dem sie einerseits durch die Abgabe von Sexuallockstoffen verhindern, dass Schädlingsmännchen und -weibchen sich finden, und andererseits über einen Klebstoff auch direkt als Falle dienen. Nützlicher Nebeneffekt: Anhand der gefangenen Individuen können die Anbauer den Befall kontrollieren und auf dieser Basis abschätzen, ob die ergriffenen Maßnahmen ausreichen. Auch Präparate mit natürlichen Pilzen oder Bakterien gehören dazu: Bei den Pilzen werden beispielsweise Trichoderma-Stämme als biologische Wirkstoffe genutzt, um Wurzelwachstum und -entwicklung, Pflanzenproduktivität und Resistenz sowie die Aufnahme und Nutzung von Nährstoffen zu erhöhen. Auch Pseudomonas, ein Bakterium, wird als kleiner Helfer geschätzt; etliche Arten tragen zum Schutz der Pflanzen bei, indem sie innerhalb der Wurzelzone andere Mikroorganismen verdrängen. Diese umfassende Werkzeugkiste und die speziellen Gegebenheiten der Gewächshäuser machen es möglich, dass chemischer Pflanzenschutz in der Region Almería und Granada heute nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Berater Diego Oller zum Integrierten Pflanzenschutz: "Bei dem integrierten Pflanzenschutz steht die Prävention des Schädlings- und Krankheitsbefalls im Mittelpunkt. Dazu dient ein breites Portfolio von Maßnahmen und Werkzeugen. Dazu gehören eine möglichst vielseitige Fruchtfolge, die Auswahl von schädlingsresistentem Saatgut, das Monitoring des Schädlings- und Krankheitsbefalls sowie die Festsetzung fundierter Schwellenwerte, die als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob und wann eine weitergehende Bekämpfung erforderlich ist. Es wird erst dann auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückgegriffen, wenn präventive, physikalische, biologische oder andere nichtchemische Methoden erschöpft oder nicht verfügbar sind." Interview mit David Martín VargasLandwirt David Martín Vargas aus Almería setzt beim Pflanzenschutz konsequent auf die Beratung durch Diego Oller, Fachberater und Manager für die Bio-Produktion bei der Agroponiente Gruppe. Wir haben den Landwirt zum integrierten Pflanzenschutz befragt:Wann haben Sie begonnen, Ihren Betrieb auf den integrierten Pflanzenschutz umzustellen? Vargas: Wir haben uns schon seit vielen Jahren damit befasst. Aber erst nach der Krise mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Paprika im Jahr 2007 habe ich selbst wie die meisten Landwirte in der Region mit der konsequenten Umsetzung von IPM begonnen. Wie beurteilen Sie Praktikabilität und Erfolg des integrierten Pflanzenschutzes? Vargas: Es ist ein System, das ein hohes Maß an Kenntnissen erfordert und darauf abzielt, Schädlinge und Krankheiten auf einem tolerierbaren Niveau zu halten. Der Schlüssel liegt in der kontinuierlichen Überwachung der Pflanzen; so können wir etwa sicherstellen, dass genügend Nützlinge da sind und die Schädlinge wirksam in Schach halten. Dass Integrierter Pflanzenschutz hier sehr erfolgreich ist, können Sie daran ablesen, dass fast 100 Prozent der hiesigen Anbauer das System seit mehr als einem Jahrzehnt mit sehr guten Ergebnissen anwenden. Wo erwarten oder brauchen Sie noch Verbesserungen Vargas: Mögliche Verbesserungen liegen wie so oft im Detail. Deshalb pflege ich eine enge Beziehung zu Beratern und Firmen, die biologische Lösungen entwickeln und herstellen. Durch die intensive Überwachung der Pflanzen lerne ich jeden Tag neue Dinge dazu, etwa zu dem optimalen Zeitpunkt der Freisetzung von Nützlingen, zu der optimalen Nützlingsdichte, zu Umsetzungszeiten etc. Diese Erkenntnisse gebe ich an die Berater und die Unternehmen weiter, damit sie Produkte und Verfahren kontinuierlich weiter verbessern und wir den Verbrauchern in Europa weiterhin eine verlässlich hohe und sichere Qualität garantieren können. Text: Peter Berndgen Über CuTE SOLAR: CuTE Solar (Cultivating the Taste of Europe in Solar Greenhouses) ist eine von der Europäischen Union (EU) mitfinanzierte Informations- und Förderkampagne, die vom Dachverband andalusischer Obst- und Gemüseanbauverbände APROA-Spanien, dem branchenübergreifenden spanischen Obst- und Gemüseverband HORTIESPAÑA und dem europäischen Obst- und Gemüseproduktions- und Handelsverband EUCOFEL getragen wird. Ziel der Informations- und Förderkampagne ist es, Verbraucher über die nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionsmethoden in den Solargewächshäusern zu informieren. Insbesondere geht es dabei um die Produktqualität und die Anbaumethoden für Obst und Gemüse aus der EU, basierend auf dem Respekt vor Mensch und Umwelt. Die Kampagne läuft bis 2022 in den Zielländern Belgien, Deutschland und Spanien.
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