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Als Teil des Harkin-Engel-Protokolls und im Auftrag des US-Arbeitsministeriums veröffentlichte das National Opinion Research Center (NORC) am 19. Oktober Ergebnisse einer Studie. Dem Bericht zufolge wird geschätzt, dass in Ghana und der Côte d'Ivoire mehr als 1,48 Millionen Kinder in gefährlicher Kinderarbeit tätig sind. Fairtrade geht davon aus, dass diese Zahl wahrscheinlich noch höher liegt, je nach Auslegung von Mindestalter, gefährlicher Arbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit. Ungeachtet der unterschiedlichen Berechnungen sind diese Zahlen schockierend, insbesondere weil die Verpflichtung des Harkin-Engel Protokolls zur Verringerung der Kinderarbeit 19 Jahre alt ist. Leider sind diese Zahlen für den fairen Handel nicht überraschend. Seit 2009 arbeiten wir mit Nachdruck daran, dieses Problem anzugehen - und das nicht nur in der Kakaoindustrie. Mitarbeitende der vom US-Arbeitsministerium finanzierten NORC-Studie kamen mit der Nachfrage auf Fairtrade International zu, Erkenntnisse über das Problem der Kinderarbeit in dieser Region zur Verfügung zu stellen. Fairtrade hat sich gern an der Studie beteiligt und das Produzentennetzwerk Fairtrade Africa hat an Interviews teilgenommen. Aufgrund unserer Erfahrungen mit Fairtrade-zertifizierten Kakaoproduzenten haben wir im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Programme initiiert, viel über die Grundursachen gelernt, wichtige Erkenntnisse aus Rückschlägen gewonnen und unseren Ansatz immer wieder angepasst, um integrative und nachhaltige Lösungen zu finden. Kinderarbeit hat viele Ursachen Was wir zweifellos wissen, ist, dass es nicht nur eine Ursache für den Einsatz von Kinderarbeit im Kakaosektor gibt, sondern viele komplexe und voneinander abhängige. Armut, niedrige Löhne, Arbeitskräftemangel, schlechte Arbeitsbedingungen, schwaches Engagement der Regierung, Mangel an wirkungsvollen Bildungsmöglichkeiten, unsichere Schulen, Ausbeutung und Diskriminierung, politische Unruhen und Konflikte - und jetzt auch die Auswirkungen von COVID-19 - tragen alle zum Einsatz von Kinderarbeit in der westafrikanischen Kakaoproduktion bei. Armut und Diskriminierung sind nach wie vor massive Kräfte, die Kinder in die Arbeitswelt und in unsichere Umfelder drängen. Wenn Bäuerinnen und Bauern in Armut gefangen sind, können sie es sich nicht leisten, in effizientere Methoden zur Verbesserung ihres Einkommens zu investieren und greifen stattdessen auf die billigsten Formen der Kinderarbeit zurück. Dazu kommt, dass wenn Kinderrechte nicht respektiert werden, auch ihre Abhängigkeit von Arbeit zunehmen kann. Lösung kann nur durch eine Kombination von Ansätzen erreicht werden Die NORC-Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Kombination von Initiativen oder Interventionen erforderlich ist, um Kinder von gefährlicher Arbeit weg und in Schulen oder Jugendprogramme zu bringen. Dem stimmen wir zu. Deshalb ist beispielsweise die Fairtrade-Prämie wichtig, die zusätzlich zum Mindestpreis für Kakaoverkäufe unter fair Handels-Bedingungen gezahlt wird, damit Kleinbauernorganisationen sich dafür entscheiden können, die Unterstützung umzusetzen, die ihre Gemeinden benötigen: beispielsweise Schulen zu bauen, um Kindern einen leichteren und sichereren Weg zu einer qualitativen Ausbildung zu öffnen. Im Jahr 2019 hat Fairtrade sowohl den Mindestpreis als auch die Prämie für Kakao um 20 Prozent angehoben, um die Kakaoproduzenten näher an ein existenzsicherndes Einkommen heranzuführen. Das von Fairtrade entwickelte Youth Inclusive Community Based Monitoring and Remediation (YICBMR) System, ein Programm, das Jugendliche und die Gemeinden in die Überwachung und Beseitigung von Kinderarbeit und/oder Zwangsarbeit beinbezieht, wurde in einer Reihe von Ländern und bei verschiedenen Produktsparten weltweit erprobt. In den westafrikanischen Pilotprojekten identifizierten Kakaoproduzentengruppen so Fälle von ausbeuterischer Kinderarbeit, die Fairtrade den nationalen Schutzabteilungen der Regierungen von Ghana und Côte d'Ivoire im Einklang mit der Schutzpolitik (Protection Policy) zur Weiterverfolgung meldete. Freiwilligkeit alleine reicht nicht - wer zahlt für die Lösung? Es wird immer deutlicher, dass freiwillige Lösungen nicht ausreichen. Die Lösung muss zu einer kollektiven Anstrengung aller beteiligten Akteure werden. Ein wesentlicher Hinderungsgrund für die Umsetzung und Ausweitung der vom NORC geforderten Interventionen sind die Kosten. Die Produzentenorganisationen und ihre Gemeinden leben bereits in Armut. Es ist einfach nicht realistisch - oder fair - von den Produzentinnen und Produzenten zu erwarten, dass sie die Kosten für die Einführung von Systemen zur Überwachung und Beseitigung von Kinderarbeit tragen müssen, wenn sie nicht genug verdienen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Wer wird also bezahlen, um die Kinderarbeit zu beenden? Geteilte Rechenschaftspflicht ist der einzige Weg zur Beendigung der Kinderarbeit in der Kakaoproduktion. Freiwillige Zertifizierungen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Erwartungen anzuheben, Rahmenbedingungen für die Rechenschaftspflicht von Handelspartnern und Produzenten zu entwerfen und umzusetzen, die die gesetzlichen Anforderungen ergänzen, und dringend benötigte Unterstützung vor Ort zu leisten. Allerdings muss die gesamte Lieferkette handeln - von denjenigen, die die Regeln machen, wie Unternehmen zu arbeiten haben, bis hin zu denjenigen, die gern Schokolade essen:
Es darf keine weiteren 20 Jahre dauern, bis der faire Handel von der Ausnahme zur Norm wird. Hintergrund: Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen. www.fairtrade-deutschland.de TransFair gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011). www.flocert.net
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