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Süßgewässer sind eine zentrale Lebensgrundlage für Mensch und Natur. Doch die Lebewesen in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten sind vielen menschgemachten Problemen ausgesetzt: Veränderungen und Verbau des Lebensraums, Übernutzung, Klimawandel, Verschmutzung und die Bedrohung durch invasive Arten führen zu einem dramatischen Verlust an Arten und Beständen. Die nun veröffentlichten 14 Empfehlungen für den weltweiten Schutz der Süßwasser-Biodiversität basieren auf aktuellem Forschungswissen und Praxiserfahrungen und richten sich an die europäische Politik und Verwaltung. Gegenwärtig wird die Fortsetzung zweier wichtiger internationale Regelwerke zur biologischen Vielfalt ausgearbeitet: die Biodiversitätskonvention (CBD, Übereinkommen über die biologische Vielfalt) und die Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union. "Dies ist ein wichtiger Zeitpunkt, um wissenschaftliche Kenntnisse in den Prozess einzubringen. Politische Strategien und Entscheidungen müssen einen stärkeren Fokus auf die einzigartige Ökologie von Süßwasserleben und die vielfältigen Bedrohungen legen. In bisherigen Regelwerken wird der Schutz der Süßgewässer oft stiefkindlich behandelt. Binnengewässer werden zum Land - weil eingebettet im terrestrischen Bereich - oder zu Meeren und Ozeanen - weil aquatisch - dazugezählt. Dabei zeigt der aktuelle Living Planet Report, dass der Verlust der Süßwasserpopulationen am dramatischsten ist - ein Verlust um 84 Prozent zwischen 1970 und 2016", betont IGB-Forscherin Sonja Jähnig, die die Studie geleitet hat. Binnengewässer als eigenen ökologischen Bereich anerkennen Empfehlung 1 der Autoren ist daher, Binnengewässer neben dem Land und dem Meer als eigenen ökologischen "dritten Bereich" mit besonderen Managementanforderungen in zukünftigen Biodiversitätsabkommen zu berücksichtigen. Beispielsweise könnten spezifische Ziele für Süßwasserökosysteme in die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) Ziel 6 (Ausreichend Wasser in bester Qualität), Ziel 13 (Weltweit Klimaschutz umsetzen), Ziel 14 (Leben unter Wasser) und Ziel 15 (Leben an Land) aufgenommen werden. Auch die 1993 verabschiedete Biodiversitätskonvention (CBD) fasst die Binnengewässer mit dem terrestrischen Bereich zusammen. Der CBD-Strategieplan für Biodiversität 2011-2020 umfasste 20 Aichi-Biodiversitätsziele. Zu den wichtigsten Zielen mit hoher Relevanz für Binnengewässer gehören Ziel 5 zur Habitatverlustrate, Ziel 8 zur Verringerung der Verschmutzungsbelastung, Ziel 9 zur Verhütung und Kontrolle von invasiven gebietsfremden Arten, Ziel 11 zum Schutz von Land-, Binnenwasser-, sowie Küsten- und Meeresgebieten und Ziel 12 zur Verhinderung des Aussterbens bedrohter Arten bzw. Verbesserung und Stabilisierung der am stärksten im Rückgang begriffenen Arten. Und auch in Netzwerken von Schutzgebieten wie beispielsweise dem europäischen Natura-2000-Netzwerk, das der Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten dient, sollten angemessene Ziele für Süßwasserlebensräume gesetzt werden. Viele wichtige Süßwasser-Lebensräume wie städtische und landwirtschaftliche Gewässer werden gar nicht explizit berücksichtigt. Die gesonderte Ausweisung von erheblich veränderten Wasserkörpern (HMWBs) in der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) ist ein gutes Beispiel, wie auch künstliche oder stark vom Menschen geprägte Lebensräume beachtet werden könnten. "Auch wenn die Bilanz der internationalen Schutzbemühungen bisher sehr ernüchternd ist - wir Wissenschaftler werden weiterhin unsere Expertise einbringen, um auf den dramatischen Verlust der Süßwasser-Biodiversität hinzuweisen und dabei zu helfen, diesen schnellstmöglich abzumildern und zu stoppen. Die formulierten Empfehlungen können helfen, die politischen Rahmenbedingungen für den Schutz der aquatischen Biodiversität zu verbessern", unterstreicht Sonja Jähnig. Das empfehlen die Forschenden Politik und Verwaltung Anerkennen, dass:
Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB): "Forschen für die Zukunft unserer Gewässer" ist der Leitspruch des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Das IGB ist das bundesweit größte und eines der international führenden Forschungszentren für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels, die Renaturierung von Ökosystemen, der Erhalt der aquatischen Biodiversität sowie Technologien für eine nachhaltige Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.
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