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Presse-Stelle:  Umweltinstitut München e.V., D-80797 München
Rubrik:Gesundheit    Datum: 21.03.2001
Neue Studie zu Krebserkrankungen bei Kindern in der Umgebung bayerischer Atomkraftwerke
Anstieg der Krebsrate hochsignifikant
Eine neue Untersuchung des Umweltinstitut München e.V., die von der Ulmer Ärzteinitiative, Regionalgruppe der IPPNW, in Auftrag gegeben wurde und auf der heutigen Pressekonferenz vorgestellt wird, ergibt eine hochsignifikante, 30%-ige Erhöhung der Kinderkrebsrate in den Landkreisen um die drei Standorte von bayerischen Atomkraftwerken. Der Befund deckt sich mit den Ergebnissen zweier früherer Untersuchungen des Umweltinstituts, die ebenfalls erhöhte Krebsraten bei Kindern um Atomkraftwerke erbracht hatten.

  • Anfang 1998 wurde vom Umweltinstitut München e.V. die Studie des Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation (IMSD) aus dem Jahr 1997 überprüft. Die IMSD-Studie, nach dem Leiter des Instituts auch Michaelis-Studie genannt, hatte kein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern um die westdeutschen Standorte von kerntechnischen Anlagen gefunden. Die vom Umweltinstitut erstellte Neuauswertung der Daten ergab dagegen eine signifikante, 53%-ige Erhöhung der Krebsrate bei Kleinkindern im 5-km Nahbereich der Anlagen, wenn nur die 15 Standorte der 19 deutschen Leistungsreaktoren, nicht aber stillgelegte Atomkraftwerke und Forschungsreaktoren betrachtet werden.
  • Eine unabhängig davon im Jahr 1995 erstellte Studie des Bundesamts für Strahlenschutz hatte ebenfalls keine erhöhte Krebsrate bei Kindern in der Umgebung von fünf bayerischen Standorten von kerntechnischen Anlagen ergeben. Aber auch bei dieser Studie waren neben den drei Standorten von Atomkraftwerken der Forschungsreaktor in Garching bei München und der schon 1985 stillgelegte Versuchsreaktor in Kahl am Main einbezogen worden. Wieder ergab die vom Umweltinstitut erstellte Neuauswertung der Daten eine signifikante, 35%-ige Erhöhung der Krebsrate, wenn nur die drei Standorte von Leistungsreaktoren, also Isar, Gundremmingen und Grafenrheinfeld, berücksichtigt werden.
Von offiziellen Stellen, insbesondere vom Bayerischen Umweltministerium, aber auch vom Bundesamt für Strahlenschutz, wurden die Befunde bisher nicht ernst genommen. Inzwischen werden die Zahlen zwar akzeptiert, allerdings wird gesagt, die Art der Untersuchung, eine so genannte ökologische Studie, erlaube keine Kausalschlüsse.Dr. Alfred Körblein, Physiker am Umweltinstitut München e.V. und Autor der oben genannten Studien: "Interessant ist nur, dass die negativen Ergebnisse der amtlichen Studien - ebenfalls ökologische Studien - sehr wohl herangezogen werden, um die Unbedenklichkeit der Atomkraftwerke nachzuweisen."

Die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Kinderkrebs und der Nähe zu einem Atomkraftwerk sind mittlerweile erdrückend. Es ist an der Zeit, diesen Hinweisen ernsthaft nachzugehen, etwa indem eine so genannte Fall-Kontrollstudie durchgeführt wird, die vom Studientyp her eher in der Lage ist, einen Kausalzusammenhang zu prüfen.

Das Umweltinstitut München e.V. fordert das Bundesamt für Strahlenschutz auf, unverzüglich den erdrückenden Indizien des Anstiegs der Kinderkrebsraten im Nahbereich von Atomkraftwerken mittels Fall-Kontroll-Studien nachzugehen und die Fakten unbeschönigt an die Öffentlichkeit zu bringen.

Weiter fordern wir, die Beweislast umzukehren: Nicht die Betroffenen müssen nachweisen, dass ihre Krebserkrankung in ursächlichem Zusammenhang mit dem nahe gelegenen Atomkraftwerk steht, sondern die Betreiber der Anlagen müssen nachweisen, dass die erhöhten Kinderkrebsraten nicht auf die Emissionen der Atomkraftwerke zurückzuführen sind.

Zur Studie "Krebserkrankungen bei Kindern in der Umgebung bayerischer Atomkraftwerke"




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