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Rubrik:Politik & Gesellschaft    Datum: 04.06.2020
Trennung von Konjunktur- und Zukunftspaket nicht sinnvoll
Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund, Professor für unternehmerische Nachhaltigkeit an der ESCP Business School Berlin zum Konjunktur- und Zukunftspaket der Bundesregierung
Die Bundesregierung will die Wirtschaft nach Corona wieder ankurbeln. Zur Vielseitigkeit der Fördermaßnahmen sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: "Zusätzlich haben wir noch etwas für das Klima gemacht." In diesem Satz liegt der entscheidende Fehler.

Warum wird zwischen Konjunktur- und Zukunftspaket unterschieden? Warum wird einerseits pauschal die Kaufkraft gefördert, nur um andererseits die negativen Folgen des Konsums mit extra Aufwand einzufangen? Warum kann das Konjunkturpaket selbst kein Zukunftspaket sein? Hebel hierfür hätte es gegeben.

Zum Beispiel bei der Mehrwertsteuersenkung: Mit einer differenzierten Senkung könnten nachhaltige Alternativen wie ökologisch zertifizierte Produkte stärker berücksichtigt werden. Die nun beschlossene pauschale Kaufkraftförderung führt im Zweifel dazu, dass unnötige Zweitprodukte angeschafft werden. Das ist allerdings wenig nachhaltig, weil Ressourcen verschwendet werden. Der Hebel hätte zudem genutzt werden können, um neue und nachhaltigere Marktsegmente zu schaffen.

Gleiches gilt für den Kinderbonus. Es ist, ebenso wie bei der Mehrwertsteuersenkung, völlig richtig und wichtig, jenen zu helfen, die Einkommenseinbußen erleiden. Jedoch wäre ein "grüner Konsumgutschein" hier die bessere Alternative.

Klimaschutz, Ausbau der erneuerbaren Energien und die Wasserstoffstrategie sind wichtige und zukunftsweisende Elemente. Vizekanzler Olaf Scholz will mit dem Zukunftspaket Impulse für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren setzen. Die Tendenz ist richtig. Es darf jedoch nicht der Eindruck vermittelt werden, wir hätten noch zehn Jahre Zeit, um die nachhaltige Transformation anzugehen. Die Impulse müssen jetzt gesetzt werden. Und jetzt muss auch die Förderlogik auf den Prüfstand. Um mit Kanzlerin Merkel zu sprechen: Statt "klassische" sind nun "mutige" Antworten erforderlich. Hierzu haben wir fünf Thesen zur Diskussion gestellt.

Der Autor
Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund, Akademischer Leiter des Masters in Sustainability Entrepreneurship and Innovation und Gründer des Forschungsblogs www.SustainableBusinessModel.org

Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund ist Professor für unternehmerische Nachhaltigkeit an der ESCP Berlin. Seit 2018 leitet er den Master in Sustainability Entrepreneurship and Innovation, ist Mitglied des SustBusy Research Center und des Nachhaltigkeitsbeirats der ESCP Berlin. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind nachhaltiges Unternehmertum, Nachhaltigkeitsinnovationen und Geschäftsmodelle. Im Herbst 2020 erscheint sein neues Buch "Sustainable Business Model Design" (zusammen mit Henning Breuer und Lorenzo Massa), das sich der Vielfalt nachhaltiger Geschäftsmodelle widmet.



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