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Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 17.04.2020
Milcherzeugungskosten von 44,07 ct/kg in Deutschland bei weitem nicht gedeckt
Insbesondere jetzt in Krisenzeiten: Freiwilliger Lieferverzicht unabdingbar um weitere Talfahrt der Erzeugerpreise zu verhindern
Die aktuellen Ergebnisse der Berechnung der Milcherzeugungskosten in Deutschland zeigen eine deutliche Unterdeckung von 22 Prozent. Laut der vierteljährlich aktualisierten Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) betragen die Produktionskosten - mit aktuellem Stand Januar 2020 - 44,07 ct/kg, während der durchschnittliche Auszahlungspreis in der gleichen Zeit bei nur 34,56 ct/kg lag. Somit fehlten den ErzeugerInnen insgesamt 9,51 ct/kg zur Kostendeckung.


Die Entwicklung der Kostensituation für die Milchproduktion in Deutschland von 2014 bis Januar 2020. Klicken Sie auf das Bild, um es größer zu sehen. Foto: EMB
Laut Johannes Pfaller, Vorstandsmitglied des European Milk Board (EMB) und Milcherzeuger in Mittelfranken, ist die Preissituation umso dramatischer, als sich diese in den nächsten Monaten voraussichtlich noch verschlechtern wird: "Die aktuelle Krise zeigt wieder einmal, wie anfällig der Milchsektor für Krisen ist. Noch mehr als je zuvor wird deutlich, dass wir wirksame Instrumente brauchen, um die Milchbauern in Krisenzeiten handlungsfähig zu machen - und dies nicht einzeln und national, sondern koordiniert und auf europäischer Ebene. Deswegen ist eine sofortige Umsetzung eines freiwilligen - und falls notwendig obligatorischen - Lieferverzichts unabdingbar."

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Im Januar 2020 haben die ErzeugerInnen nur 78 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 22 %.

Milch-Marker-Index - MMI
Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im Januar 2020 einen Wert von 107, d. h. dass die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen im Vergleich zum Basisjahr 2015 (2015=100) um sieben Prozent gestiegen sind.

Neu: Biokostenstudie
Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich (Zeitraum: 2011 bis zum aktuellsten abgeschlossenen Wirtschaftsjahr). Hier finden Sie die Studie "Was kostet die Erzeugung von Biomilch?"

Studie Produktionskosten sechs wichtiger Milcherzeugungsländern
Nicht nur für Deutschland, sondern auch in fünf weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch hier wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.
Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2017 sind jetzt verfügbar. Hier finden Sie die komplette Studie sowie ein kurzes Video mit den Zahlen auf einen Blick.

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt - was schafft Abhilfe?
Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.
Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

Hintergrund:
Für die Studie "Was kostet die Erzeugung von Milch?" hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag vom European Milk Board und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.


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