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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 30.07.2018
Landwirtschaft, Trockenheit & Klimaveränderungen
Information anlässlich des Dürregipfels des BMEL am 31. Juli
Aktuelle Lage
Die anhaltende Trockenheit belastet die vielerorts die Bio-Höfe. Beispielsweise wird, vor allem in Nord- und Ostdeutschland, aber auch in Teilen Bayerns oder Rheinland-Pfalz', bei den Bio-Tierhaltern das Futter knapp. Grund dafür sind Ernteausfälle bei Bio-Futterpflanzen - nicht nur beim Grünfutter, sondern auch bei Getreide und -Körnerleguminosen in Deutschland und anderen europäischen Ländern. In dieser Situation müssen Bio-Betriebe verstärkt auf das Futter zugreifen, das von Betrieben erzeugt wird, die noch in der Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft sind.

Wichtig ist es jetzt für die dürregeplagten Höfe, dass mit ihnen Solidarität gezeigt wird. Denn vielerorts bedrohen die Folgen der anhaltenden Trockenheit die Existenz der Betriebe. Neben Nothilfen können auch die Verpächter, deren Einkünfte ja von der Wirtschaftskraft der Betriebe stammen, die schwierige Situation der Höfe durch eine Senkung der Pachtpreise erleichtern. Mit gutem Beispiel vorangehen kann hier der Staat selbst, der mit der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) als größter Verpächter in Ostdeutschland auftritt - Finanzminister Scholz müsste hier aktiv werden.

Perspektiven: Landwirtschaft als Betroffene, Verursacherin und Teil der Lösung
Was wir im Moment nahezu in ganz Europa erleben ist ohne Zweifel eine Folge der Klimaveränderungen, mit denen auch künftig gerechnet werden muss: Wetterextreme werden immer häufiger. Das betrifft extreme Hitze und langanhaltende Trockenheit ebenso wie zunehmende Starkregenereignisse.

Die Landwirtschaft hat mit diesen Veränderungen in drei Rollen zu tun. Erstens ist sie unmittelbar und ungeschützt von Umweltveränderungen betroffen - denn schließlich arbeitet die Landwirtschaft mehr als irgendein anderer Wirtschaftszweig unter dem Einfluss von Wetter, Klima und anderen natürlichen Rahmenbedingungen.

Weil Landwirtschaft in großem Umfang schädliche Klimagase wie beispielsweise Methan oder Lachgas produziert und Energie verbraucht, ist sie zweitens auch Verursacher von Klimaveränderungen. Drittens könnte die Landwirtschaft durch die Aufnahme und Fixierung von Kohlenstoff in Böden aber auch Teil der Lösung werden.

Klar ist: Weil sich das Klima ändert, muss die Landwirtschaft ihre Bewirtschaftungssysteme nachhaltig und grundlegend verändern. Einfach weiter machen wie bisher - und im Schadensfall auf Unterstützung hoffen, das wird nicht reichen!

Landwirtschaft als Betroffener der Klimaveränderung:
Als Betroffene der Klimakrise muss Landwirtschaft so verändert werden, dass ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den klimatischen Veränderungen, also die "Resilienz", erhöht wird. Die Landwirtschaft muss wieder vielfältig werden und sie muss den Einsatz synthetischer Chemikalien beenden. Nur so kann das Bodenleben vermehrt und Humus aufgebaut werden. Das wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass die Böden einerseits mehr Wasser aufnehmen können, wenn es stark regnet und die wertvolle Ressource nicht davongeschwemmt wird. Andererseits speichern lebendige Böden mit hohem Humusgehalt das Wasser länger für die Pflanzen, wenn es heiß und trocken wird.

Ein Umbau der Landwirtschaft muss auch darauf zielen, dass Landschaftsstrukturen wie Hecken oder Bäume als Windbremse vermehrt werden und für eine möglichst ständige Begrünung gesorgt wird - auch das verhindert, dass Boden zu schnell austrocknet oder davon geweht wird.
Bio-Betriebe tun viel davon bereits heute und zeigen so, wie die ganze Landwirtschaft sich entwickeln kann.

Landwirtschaft als Verursacher der Klimaveränderung:
Als Verursacher von Klimaschäden muss die Landwirtschaft ihren Treibhausgas-Fußabdruck deutlich verringern. Dafür kommt es vor allem darauf an, nur so viele Tiere auf der Fläche zu halten wie Böden, Gewässer und Klima aushalten. Notwendig ist auch den mit hohen Mengen an fossiler Energie hergestellten Stickstoffdünger durch natürliche Nährstoffquellen zu ersetzen. Bei beidem ist die Ökologische Landwirtschaft Vorreiter.

Landwirtschaft als Teil der Lösung von Klimaveränderung:
Zur Lösung der Klimakrise kann die Landwirtschaft beitragen, indem sie Humus aufbaut. Das kann sie durch geeignete Fruchtfolgen und Bodenbearbeitungsverfahren und dadurch, dass sie das Bodenleben fördert, anstatt ihm durch Pestizide Schaden zuzufügen.

Ein solcher klimafreundlicher Landbau kann der Atmosphäre Kohlenstoff entziehen und ihn in der Humusschicht der Böden dauerhaft festlegen. Schon 0,4 % jährliche Humuserhöhung auf den landwirtschaftlich genutzten Böden der Welt würde genügen, um dieselbe Menge des Treibhausgases CO2 aufzunehmen, die weltweit im selben Zeitraum global produziert wird.
Viele Bio-Betriebe zeigen, wie das geht und auch etliche konventionelle Betriebe können hier schon, was unbedingt alle machen müssen: Humus aufbauen.

Umsteuern in Politik, Wissenschaft und Beratung
Wir erwarten von der Wissenschaft und von der Beratung, bei humusaufbauender Bodenbearbeitung, der Tierhaltung oder auch dem ökologischen Pflanzenschutz deutliche Schwerpunkte zu setzen. Und wir erwarten von der Politik, dass sie die Milliarden der Landwirtschaftsgelder darauf konzentriert, stabile und widerstandsfähige Wirtschaftssysteme zu fördern. Hier ist Julia Klöckner gefragt. Die Landwirtschaftsministerin muss mutig auf nachhaltige Veränderungen setzen - denn der Status quo funktioniert nicht mehr. Zu dieser Erkenntnis tragen nicht zuletzt die Wetterextreme dieses Jahres bei.


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