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Presse-Stelle:  Evangelische Akademie Loccum, D-31547 Rehburg-Loccum
Rubrik:Bildung    Datum: 26.01.2001
Wie reden wir vom Leben?
Ein Beitrag zum Jahr der Lebenswissenschaften

Tagung der Evangelischen Akademie Loccum vom 16. bis 18. März 2001

in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Biologen e.V.


Alle Deutungsmuster und Verstehensversuche im Hinblick auf "das Leben" (insbesondere die der Biowissenschaften) betreffen immer schon auch die Natur des Menschen selbst, und zwar seine äußere wie seine innere Natur. Ebenso erweist sich das, was jeweils mit Natur als das Äußere und im wesentlichen Feststehende definiert wird, als ein irgendwie gebrochener Reflex menschlichen Selbstverständnisses.

Bei allem Erfolg und aller unbestrittenen Legitimität der modernen Biologie und ihrer objektivierenden Methoden zeugt die vorherrschende verwissenschaftlichte Rede vom Leben in ihrem immer umfassenderen Wahrheitsanspruch möglicherweise doch auch von einem akuten Mangel an kritischer Selbstreflexion. Sind vielleicht - mit Nietzsche - am Ende auch ihre Wahrheiten "Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind"?

Unsere Tagung gibt dem gemeinsamen Nachdenken darüber Raum, welche Deutungsmuster und welches menschliche Selbstverständnis transportiert werden, wenn wir in den Bildern und Symbolen der Wissenschaft und der Alltagssprache mehr oder weniger unreflektiert über "das Leben" sprechen. Insbesondere werden wir danach fragen, wo welche der gebräuchlichen Metaphern wahre Verhältnisse verschleiern - oder wo sie diese sogar treffen wie nichts anderes sonst.

Zugänge hierzu suchen wir über die verschiedenen Blickwinkel der einbezogenen Disziplinen: Dies sind insbesondere Biologie und Biologie-Didaktik, Systemwissenschaften, Evolutionstheorie, Wissenschaftstheorie, Phänomenologie, Germanistik, Linguistik, Psychologie und Theologie.

Seien Sie hiermit herzlich zur Teilnahme eingeladen!
Dr. Andreas Dally, Tagungsleiter
Jürgen Langlet und Prof. Dr. Ulrich Gebhard, Mitglieder des Vorstands des vdbiol
Dr. Fritz Erich Anhelm, Akademiedirektor

Freitag, 16. März 2001
15:30 Uhr Anreise zum Kaffee/Tee
16:00 Uhr Begrüßung
Dr. Andreas Dally, Evangelische Akademie Loccum
Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen, Präsident des Verbandes deutscher Biologen e.V. - vdbiol

Die Emanzipation der Weltbilder von der Religion, nachvollzogen am Wandel des Redens vom Leben
Prof. Dr. Christian Kummer, Hochschule für Philosophie, München

17:30 Uhr Die Umdeutung von Geschichte in Natur: Übertragung und Rückübertragung als Methode
Prof. Dr. Uwe Pörksen, Deutsche Sprache und Ältere Literatur, Universität Freiburg im Breisgau
19:30 Uhr Wie reden Ökologen über das Leben?
Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Direktor, Zoologische Staatssammlung, München
20:15 Uhr Wie begegnet Leben einem Laborwissenschaftler?
Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen, Molekulargenetik, Universität Hannover; Präsident des vdbiol
Samstag, 5. Juli 2001
9:30 Uhr Was verrät unser Reden über unser Lebenswissen?
PD Dr. Harald Gropengießer, Didaktik der Biologie, Goethe Universität Frankfurt a.M.
10:00 Uhr Wie weit tragen anthropomorphe Naturdeutungen?
Prof. Dr. Ulrich Gebhard, Erziehungswissenschaften, Universität Hamburg
10:30 Uhr Was macht die Biologie - wenn überhaupt - zur Wissenschaft? De- und Rekonstruktionen einiger zentraler Begriffe und Bilder
Dr. Michael Weingarten, Universität Marburg
11:45 Uhr Zwischen Verklärung und Aufklärung:
Was verbirgt sich hinter den modernen Wandlungen des Lebensbegriffs?
Dr. Kerstin Palm, Berlin
11:45 Uhr Welche Rolle spielen unterschiedliche Zugänge zu unserem Verständnis von Leben im Streit um die Gentechnologie?
Bärbel Mauß, Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt-Universität zu Berlin
13:20 Uhr Gelegenheit zur Besichtung des 1163 gestifteten Zisterzienser-Klosters Loccum
16:00 Uhr Treffende und verfehlte Metaphern: Untersuchungen über die Rede vom Leben in unterschiedlichen Phänomenbereichen
zeitgleiche Diskussionsgruppen zu den folgenden Themen:
  • Welche Bilder von Leben vermittelt der Schulunterricht?
    Leitung: Jürgen Langlet, Fachleiter Biologie, Lüneburg; Vorsitzender der Sektion Schulbiologie des vdbiol
     
  • Organismen als selbstorganisierende informationsverarbeitende Maschinenim permanenten Konkurrenzkampf?
    Welchem Verständnis von Leben strebt die wissenschaftliche Forschung zu?
    Leitung: Dr. Nicole C. Karafyllis, Goethe Universität, Frankfurt a.M.
      
  • Welche Lebensbegriffe befördert die zeitgenössische Philosophie?
    Leitung: Dr. Christian Illies, Universität Essen
      
  • Welche Rolle spielen die Erfahrungen von Krankheit und Gesundheit für unser Verständnis von Leben?
    Leitung: Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, Biochemie/Medizin, Universitätsklinik Hamburg und Dr. Claudia Herlt-Wolff, Hamburg
      
  • Welche Aufschlüsse über unser Verständnis von Leben bietet die BSE-Krise in ihrer medialen Vermittlung?
    Leitung: Susanne Liedtke, Journalistin, Pressestelle der Universität Jena
19:30 Uhr Was verstehen wir vom Leben?
pointierte Resümees aus den Diskussionsgruppen
20:15 Uhr "Die Menschen denken über die Vorfälle des Lebens nicht so verschieden, als sie darüber sprechen "
Poetisches zum Tagesausklang mit der Studiobühne der Universität Freiburg
Sonntag, 18. März 2001
9:30 Uhr Die Heiligkeit des Lebens - eine verlorene Idee?
Spurensuche in der aufgeklärten Welt
Dr. Hubert Meisinger, Hochschulpfarrer, ESG Darmstadt
10:30 Uhr Bilder der Life Sciences in der Werbung und ihre Botschaft an uns
abschließende Podiumsdiskussion mit:
Jochen Pläcking, Chairman & CEO, Werbeagentur DDB Needham Worldwide, Berlin
Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen, Hannover
Prof. Dr. Dr.h.c. Ulrike Beisiegel, Hamburg
Dr. Andreas Seiter, Novartis Communication, Basel
12:30 Uhr Ende der Tagung mit dem Mittagessen



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