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In der Lederproduktion ist insbesondere der intensive Einsatz von Chemikalien ein großes Problem - mit massiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten. Die Arbeiter in den Gerbereien und verarbeitenden Betrieben sind in dreierlei Hinsicht besonders gefährdet: Erstens können Mikroorganismen, die sich auf den rohen Häuten befinden, Infektionen wie Milzbrand oder Typhus auslösen. Zweitens verursachen Chemikalien, die zum Konservieren, als Lösungsmittel oder Gerbstoff verwendet werden (darunter das hochgefährliche Chrom VI), bei mangelndem Schutz Atemwegs-, Augen- und Hauterkrankungen bis hin zu Krebs. Drittens kann die Arbeit in ständig feuchten, staubigen oder lauten Arbeitsbereichen zu rheumatischer Arthritis, Atemwegserkrankungen und Hörschäden führen. Die Herstellung von Leder ist daher oft ein giftiges und gefährliches Geschäft. Aylin*, Arbeiterin in einer Schuhfabrik in der Provinz Istanbul, berichtet: "Vor allem im Sommer, wenn es heiß ist, spüren wir die Wirkung der Chemikalien. Wir haben Husten und Übelkeit, sind schwach und können manchmal kaum das Gleichgewicht halten." Tarek*, ebenfalls Arbeiter in einer Istanbuler Schuhfabrik, ergänzt: "Es gibt keine Gesundheits- oder Sicherheitsmaßnahmen an den Arbeitsplätzen. Ich glaube, nicht mal der Staat kümmert sich um uns. Wir würden gefeuert werden, wenn wir uns zusammenschließen und dagegen protestieren würden." Der größte Abnehmer türkischer Schuhe ist die Europäische Union - allen voran Deutschland. Im Jahre 2015 importierten die EU-Staaten Schuhe im Wert von 162 Millionen US-Dollar aus der Türkei. Die türkischen Schuhunternehmen, die von einer Zollunion mit der EU profitieren, streben an, das Exportvolumen nach Europa in Zukunft massiv zu steigern. Die Kampagne Change Your Shoes bemängelt, dass Politik und Wirtschaft in der EU zwar die politischen Entwicklungen in der Türkei kritisieren, aber gleichzeitig die Handelsbeziehungen zu dem Land ausbauen wollen. Europäische Schuhunternehmen würden direkt von den niedrigen Einkaufspreisen profitieren und seien deshalb mitverantwortlich für die Arbeitsrechtsverletzungen in der Türkei. Berndt Hinzmann von INKOTA sagt: "Das muss sich ändern. Jetzt ist die Zeit gekommen. Firmen und Politik müssen handeln und die Missstände abstellen. Durch Offenlegung und Berichtspflichten müssen Unternehmen glaubhaft machen, dass sie sichere Arbeitsbedingungen schaffen und die Menschenrechte bei der Arbeit einhalten." Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat INKOTA die Petition "Transparenz statt Versteckspiel" gestartet. Diese richtet sich an sechs international bekannte Schuhunternehmen - darunter Deichmann und Birkenstock. * Die Namen der befragten Beschäftigten wurden verändert, um ihre Identität zu schützen. Mit der Kampagne Change Your Shoes setzen sich 18 Partnerorganisationen aus Europa, Indien, Indonesien und China für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Durchsetzung von Menschenrechten bei der Arbeit in der Schuh- und Lederproduktion ein. Politik und Unternehmen fordern sie auf, Verantwortung für Menschen und Umwelt zu übernehmen.
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