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Rubrik:Haus & Garten    Datum: 09.06.2016
Der Weltwasser-Report und die Chancen, die in Wasserrecycling stecken
Wasserrecycling wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen als jetzt schon.
Foto: pixabay.com
Bereits Ende März fand der diesjährige Weltwassertag der vereinten Nationen statt. Zeitgleich wurde auch der aktuelle World Water Development Report veröffentlicht. Regelmäßig wird in dem über 150 Seiten starken Dokument darüber berichtet, wie sich der weltweite der Zugang zu sauberem Trinkwasser und die nachhaltige Pflege der Ressource entwickelt, dieses Jahr mit Fokus auf dem Thema "Wasser und Jobs". Das Thema AbWasserrecycling und die gewaltigen Chancen, die das Thema auf ökologischer und ökonomischer Ebene birgt, sind eine Betrachtung wert.

Wasserrecycling in Zeiten des Klimawandels
Wasserrecycling wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen als jetzt schon. Denn in Landstrichen, in denen entweder die Nachfrage nach Wasser sehr hoch oder die Verfügbarkeit von sauberem Wasser generell schlecht ist, steigt der Bedarf an sogenannten "nicht-konventionellen Wasserquellen". Dieser Bedarf wird in absehbarer Zeit nicht nur in Entwicklungsländern steigen: Das Thema wird im Zuge des Klimawandels auch für einige besonders trockene Zonen Deutschlands, wie etwa das Oberrheingebiet oder die ostdeutsche Tiefebene brisant werden. Hier kommen, so prognostiziert es der IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change), in den Sommermonaten extreme Dürreperioden auf uns zu. Auf diese gilt es sich frühzeitig vorzubereiten, wenn Bevölkerung und Wirtschaft keinen allzu großen Schaden davontragen sollen.

Nachhaltige Nutzungen von recyceltem Wasser
Foto: Elementar
Immer präzisere Wasseranalysen z.B. mit Hilfe der Geräte von Elementar und neue Entwicklungen in der Filtrierung und Aufbereitung von Abwässern ermöglichen eine Nutzung der ansonsten ungeeigneten Wasserquellen wie schlecht fließende Quellen, Regenwasser, Oberflächenabflusswasser oder Haushaltsabwasser für verschiedene Zwecke. Je nach Einsatzgebiet des recycelten Wassers müssen natürlich unterschiedliche Ansprüche an die Qualität des Wassers gelten - denn nicht immer ist Trinkwasserqualität notwendig oder erwünscht. Die Unesco berichtet, dass die Bewässerung von Feldern in Ländern wie China, Mexiko und Indien bereits jetzt die häufigste Recycling-Strategie für Abwasser ist. Gerade hier sind angemessene Analysen und Aufbereitungsmaßnahmen besonders wichtig, um Krankheitserreger oder Schwermetalle von den Feldern fernzuhalten. Andere Verunreinigungen, wie etwa Stickstoff, Phosphor oder organische Bestandteile können für diesen Einsatz jedoch sogar vorteilhaft sein und sollten innerhalb gewisser Grenzwerte durchaus im Wasser bleiben. So werden beispielsweise brasilianische Zuckerrohrplantagen hauptsächlich mit Abwässern aus der Ethanolgewinnung bewässert. Sie haben einen hohen Anteil an ungiftigen organischen Rückständen, welche als zusätzlicher Dünger fungieren. Der Stadtstaat Singapur wiederum sättigt seit einigen Jahren sehr erfolgreich den hohen Bedarf seiner Mikrochip-Industrie an hochreinem Wasser durch High-Tech AbWasserrecycling. Das sogenannte NEWater ist sogar von Trinkwasserqualität. Täglich werden in Singapurs Wasseraufbereitungsanlagen über 75.000m³ Wasser mithilfe der Filtrierung durch Mikromembranen gewonnen.

Verunreinigungen oder wertvolle Ressourcen?
Doch nicht nur das Wasser selbst, auch die in Abwässern enthaltenen Verunreinigungen können gewinnbringend eingesetzt werden. Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz vom Lehrstuhl für Wasserwirtschaft und Wasserrecycling an der Universität Stuttgart hat einige Ideen, wie der Rohstoff Abwasser künftig besser verwertet werden kann. Für Düngemittel, die in der Agrarindustrie eingesetzt werden, werden beispielsweise Stickstoff und Phosphor benötigt. Diese werden bisher unter hohem Energieaufwand aus der Luft gewonnen bzw. bergmännisch abgebaut. Gleichzeitig werden ebendiese Stoffe unter hohem Aufwand gezielt aus unseren Abwässern entfernt, was im Falle des Stickstoffs erneut einen hohen Energieeinsatz erfordert. 90 % des toxischen Klärschlamms werden anschließend verbrannt und die Rohstoffe dem Kreislauf entzogen. Was für eine Verschwendung! Viel sinnvoller wäre es, dem Beispiel Kanadas zu folgen, wo bereits jetzt Nährstoffe aus Industrie- und Siedlungsabwässern gefiltert und als umweltfreundliches, nachhaltig wirkendes Düngemittel eingesetzt werden. Ebenso finden sich in einigen Industrieabwässern sogenannte seltene Erden und andere wertvolle Materialien, deren Rückgewinnung von großem ökonomischem Interesse wäre. Weitere Möglichkeiten sind die Gewinnung von Biogas aus Klärschlamm oder die Nutzung der Wärme des Abwassers, mit denen sich eine Kläranlage im Optimalfall komplett autark mit Strom versorgen kann.

In Deutschland wird viel Potential verschenkt
Foto: pixabay.com
Trotz dieser Möglichkeiten von Abwasserrecycling nicht nur auf ökologischer, sondern auch auf ökonomischer Ebene zu profitieren, wird in Deutschland noch immer auf das End-of-Pipe-Verfahren gesetzt. Das vorrangige Ziel ist es hier, die verschmutzten und unhygienischen Abwässer möglichst schnell vom Verbraucher wegzuführen um Krankheitsrisiken vorzubeugen. Schon auf Haushaltsebene werden die unterschiedlichen Abwässer vermischt und gelangen dann über das Kanalnetz gemeinsam mit den verschiedensten anderen Abwässern in die Kläranlage. Hier wird unter nicht geringem Energieaufwand ein Großteil der enthaltenen Stoffe abgebaut und das gereinigte Wasser anschließend dem allgemeinen Gewässer zugeführt. Trotz allem gelangen durch diese Technik jedoch noch immer so viele Nährstoffe in die Umwelt, dass sensible Gewässer dadurch "umkippen" können. Der Status Quo ist also alles andere als optimal.

Die Chancen von Wasserrecycling sind riesig - wenn sie genutzt werden
Dass hier viel Potential verschenkt wird, was die Rückgewinnung wertvoller Ressourcen angeht, liegt auf der Hand. In einem Themenheft der Uni Stuttgart zeigt Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz die Nachteile der bestehenden Systeme auf und weist Wege, wie (Ab-)Wasser intelligent und nachhaltig eingesetzt werden kann. Dass wir hochwertiges Trinkwasser verwenden, um unsere Toiletten damit zu spülen ist nur einer der Punkte. Dass nur 4% unseres Leitungswassers auch tatsächlich als Trinkwasser verwendet wird, ein weiterer. Es liegt also nahe, die Wasserqualität an die tatsächliche Nutzung anzupassen um die Verschwendung der wertvollen Ressource Trinkwasser zu verringern und Abwasser als den wertvollen Rohstoff zu behandeln, der es ist.

Neue Jobs durch intelligente Wassernutzung
Intelligentes Wasserrecycling und smarte Verteilungsstrategien werden durch die Erschließung neuer Wasserquellen zukünftig einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Das Wasser von verschiedenen, unregelmäßig stark fließenden und unterschiedlich stark verunreinigten Quellen muss in entsprechender Qualität an die verschiedenen Zielorte gelangen. Dazu wird es beispielsweise wichtig sein, Wetterprognosen auszuwerten um den Wasserstand verschiedener Quellen vorhersagen zu können, aber auch neue Quellen zu erforschen und zu erschließen, sowie die Nutzung verschiedener Wasserqualitäten vernünftig zu priorisieren. Dementsprechend lautet die Empfehlung der Unesco, frühzeitig Fachkräfte auszubilden, die solche dynamischen, smarten Wassersysteme entwickeln und betreuen können - zum Beispiel an Lehrstühlen wie dem in Stuttgart.


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