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Presse-Stelle:  Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 30.10.2014
Guten Appetit
Plastik statt Frischfisch auf den Tisch!
Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, Kosmetika wie zum Beispiel Duschgels oder Peelings enthalten kleine Kunststoffpartikel, die wir mit dem Gebrauch dieser Produkte in die Umwelt entlassen. Eine aktuelle Antwort der Bundesregierung (Bundestagsdrucksache 18/2985) macht nun klar, dass wir bisher erst die Spitze des Eisberges sehen. Laut dieser Antwort ist inzwischen von mehr als 250 marinen Lebewesen bekannt, dass sie Kunststoffe mit der Nahrung aufnehmen. Darunter sind Schalen- und Krustentiere und Fischarten wie die Sprotte, also auch hierzulande beliebte Nahrungsmittel.

Foto by pixbay.com
Nahrungsnetz im Meer schon heute grundsätzlich gestört

Passen musste die Bundesregierung bei der Frage, wie die Belastung der deutschen Gewässer aussieht. Ihr liegen bisher nur Daten aus Mittelmeer und Pazifik vor. So ist das Verhältnis Plastikteilchen zu Zooplankton (kleine Tierchen im Wasser, Ruderfußkrebse aber auch Larven von Krebsen oder Fischen) im nordwestlichen Mittelmeer 1:2 und im pazifischen Müllstrudel sogar 6:1. Das heißt, auf ein Tierchen kommen sechs Plastikteilchen. Zooplankton spielt als Nahrungsquelle für Fische und viele andere Meereslebewesen eine entscheidende Rolle. Wenn nun auf ein Nahrungsteilchen sechs Plastikteilchen kommen, wird klar: Das Nahrungsnetz ist grundsätzlich gestört.

Dabei ist noch nicht mal unterstellt, dass diese Plastikteilchen auch aufgenommen werden. Doch auch die Bundesregierung gibt zu, dass Mikroplastik gefressen und über den Verdauungstrakt ins Körpergewebe eingelagert werden kann. Somit landet dieses Plastik auf unseren Tellern.

Immer mehr Mikroplastik im Einsatz

Wie und wo wird Mikroplastik überall eingesetzt? Die einzige Zahl, die die Bundesregierung für Deutschland liefern kann, ist eine Schätzung. Die Bundesregierung geht von einer jährlichen Gesamtmenge von Mikroplastik in kosmetischen Mitteln aus Polyethylen (PE) von etwa 500 Tonnen aus. In wie weit diese in den Kläranlagen zurückgehalten werden können, kann die Bundesregierung immer noch nicht sagen ( vergleiche Antwort der Bundesregierung vom November 2012 Bundestagsdrucksache 17/11736 ) und verweist auf Studien aus den Niederlanden und Russland. Dafür liefert sie weitere Beispiele, wo Mikroplastik ohne eine sachgemäße Entsorgung zum Einsatz kommt: zum Beispiel in Wasch- und Desinfektionsmitteln im Gewerbe und in der Industrie oder in Strahlmitteln zum Entgraten und Reinigen von Oberflächen.

Regierung will nur reden, nicht handeln

Auch der Bundesregierung ist klar, dass das massive Freisetzen von Plastik (insbesondere von Mikroplastik) in die Umwelt, nachgewiesen schädlich für Meeresorganismen ist, und diese Entwicklung gänzlich gestoppt werden muss. Doch weder sind bisher entsprechende, ausreichende Forschungsvorhaben gestartet worden, noch handelt die Bundesregierung, um das Freisetzen einzuschränken. So ist sie weiterhin mit der Kosmetikindustrie im "Dialog", um diese zum freiwilligen Ausstieg aus der Nutzung von Mikrokunststoffpartikeln in Kosmetikprodukten zu bewegen.

Das ist uns Grünen im Bundestag nicht genug. Lesen Sie dazu auch den Bericht von unserem Fachgespräch "Harmloser Zwerg oder unsichtbare Gefahr?"


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