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Die europäische Union hat im Juli 2014 die zweite Stufe eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Deutschland eingeleitet, weil die Nitratrichtlinie der EU unzureichend umgesetzt wird. Um den angedrohten Strafzahlungen zu entgehen, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium jetzt eine Novelle der Düngeverordnung vorgelegt. Der BUND Naturschutz hält den vorgelegten Entwurf jedoch für unzureichend und fordert vom CSU Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmid und Agrarminister Helmut Brunner, sich für massive Verbesserungen im Sinne des Natur- und Verbraucherschutzes einzusetzen. "Wir fordern eine Düngegesetzgebung, die die Gewässerbelastung mit Nitrat und Phosphat aus landwirtschaftlicher Tierhaltung und Düngung wirksam begrenzt, und auch die Ammoniak- und Lachgasemissionen in die Atmosphäre reduziert", so Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender. "Wesentlich ist, dass endlich die Tierbestände an die Fläche angepasst werden, so dass die anfallende Gülle sinnvoll für den Pflanzenwuchs zur Verfügung steht und nicht die Umwelt belastet, fordert der Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft, Stephan Kreppold." Der vorgelegte Entwurf ist unzureichend, denn die Nährstoffströme sollen weiterhin nur äußerst lückenhaft dokumentiert werden müssen, hohe Verlustanrechnungen möglich sein, die dann als Stickstoffeintrag in der Umwelt landen, und Ausnahmeregelungen für hohe Düngermengen weiterhin erlaubt werden. Hauptforderungen des BUND Naturschutz sind deshalb
Grundwasserbelastung mit Nitrat Ziel der EU Nitratrichtlinie ist es, die aus landwirtschaftlichen Quellen verursachte Gewässerverunreinigung mit Nitrat zu reduzieren. Der Evaluierungsbericht der EU zur Nitratrichtlinie von Oktober 2013 zeigt, dass Deutschland seine Hausaufgaben nicht gemacht hat: Der vorgeschriebene Grenzwert von 50 mg Nitrat/Liter Wasser wurde an der Hälfte der von der Bundesregierung ausgewählten 180 Belastungsmessstellen überschritten. Nach Berechnungen der Uni Hohenheim beträgt der 170 kg/ha überschreitende Nährstoffüberschuss an Stickstoff(N) aus organischem Dünger für Bayerns landwirtschaftliche Fläche (LF) 4,6 Millionen kg N, so dass zu deren sachgerechten Ausbringung bereits jetzt mindestens 25 000 ha zusätzliche Fläche erforderlich sind. (Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Nr. 34 vom 22.8.2014) Wie repräsentativ sind die Belastungsmessstellen? In der öffentlichen Diskussion wird von Seiten der Landnutzer kritisiert, dass für den Nitratbericht die Werte eines Belastungsnetzwerks ausgewählt wurden und nicht alle verfügbaren Messstellen. Dies beruht auf den Vorgaben der Nitratrichtlinie. Es wurden bundesweit ca. 180 Messstellen nach den folgenden Kriterien in ein Belastungsmessnetz einbezogen
Damit wurden bewusst die Standorte erfasst, die von der landwirtschaftlichen Nutzung besonders betroffen sind. Würden alle 800 Messstellen bundesweit einbezogen, würde sich der Einfluss der Landwirtschaft auf die Gewässerbelastung nicht aufzeigen lassen. Im Vergleich zum Zeitraum 2004-2007 ist die Nitratbelastung an 40 Prozent dieser Messstellen angestiegen. Damit werden wichtige Umweltschutzziele wie die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung nicht erreicht. Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Nährstoffüberschüssen pro Flächeneinheit. Nach wie vor liegt der errechnete Stickstoffüberschuss bei 97 kg N/ ha*J für die Jahre 2009-2011 und verfehlt damit den Zielwert 80kg/ha bis 2010 erheblich. Schäden durch Stickstoffüberschüsse - Nitrat, Ammoniak und Lachgas Stickstoff, der nicht für das Pflanzenwachstum benötigt wird oder im Boden zum Humusaufbau festgelegt wird, landet als Nitrat im Oberflächenwasser und versickert ins Grundwasser. Das Trinkwasser soll möglichst gering mit Nitrat belastet sein, um gesundheitliche Folgeschäden durch Nitratrückstände zu vermeiden. Hohe Nitratmengen im menschlichen Körper sind schädlich, da sie zu Nitrit umgewandelt werden können, und dieses den Sauerstofftransport im Blut hemmen kann. Bei Kleinkindern kann dies zur Blausucht führen. Ein Teil des Stickstoffs gelangt als Ammoniakgas in die Atmosphäre und trägt zur Versauerung und Stickstoffanreicherung der Niederschläge bei. Die Landwirtschaft ist in Deutschland für 95% aller Ammoniakemissionen verantwortlich, im Wesentlichen verursacht durch Viehhaltung mit ihren Ausscheidungen, wie z.B. Gülle. Die Stärke der Geruchsbelastung nach Gülleausbringung ist ein Indikator für die Menge des entweichenden Ammoniaks. Weitere Schäden entstehen durch Umwandlung der Stickstoffüberschüsse in Lachgas, N2O, einem gefährlichen Treibhausgas, das 300 Mal klimaschädlicher wirkt als Kohlendioxid. Die Lachgasemissionen tragen zu 58% zu den Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bei (Sachverständigenrat, S.11). Insgesamt werden 11% der deutschen Treibhausgase der Landwirtschaft zugeordnet. (ebenda)
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