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Besonders bedrohlich wirkt sich diese problematische Entwicklung in den 150.000 Hektar großen Schutzwäldern aus, weil hier das Nachwachsen von Jungwuchs und damit der Schutz vor Verbiss besonders wichtig sind. Eine breite Allianz aus Waldbesitzvereinigung, Forstverwaltung, Ökologischem Jagdverband und BUND Naturschutz fordert deshalb, den massiven Verbiss durch Gams, Reh und Hirsch im Berg- und Schutzwald durch entsprechende Abschüsse deutlich zu verringern - gemäß dem gesetzlich verankerten Grundsatz "Wald vor Wild". Verantwortungsvolle Jagd um Bergwald zu retten Das Fehlen von Raubtieren, immer wärmere Winter und die Wildfütterung lassen die Wildbestände ansteigen: über Jahre war der Zuwachs höher als die Abschusszahlen. Als Folge entstehen Verbissschäden an den Bäumen, Sträuchern und Kräutern und bestimmte Baumarten fallen für die nächste Waldgeneration vielerorts ganz aus, wie z.B. die Weißtanne. Dies führt dazu, dass der Wald an Stabilität verliert und seine natürlichen Schutzfunktionen nicht mehr wahrnehmen kann. Deshalb müssen die überhöhten Wildbestände durch eine dem Wildtier gerechte, verantwortungsvolle Jagd angepasst werden. Engagierte Jäger und Förster nehmen dies zum Anlass und versuchen mit großen Aufwand durch verschiedene Jagdmethoden die überhöhte Wildbestände abzusenken, damit ein stabiler Bergmischwald nachwachsen kann. Gerade der Forstbetrieb Oberammergau bemüht sich unter seinem engagierten Leiter Meinhard Süß nach Kräften höhere Abschüsse umzusetzen, damit stabile Bergmischwälder nachwachsen können. Für eine verantwortungsbewusste Jagd im Bergwald wird die entscheidende Messlatte sein, ob es gelingt, dass die in Zeiten des Klimawandels unersetzliche Baumart Weißtanne in ausreichend großen Zahlen aufwachsen kann. Kritik an Einschüchterungskampagne "Mit großer Sorge beobachten wir, dass mit einer Kampagne versucht wird, engagierte Jäger und Förster einzuschüchtern", so Axel Doering, Sprecher des BN Landesarbeitskreises Alpen und Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen. Initiiert wird dieses durchsichtige Manöver von einem Kreis ultrakonservativer Jäger, die dadurch überkommene, rein jagdlich fixierte Zielvorstellungen erhalten wollen. So werden hohe Wildbestände verteidigt, außerhalb der Notzeiten wird gefüttert und die trophäenorientierte Jagd wird vor die berechtigten Ansprüche der Waldbesitzer und der Gesellschaft gestellt. Ebenso leugnen sie immer noch den Klimawandel und stellen die Notwendigkeit eines Waldumbaus der instabilen Nadelholzforste in stabile Mischwälder in Frage, weil dies natürlich auch für die Jagd einen Wandel mit sich bringt und diese Herausforderungen mit den gewünschten hohen Wildbeständen und der Trophäenjagd kollidiert. Vertreter der Waldbesitzervereinigung Ammer-Loisach e.V., der Forstverwaltung, des Ökologischen Jagdverbandes und des BUND Naturschutz sprechen sich hingegen für einen klaren Vorrang des Ökosystems Wald vor einer Überhege einer einzelner Tierart aus: für einen Wald, in dem das Wild seinen Platz behält, aber nicht in so hoher Zahl vorkommen darf, dass es die Waldverjüngung verhindert. Im Jagdgesetz ist festgeschrieben, dass die Bejagung insbesondere die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen soll (Art. 1 Abs. 2 Nr. 3 BayJG), d.h. ohne Zaun. Das gesamte Waldökosystem mit seiner vielen tausend Tier-, Pflanzen- und Pilzarten muss klar Vorrang haben vor einer völlig einseitigen Förderung trophäentragender Schalenwildarten mit haustierartigen Haltungsmethoden. "Wir haben vor dieser existentiellen Krise des Bergwaldes kein Verständnis dafür, wenn sich einige Tierschützer und Naturschützer vor den Karren ewig gestriger Jäger spannen lassen und gegen die Anpassung überhöhter Wildbestände zu Felde ziehen", so Hans Kornprobst, Sprecher der BN Arbeitskreises Wald. "Wer so handelt, gefährdet den Bergwald und das Allgemeinwohl". Zu hohe Wildbestände - massive ökologische und ökonomische Schäden Die Zusammenhänge zwischen dem schlechten Zustand des Berg- bzw. des Schutzwaldes und den hohen Wildbeständen sowie den daraus resultierenden immensen Verbissschäden sind bekannt. Die Schalenwildbestände bewegen sich in Bayern und Deutschland nicht auf den Abgrund zu, sondern bewegen sich auf konstantem Niveau oder erreichen sogar Rekordniveau. Dies lässt sich einfach aus den Abschusszahlen ablesen, die einbrechen müssten, wenn eine Tierart massiv zurückginge. Dies ist aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Beim Rotwild steigen die Abschusszahlen seit 1997 stetig, von damals 8.500 pro Jahr auf heute fast 12.500 (Jagdjahr 2012/13). Bei Rehwild sind die Abschüsse von 256.000 Anfang der 90er auf aktuell über 300.000 gestiegen. Und auch die Gams steht nicht vor dem Abgrund, sondern seit Ende der 90er Jahre pendelt der Abschuss der Gams in Bayern um die 4.000 Stück pro Jahr, seit 2006 stieg er sogar stetig von 3.300 auf ca. 4.500 Stück pro Jahr, was nur bei entsprechend hohen Wildständen möglich ist. Die überhöhten Wildbestände führen im Bergwald dazu, dass dort die Verbissbelastung seit etwa 2000 auf hohem Niveau stagniert, während sie außerhalb des Gebirges zurückgeht. Forderungen des BN: In Anbetracht des Klimawandels ist es allerhöchste Zeit die gravierenden Defizite im Gebirgswald abzustellen:
Hintergrundinformation - Patient Schutzwald siecht dahin: teure Therapie weitgehend wirkungslos! Von den 250.000 Hektar an Bergwäldern in Bayern sind wegen ihrer besonderen Schutzfunktionen 150.000 Hektar nach dem Bayerischen Waldgesetz als Schutzwald ausgewiesen. Der schlechte Zustand vieler Schutzwälder führte bereits 1986 zu einem Schutzwaldsanierungsprogramm, um die Funktionsfähigkeit der labilen Schutzwälder zu verbessern. Aufgrund der großen Bedeutung für das Gemeinwohl hat der Bayerische Landtag bereits mehrfach klare Beschlüsse dazu gefasst. Erhebliche Flächen sind allerdings auch heute noch in einem äußerst besorgniserregenden Zustand, so dass sie mit hohem Aufwand saniert werden müssen. Etwa 12.500 Hektar an Schutzwäldern sind so funktionsgestört, dass sie durch spezielle Pflanzungen sowie Gleitschnee- und Lawinenverbauungen saniert werden müssen. Pro Hektar Sanierungsfläche kann dies von einigen 10.000 € für eine Anpflanzung bis hin zu 500.000 € für eine Lawinenverbauung reichen. Bislang wurde für die Schutzwaldsanierung rund 75 Mio. € ausgegeben. Dafür wurden ca. 12 Mio. Bäumchen gepflanzt und auf ca. 114 Hektar temporäre Verbauungen errichtet. Nach Auskunft des Forstministeriums ergaben die Kontrollen der Schutzwaldsanierungsflächen im Staatswald, dass nur 7 % von den im Jahr 2009 begutachteten 257 Schutzwaldsanierungsflächen in einem gutem Zustand sind, im Jahr 2010 waren es sogar nur 3 % von 199 geprüften Flächen. Zwar wird 2009 für 35 % und 2010 für 33 % der Flächen ein "zufriedenstellender" Zustand konstatiert, aber dies bedeutet bereits eine deutliche Abwertung, weil dann einzelne Baumarten durch Verbiss gefährdet sind, fehlen können oder kritische Schäden aufweisen. Auch wenn sich die Schutzwaldsanierungssektionen sehr engagieren, bleibt der Erfolg doch vielfach bescheiden, weil ein zentrales Problem, von wenigen Fällen ausgenommen, bis heute nicht konsequent gelöst wurde: überhöhte Schalenwildbestände aus Gams, Hirsch und Reh verbeißen die mit Millionenaufwand eingebrachten und geschützten Pflanzen.
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