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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 09.09.2013
Quinoa
Das neue Gold aus Südamerika
Quinoa boomt. Das getreideähnliche Korn (Chenopodium quinoa) ist nicht nur Liebling bei Veganern, sondern mittlerweile schwer in Mode bei gesundheitsbewußten Verbrauchern. Neben den traditionellen Anbauländern wie Peru, Bolivien und Ecuador wittern seit einiger Zeit auch andere Staaten das große Geschäft. Sie bauen Quinoa im großen Stil an, verdrängen gängige Produkte von ihren Anbauflächen und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht. In Ecuador versucht man, in einem Pilotprojekt mit deutscher Beteiligung, eine sanfte Anbaumethode umzusetzen, die respektvoll für Natur und Mensch ist.

Die gesundheitlichen Vorteile von Quinoa haben sich weltweit rumgesprochen. Diätassistenten referieren mit Vorliebe über fettarmes, glutenfreies Quinoa, das mit einem Gehalt zwischen 14-18% einen hohen Anteil an pflanzlichen Proteinen hat und als nahrhafter Ersatz für Fleisch dient. Nebenbei enthält es noch als einzige Nährpflanze alle zehn notwendigen Aminosäuren. Sein Kalorienwert ist größer als bei Eiern oder Milch. Es hat die Vitamine E und B2 und enthält mehr Mineralien, wie z.B. Kalzium, Phosphor, Kalium und Magnesium, als anderes Getreide. Neuste Forschungen zeigen, dass Quinoa sogenannte Phytoöstrogene enthält, denen man nachsagt, sie verringern das Risiko auf Osteoporose, Arteriosklerose und Brustkrebs. Das sind Argumente, die überzeugen und das Kaufverhalten extrem verändern.

Große Hoffnung auf Quinoa setzt auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen und erklärte 2013 zum "Internationalen Jahr der Quinoa". Ein Zeichen, das dem Anbau der Pflanze einen Schub geben soll, um damit den Welthunger zu verringern. Die Nachfrage nach Quinoa ist in den letzten zehn Jahren dermaßen gestiegen, dass sich die Preise auf dem Weltmarkt von 2006 bis 2011 (eine Tonne kostete rund 2400 Euro) verdreifacht haben. Auch in den Produktionsländern selber ist der Preis in die Höhe geschossen. So kostete in Peru vor eineinhalb Jahren 1Kg Quinoa noch 8 SOL (2,24 Euro), heute sind es 12 SOL (3,23 Euro). Folge der imensen globalen Nachfrage ist allerdings auch, dass die örtliche, arme Bevölkerung in Peru und Bolivien sich nun kaum noch selber ihr traditionelles Nahrungsmittel leisten kann.Die Topproduzenten von Quinoa, wie Peru und Boliven erhöhen jährlich ihre Anbauflächen und die Ertragsmengen. Waren es in den 80ern noch 36.000 Hektar, gab es 2000 schon 67.000 Hektar Anbaufläche. Allein in Peru werden zur Zeit auf rund 35.000ha jährlich 45.000Tonnen geerntet.

Der Anbau ist bis in Höhen von 4.000 Metern verhältnismäßig einfach, die Pflanze benötigt so gut wie keinen Dünger, ist kaum anfällig für Schädlinge und stellt geringe Ansprüche an Boden und Wasser. Diese günstigen Bedingungen reizen auch andere Länder, die nicht in den Anden liegen und nie einen Bezug zum "Inkareis" hatten, am großen Reibach teilzuhaben. Es gibt nun riesige Quinoa-Farmen in Colorado Rocky Mountains, genauso wie in Kanada, Australien, China, Indien und Paraguay.

So wie es vor Jahren Mode war, in großem Stil Raps und Soja anzubauen, werden nun riesige Flächen mit Quinoa verheizt. Das bedeutet auch Erosion, Artenverlust und alle ökologischen Nachteile, die eine Monokultur mit sich bringt. In Peru und Bolivien verdrängen diese Monokulturen die traditionellen Anbaumethoden, die Mischkulturen, Rotation und natürliche Düngung.
In dem kleinen Andenland Ecuador geht man einen anderen Weg und hat sich auf den Nischenmarkt mit organischem Quinoa spezialisiert. Das Land hat eine verhältnismäßig geringe Produktion, 2010 wurden auf 1.960 Hektar rund 2.200 Tonnen erwirtschaftet. Die Durchschnittsgröße einer Farm liegt zwischen 1 und 5 Hektar, wobei davon nur 0,25 bis 0,5 Hektar für Quinoa genutzt werden. Größte Quinoa-Firma im Land ist INAGROFA, die auch mit Kleinproduzenten arbeitet. Hier setzt man ganz bewußt auf kleine Flächen mit organischem und integralem Anbau, mit einem Mix von unterschiedlichen Produkten auf den Feldern, wie Weizen, Mais, oder bis zu 20 verschiedenen Kartoffelarten.

Zudem soll Quinoa nicht die einzige Einnahmequelle für die Familien sein, sondern ein gutes Zusatzeinkommen garantieren. Ricardo Tulmo ist Leiter einer kleinen Gemeinde in der Provinz Cotopaxi, in der sich die rund 500 Familien erst vor zwei Jahren dem kommerziellen Quinoa-Anbau gewidmet haben. Tulmo sagt: "Für uns war ausschlaggebend, dass Quinoa einfach zu kultivieren ist, wir keinen chemischen Dünger brauchen,so wie bei Kartoffeln, und der höhere Preis, den wir von INAGROFA bekommen."Esther Tulmo ist 55 jahre alt, hat fünf Kinder und ist glücklich über die neue Perspektive, die ihr Quinoa bietet: "Wir haben weniger Kosten, weniger Arbeit und hoffen, dass wir eine gute Ernte erzielen werden. Außerdem müssen wir nicht auf den weit entfernten Markt gehen, sondern der Quinoa wird direkt hier abgeholt.

"Die Idee in dieser Zone Quinoa professionell anzubauen, entstand durch eine Partnerschaft, die INAGROFA mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH eingegangen ist, im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Für Marco Tipantisa, Berater bei der GIZ, ist es wichtig, dass "wir hier eine respektvolle und sanfte Kultivierung unterstützen, um die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette Quinoa zu stärken. Wir achten darauf, dass unter sozialen und umweltfreundlichen Standards gearbeitet wird." Die Techniker der GIZ beraten die Firma und die Kleinproduzenten in der Verbesserung ihrer Produktionstechniken, Ernte, Nachernte, Verkauf und Zugang zu internationalen Märkten. Für die Familien in der Provinz Cotopaxi bedeutet dies nicht nur ein gutes Zusatzeinkommen, sondern auch eine gesunde Ernährung.


INFO:
Das Korn der Inka soll bereits vor 7.000 Jahren in der Andenregion angebaut worden sein. Sechs Staaten produzieren Quinoa inzwischen kommerziell, in 70 Ländern laufen Versuche, das hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren, darunter Frankreich, England, Schweden oder Kenia.

Das Quinoa-Projekt ist eine public-private Partnership (PPP) oder auch öffentlich -rechtliche Partnerschaft zwischen INAGROFA und der GIZ in Ecuador. Es hat zum Ziel innerhalb der Wertschöpfungskette Quinoa soziale und umweltfreundliche Standards zu entwickeln. Das Projekt begann im Juni 2012 und wird im Oktober 2013 enden.



Quinoa-Feld neben anderen Anbauprodukten
Foto: © Oliver Hölcke



Reifer Quinoa
Foto: © Oliver Hölcke



Ricardo Tulmo in einem Quinoa-Feld Foto: © Oliver Hölcke



Foto: © Oliver Hölcke




Foto: © Oliver Hölcke




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