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Der Konflikt um die GVO-Versuche in der Genbank Gatersleben hat auch organisatorische Strukturfehler bei den deutschen Genbanken offenbart: Die Genbanken sind organisatorisch keine eigenständigen Institutionen, sondern wurden vor Jahren dem Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) unterstellt, das sich als Forschungs-€ und Züchtungseinrichtung versteht und neben konventioneller Züchtung teils selbst (oder in Verbindung mit privaten Firmen) Gentechnik-Versuche durchführt. Das IPK selbst führte in direkter Nachbarschaft der Genbank-Bestände GVO-Versuche durch, ohne dass die Leitungen der jeweiligen Genbanken rechtlich gegen solche Bedrohungen der von ihnen gehüteten Pflanzenbestände hätten vorgehen können. Der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. hält es für unbedingt erforderlich, dass die Genbanken einen rechtlich eigenständigen Status erhalten. Auch bei der Ex-situ-Erhaltungsarbeit im Bereich Obstsortenvielfalt in Deutschland sieht der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt erhebliche Defizite. So hat es in den letzten 20 Jahren eine erhebliche Erosion bei Obstsorten-Sammlungen öffentlich-rechtlicher Einrichtungen gegeben. Zahlreiche, unter der Hoheit der einzelnen Bundesländer stehende Pflanzensammlungen wurden aufgrund von Mittelkürzungen gerodet. Die Gründung der 'Deutschen Genbank Obst' als Netzwerk einiger noch vorhandener öffentlicher und privater Einrichtungen sei zwar zu begrüßen, bleibe aber unverbindlich, solange keine Bundesmittel zur Verfügung gestellt werden und der Bund die konkrete Finanzierung den Ländern überlasse und sogar eigene Pflanzensammlungen - wie den Standort des Bundessortenamtes in Marquardt bei Potsdam - ganz aufzugeben beabsichtige. Hier müsse die Bundesregierung die direkte Zuständigkeit an sich ziehen und auch finanzielle Verantwortung übernehmen, fordert der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. Auch bei der Ex-situ-Erhaltung bei Rebsorten könne in Deutschland keineswegs von einer wirksamen Sicherung genetischer Ressourcen gesprochen werden, so Hans-Joachim Bannier vom Dachverband Kulturpflanzenvielfalt e.V. Hier seien höhere Stückzahlen, mehrere Standorte sowie Maßnahmen zur Sicherung der Virusfreiheit der historischen Rebsorten vonnöten. Von der Bundesanstalt Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sei zwar ein Auftrag zur Erfassung genetischer Ressourcen in Deutschland vergeben worden. Viele der im Rahmen dieses Auftrags formulierten Empfehlungen zur wirksamen Erhaltung der Rebsortenvielfalt würden jedoch nicht umgesetzt und der Bericht selbst werde bis heute unter Verschluss gehalten. Der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt verweist in diesem Zusammenhang auf seine ausführliche Stellungnahme vom 17.4.2012 zum 'Nationalen Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen' der Bundesregierung vom 6.3.2012 ( Download ). Den internationalen Tag der Biologischen Vielfalt nimmt der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. ebenfalls zum Anlass, auf erhebliche Mängel in den Reformplänen zum europäischen Saatgutrecht hinzuweisen. Die geplanten Regelungen dürfen nicht zu Lasten der Marktzulassung von Sorten für den Ökolandbau gehen. Vielfalts-Sorten und bäuerliches Saatgut müssen ohne Verwaltungsauflagen angebaut, getauscht und verkauft werden dürfen, so Susanne Gura. Die Hybridsorten der chemischen Industrie, die heute schon mehr als die Hälfte des kommerziellen Saatguts ausmachten, seien in der Regel auf Massenertrag und Chemie-Einsatz ausgerichtet; dies gehe allzu oft auf Kosten von Umwelt, Gesundheit und Geschmack. Der Dachverband fordert außerdem, dass für Verbraucher klar erkennbar sein müsse, wenn Saatgut nicht vermehrbar, mit biotechnologischen Verfahren gezüchtet oder mit Geistigen Eigentumsrechten belegt sei. Nur so können Verbraucher, Landwirte und Hobbygärtner frei wählen.
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