Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 25.03.2013
Ökolandbau und Ökomarkt auf dem Lehrplan der Berufsschulen?
Ein deutsch-polnischer Vergleich
Dresden - "Bei uns in Niederschlesien gibt es nur wenige Berufschulen für Agrarwirtschaft. Sehr beliebt sind allerdings Gastronomie und Gastgewerbe aufgrund der touristisch gut erschlossenen Gegend", beginnt die Ökolandbau-Beraterin Urszula Bogusiewicz vom Beratungszentrum DODR ihre Präsentation "Ökolandbau und Ökomarkt in Niederschlesien". Durch tiefsten Schnee und Eis hatten sich die interessierten Ausbildungsvertreter gekämpft, um im Schloss auf dem Hügel von Biedrzychowice, das früher eine Agrar- und jetzt die Gastronomie-Mittelschule ZSP Biedrzychowice beherbergt, zusammenzukommen.

24 Teilnehmer aus Sachsen und dem polnischen Niederschlesien- Lehrkräfte des Pflanzenbaus und Tierhaltung, der Gastronomie, aber auch private Bildungsanbieter und Bio-Bauern mit Demonstrationsbetrieb oder dem Vorhaben, den Betrieb zu Lehrzwecken auszubauen, begaben sich mithilfe einer professionellen Dolmetscherin in regen Austausch. "Es wird immer wichtiger, dass die Auszubildenden auch verstehen, auf welche Weise ihr Essen hergestellt wird", lässt ein Gastronomie-Berufsschullehrer aus Sachsen als Grund für sein Kommen vernehmen.

Neben einem "Crash-Kurs" in Prinzipien, Geschichte und gesellschaftlichen Mehrwert des Ökolandbaus (vorgetragen durch Ute Baumbach vom Bio-Anbauverband Gäa e.V.) werden die Teilnehmer über den Stand und die wirtschaftliche Bedeutung des ökologischen Sektors in ihren Regionen Sachsen und Niederschlesien informiert. "Der polnische Bio-Lebensmittelsektor kann sich im Umsatz mit Bio-Produkten vielleicht nicht mit dem europäischen Marktführer Deutschland messen, steht aber im Vergleich mit seinen östlichen und südlichen Nachbarländern gar nicht schlecht da", erläutert Inka Sachse von Leadpartner EkoConnect e.V. die Situation. "

Auch kann Deutschland seinen Bedarf an Bio-Rohstoffen selbst nicht decken. Da lohnt es sich schon, in gute Ausbildung für den Sektor zu investieren- auch für die Nachbarländer". In zweisprachigen Arbeitsgruppen, die von der Tübinger Studentin der Erwachsenenbildung Lilian Beck geleitet wurden, ging es anschließend um die lebendige Vermittlung der Lehrinhalte. Hierzu lagen auf deutsch und polnisch passende Lehrmaterialien bereit. Hier, in der Diskussion mit den Kollegen jenseits der Neiße, stellten sich die größten Unterschiede in Herangehensweise und Methoden heraus. Zum Unterrichtsthema "Marketing" etwa: "Für viele jungen Leute in Niederschlesien ist das Berufsbild Landwirt unattraktiv, sie möchten lieber ins Hotelgewerbe und in die Städte", fasst der Vertreter eines polnischen Bildungsvereins die Situation zusammen. "Wo keine Produktion ist, kann man auch keine Produkte vermarkten. Daher sollten wir beim Marketing für die Ausbildung anfangen".

Dazu entgegnet eine sächsische Berufsschullehrerin: "Die Werbung für das "Berufsbild Landwirt" beginnt bei uns schon in den Mittelschulen, indem der Bauernverband die Klassen besucht und wir als Berufsschule auch schon mal einen Informationstag anbieten". Auch führe die Heimatverbundenheit gerade der jungen Menschen in den Gebirgsregionen dazu, dass sie gerne die regionalen Berufsschulen besuchten, um dann als Landwirt/in in derselben Region eine Stelle zu bekommen.

Als Marketing-Experten entpuppten sich die geladenen Bio-Landwirte Herr Roland Ruschil vom Bio-Demonstrationsbetrieb "Kowalowe Skaly" und Frau Bozena Sokolowska vom Bio-Ziegenbetrieb "Kozia Laka". Sie präsentierten den Gästen bildhafte Eindrücke ihrer Tiere und Betriebe und beantworteten Fachfragen zu ihrer landwirtschaftlichen und pädagogischen Arbeit. Die schmackhaften Produkte konnten gleich im Anschluss verkostet werden- ein hervorragendes Beispiel der Vermarktung- nicht nur für die Produkte.

Gemeinsam hatten die polnischen und deutschen Kollegen die Herausforderungen, in relativ kurzer Zeit komplexe Lehrinhalte zu vermitteln und ein reges Interesse an einem weiteren Austausch dies- und jenseits der Grenze. Während der ökologische Landbau noch nicht im Lehrplan in Polen verankert ist, ist er in Sachsen bereits vorgesehen- doch auch dort werden ihm wenige Lehreinheiten zugestanden, die mit möglichst interessantem und informativem Stoff zu füllen sind. Zufrieden verließen die Ausbildungsvertreter das Treffen, doch das Bedürfnis nach mehr grenzübergreifendem Austausch nahmen sie mit.

Das durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung geförderte Projekt "Ökologisch Handeln" wird durch Leadpartner EkoConnect e.V. in Dresden, den Bio-Anbauverband Gäa in Dresden und das Selbstverwaltungszentrum Pogranicze in Luban organisiert und unterstützt alle Akteure des ökologischen Landbaus und der Vermarktung dies- und jenseits der Grenze in Sachsen und Niederschlesien.

Neuigkeiten und Termine gibt es unter www.ekoconnect.org.


Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.