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Presse-Stelle:  BUND Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V., D-10179 Berlin
Rubrik:Naturschutz    Datum: 07.09.2000
BUND: Zwiespältige Bilanz nach 10 Jahren deutsch-deutscher Umweltunion
Trittin muss Naturschutzprojekt Deutsche Einheit jetzt durchsetzen
Pressemitteilung vom 7. September 2000 / pm 77

Berlin, 7.9.2000: Nach zehn Jahren deutsch-deutscher Umweltunion zieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich einer Reise seines Vorstands in die Neuen Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gemischte Bilanz der ökologischen Lage in Ostdeutschland. Im Gegensatz zu früher sei der größte Teil Ostdeutschlands heute kein ökologisches Krisengebiet mehr, jedoch seien auch im Umweltbereich eine Reihe von Fehlern der alten Bundesrepublik wiederholt worden.

Dr. Angelika Zahrnt, BUND-Bundesvorsitzende: "Die neuen Länder haben heute annähernd die gleichen Umweltprobleme wie sie im Gebiet der früheren Bundesrepublik auftreten. Großräumig werden Flächen asphaltiert und Landschaften zersiedelt. Der Straßenverkehr bringt zunehmend Lärm, Abgase und gesundheitliche Belastungen. Der Ressourcenverbrauch ist weiterhin zu hoch, mehr Verpackungsabfälle und große Mengen Sondermüll sind die Folge. Zehn Jahre nach der deutschen Einheit ist die Frage aktueller denn je, ob sich die Gesellschaft weiterhin ohne Rücksicht auf nachfolgende Generationen in Richtung eines ungebremsten Wachstums entwickeln will oder endlich den Weg zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen Wirtschaftsmodell einschlägt."

Zu den negativen Entwicklungen gehört nach BUND-Auffassung u.a. auch der Rückgang der Fernwärmeversorgung in den Neuen Ländern. BUND-Vorstandsmitglied Ralf-Uwe Beck: "Eine Reihe von ostdeutschen Städten wurde früher bis zur Hälfte mit Fernwärme versorgt. Das wäre eine hervorragende Voraussetzung für den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung gewesen. Die Übernahme der westdeutschen Struktur der Energiewirtschaft hat dies jedoch verhindert. Ein anderes Beispiel ist die Abschaffung von Sero, dem europaweit vorbildlichen System zur Erfassung und Trennung von Wertstoffen. Die in der DDR erreichte 100%-ige Mehrwegquote bei Glasflaschen ist heute unvorstellbar."
Ebenfalls negativ bewertet der BUND die Abnahme der Gütertransporte auf der Schiene um zwei Drittel und der Personenbeförderung per Bahn um mehr als die Hälfte.

Der BUND sieht in den neuen Ländern auch eine Reihe positiver Entwicklungen. Vor allem der Rückgang der Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden sind Erfolge für Mensch und Umwelt. So wurde in den Neuen Ländern die Menge der Luftschadstoffe annähernd halbiert, die Emission von Schwermetallen in die Flüsse ging um rund 80 Prozent zurück. Die Beendigung des Uranabbaus und die Stilllegung der Atomkraftwerke im Osten Deutschlands sind nach BUND-Auffassung Schritte zu einer neuen Energiepolitik. Besonders positiv in der Umweltbilanz der deutschen Einheit bewertet der BUND die Ausweisung großer Nationalparke und die Einrichtung von Biosphärenreservaten.

Sebastian Schönauer, stellvertretender Bundesvorsitzender des BUND: "Leider blieb es beim Naturschutz bei diesen Anfängen. Eine Ernst zu nehmende Naturschutzpolitik hat sich im vereinten Deutschland daraus nicht entwickelt. Auch unter der jetzigen Regierung ist hier kein Durchbruch in Sicht, obwohl der rot-grüne Koalitionsvertrag die Verwirklichung von Naturschutzprojekten und die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes vorsieht. Der BUND hat dafür bereits vor Monaten einen Gesetzentwurf vorgelegt, auf den Regierungsentwurf warten wir noch immer."

Der BUND fordert Bundesumweltminister Trittin auf, die überfällige Gesetzesnovelle jetzt vorzulegen und öffentlich zu diskutieren, um mehr Akzeptanz für den Schutz der Natur in Deutschland zu erreichen.

Zahrnt: "Zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit muss vom Bundesumweltminister ein deutliches Signal für das Naturschutzprojekt Deutsche Einheit ausgehen. Die Naturgebiete im früheren innerdeutschen Grenzgebiet - dem Grünen Band - müssen endlich geschützt werden. Die bundeseigenen Flächen müssen dem Naturschutz kostenlos zur Verfügung gestellt und die notwendigen Mittel für die Sicherung des Grünen Bandes bereitgestellt werden."

Weitere Informationen bei: BUND-Pressestelle: Rüdiger Rosenthal / Tel. 030-27586-425 (Fax. 030-27586-449), e-Mail: presse@bund.net; Presse-Archiv: www.bund.net/aktuell



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