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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 30.09.2012
Mit Luftaufnahmen gegen Energieverschwendung
Die Stadt Bocholt hat mithilfe eines Flugzeugs schlecht gedämmte Dächer ausfindig gemacht.
"Sensationell", "super erfolgreich" - die Verantwortlichen im Bocholter Rathaus sind von den vielen positiven Reaktionen der Bevölkerung auf die Thermal-Luftaufnahmen immer noch begeistert. Im Februar hatten sie in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Borken mit einer Wärmebildkamera Luftaufnahmen aller Gebäude im Stadtgebiet machen lassen. Die Auswertung der Thermalbilder zeigte, dass eine ganze Reihe von Dächern in Bocholt Auffälligkeiten aufweisen, deren Ursache eine schlechte Dämmung sein könnte. Dadurch wird nicht nur viel Energie verschwendet, sondern auch unnötig klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet.

"Wir hatten überlegt, alle Bilder ins Internet zu stellen, haben uns aber aus Datenschutzgründen dagegen entschieden", sagt Angela Theurich, Leiterin des Umweltreferats der Stadt Bocholt. Stattdessen wurden die Karten genau analysiert und die Besitzer von auffälligen Häusern persönlich angeschrieben. Rund 700 Briefe verschickte die Stadt, in denen sie die Hausbesitzer auf die Ergebnisse der Thermalbilder hinwies und auf Beratungs- und Fördermöglichkeiten verwies. Außerdem lud sie zu mehreren Infoveranstaltungen ein, die allesamt sehr gut besucht waren.

"Die Rückmeldung auf die Bilder war extrem positiv, die Aktion ist von den Bürgern sehr gut angenommen worden", sagt Theurich. Anders als in Broschüren mit allgemeinen Informationen können die Besitzer nun genau sehen, welche Schwachstellen es in der Dämmung ihres Hausdachs gibt. Beim Betrachten erkennen die Hausbesitzer meist sehr schnell, wo die Ursachen lagen - etwa in Betonbalkons oder ungedämmten Treppenaufgängen. "Einige hat das so motiviert, dass sie neben dem Dach nun auch den Rest ihres Hauses prüfen lassen", sagt Theurich erfreut.

Auf Wunsch kann jeder Hausbesitzer in Bocholt die Ergebnisse für sein Haus einsehen - kostenlos. Rund 20.000 Euro hat die in Deutschland bisher einzigartige Aktion gekostet, die Finanzierung erfolgte zu 100 Prozent über die Fördermittel der NRW-Klimakommune, denn 2009 wurde Bocholt als "NRW-Klimakommune der Zukunft" ausgezeichnet. Dass sich die Aktion auch für Kommunen lohnt, die nicht gefördert werden, kann Angela Theurich nur bestätigen: "Ist erst einmal das Interesse geweckt, ist die Bereitschaft, die eigene Immobilie zu verbessern, viel höher."

Die gezielte Ansprache von Eigentümern auffälliger Immobilien hat in Bocholt dazu geführt, dass deutlich mehr Anträge für Mittel aus dem städtischen Förderprogramm "Altbau Optimal" eingegangen sind als in den vergangenen Jahren: Von Januar bis Juni 2012 waren es bereits über 40.

"Ein vorbildliches Projekt, dessen Erfolg den Verantwortlichen Recht gibt", sagt auch Gerd Marx, Leiter der Kommunalberatung bei der EnergieAgentur.NRW. Aus seiner Sicht können auch andere Kommunen von dieser Idee profitieren.

Einen passenden Anbieter zu finden, der die Thermalbilder aus der Luft macht, war laut Theurich nicht schwierig.

"Unser Fachbereich Liegenschaften hat Kontakt zu Firmen aufgenommen, die sogenannte klassische Bildflüge durchführen und nach der Realisierbarkeit einer Befliegung mit Wärmebildkamera befragt. Drei Firmen haben geantwortet. Die für die Erstellung von herkömmlichen Luftbildern erforderliche Kamera wurde dann gegen eine leistungsstarke Infrarot-Kamera ausgetauscht." Wichtig sei es jedoch, dass die Aufnahmen im Winter und bei Nacht gemacht werden.

"Man sollte bis 1 oder 2 Uhr nachts warten, denn wenn tagsüber die Sonne scheint, kann sich auch im Winter ein Dach oder eine Wand aufwärmen und noch mehrere Stunden später Wärme abstrahlen. Dadurch können die Aufnahmen verfälscht werden."

Noch einen weiteren Tipp hat Theurich für andere Kommunen: "Es macht wenig Sinn, Infrarotbilder anfertigen zu lassen und sie anschließend einfach nur zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist, dass jemand da ist, der die Fotos erklären kann und Hinweise auf Förderangebote und Folgeleistungen gibt. Sonst verpufft das Ergebnis schnell wieder."

Quelle: EnergieAgentur.NRW 2012


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