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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 04.09.2012
Isländer verurteilen Walfleischkonsum der Touristen
Die deutsche Delfin- und Walschutzorganisation ProWal besuchte dieses Jahr zum zweiten Mal Island und kam zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Radolfzell/Reykjavik - Blutrünstig und auf eine alte Tradition pochend, so hat die Öffentlichkeit die Isländer viele Jahrzehnte wahrgenommen, wenn über den Walfang des Inselstaates im Atlantik berichtet wurde. Vieles hat sich geändert und die Wirklichkeit sieht heute ganz anders aus.

Postkarten, die ProWal in Island an Touristen verteilte, um auf die gesundheitlichen Gefahren für den Menschen durch den Walfleischkonsum hinzuweisen.
Foto: © ProWal
Andreas Morlok von ProWal: "Wir haben uns mit vielen Einheimischen und Geschäftsleuten unterhalten. Fast alle lehnen den heutigen Walfang in ihrem eigenen Land ab. Das Abschlachten der Wale ist ihnen gar ein Dorn im Auge, denn nur wenige Walfangunternehmen, einige Supermarktketten und ein paar Dutzend Restaurants profitieren von ihm. Den Imageschaden durch den Walfang hingegen haben alle zu tragen und einige Firmen fürchten gar um ihre Existenz, wenn der Walfang fortgesetzt wird. Der Konsum von Walfleisch ist bei den Isländern selbst schon seit Jahren rückläufig. Nur noch wenige Isländer essen überhaupt noch Walfleisch. Den Hauptteil des Fleisches der Zwergwale essen Touristen. Viele Isländer verurteilen dies und schimpfen gar lautstark darüber. Eine Firma, die Walbeobachtungstouren in der isländischen Hauptstadt Reykjavik anbietet, ist ziemlich erbost über das Interesse vieler Touristen, einmal in ihrem Leben Walfleisch auszuprobieren. Würden die Touristen kein Walfleisch mehr essen, der Markt dafür würde wohl innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen."

In Island werden Zwerg- und Finnwale gejagt. Finnwale, deren Art als bedroht eingestuft ist, werden nur für den Export nach Japan gefangen. Dieses Jahr bestellten die Japaner jedoch kein Finnwalfleisch, weil sie selbst auf einem Berg von mehreren Tausend Tonnen tiefgekühltem Walfleisch sitzen, für den es kaum Abnehmer gibt und sie auch nach der Tsunami-Katastrophe kein Geld für weitere Zukäufe haben. Die beiden Walfangschiffe des Unternehmens "Hvlur" liegen im Moment im Hafen von Reykjavik und werden betriebsbereit gehalten. Das Walfangunternehmen hofft auf zukünftige Bestellungen aus Japan. Zwergwale hingegen werden in Island ausschließlich für den heimischen Markt gejagt. Während in manchen Supermarktregalen nur wenig Walfleisch zu finden ist, reihen sich in Reykjavik viele Restaurants aneinander, die das Fleisch der Zwergwale roh als Sushi oder als gegrilltes Steak anbieten.

Andreas Morlok: "Vor ein paar Tagen war die Situation in Reykjavik völlig absurd. Die Saison für die Zwergwaljagd vor der eigenen Küste hat begonnen. Während die Touristen auf den Walbeobachtungsbooten in dem Gebiet vor dem Hafen in Reykjavik überhaupt keine großen Wale, sondern nur einzelne Delfine zu sehen bekamen und darüber auch sehr enttäuscht waren, schlachtete nur ein paar Kilometer weiter ein Walfangunternehmen die Zwergwale ab. Das Walfangboot "Hafsteinn", welches normalerweise im Hafen von Hafnafjördur liegt, war tagelang dort nicht mehr zu sehen. Mehrere Walbeobachtungsunternehmen fürchten nun um ihre Kunden und wenn die Touristen noch mehr Walfleisch essen, gar um ihre Existenz, wenn sie den Gästen an Bord keine lebenden Wale mehr im Meer zeigen können."

Von angeblichen Barbaren im Norden, die blutrünstig die Wale abschlachten, nur um ihre Tradition zu bewahren, möchte ProWal nichts wissen und bricht gar eine Lanze für die Isländer.

Andreas Morlok: "Die Isländer sind heute ein sehr delfin- und walfreundliches Volk. Es gibt mehrere Forschungsprojekte, die von ausländischen und einheimischen Wissenschaftlern gemeinsam betrieben werden. Alles über die 26 Delfinarten, die sich in isländischen Gewässern aufhalten, wird mit nichttödlichen Methoden untersucht. Große Forschungsschiffe, die wissenschaftliche Untersuchungen über Wale und Delfine betreiben, liegen im Hafen von Reykjavik oder vor der Küste vor Anker.

Ende Juli drohte eine große Grindwalschule mit etwa 200 - 300 Tieren bei der isländischen Stadt Akranes zu stranden. Ein Massensterben wurde befürchtet, da das Leittier schon fast gestrandet war. Viele Isländer an Land und viele Boote beteiligten sich an einer sofort eingeleiteten Rettungsaktion und es gelang ihnen, alle Tiere wieder aufs offene Meer zurückzutreiben. Alle Tiere konnten gerettet werden und die Freude darüber war bei allen Einheimischen riesengroß."

ProWal startete in Island eine Aufklärungskampagne, welche nun jedes Jahr fortgesetzt werden soll. Mitglieder der Organisation verteilten Informationsbroschüren an die Touristen.

Monika Laubach von ProWal: "Den meisten Touristen ist gar nicht bekannt, welchen Giftcocktail sie eigentlich mit dem Essen von Walfleisch zu sich nehmen. Die Wale sammeln im Laufe ihres Lebens in ihren Geweben hohe Konzentrationen an Quecksilber, PCB (Polychlorierte Biphenyle), Kadmium, Pestizide, wie Dieldrin und andere Chemikalien an. Das Walfleisch ist hundertmal höher belastet, als die meisten Fischarten. Die Internationale Walfangkommission (IWC) und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) raten vom Verzehr von Walprodukten eindringlich ab, da Grenzwerte weit überschritten werden. Die Folgen von Walfleischkonsum können beträchtlich sein. Erhebliche Lernentwicklungsverzögerung, Gedächtnisstörungen, Immunschwächen, Störungen der Motorik und des zentralen Nervensystems, erhöhtes Parkinson-Risiko, Arteriosklerose, Bluthochdruck, erhöhtes Risiko für Insulinmangel und Altersdiabetes. Zudem wird die Samenqualität bei Männern durch Methyl-Quecksilber und PCB stark beeinträchtigt. Polychlorierte Biphenyle (PCBs) und DDTs (Dichloro-Diphenyl-Trichlorethan-Verbindungen) gelten zudem auch als krebserregend. Warum selbst Japan kein Interesse an diesem Giftcocktail aus Island hat und kein Zwergwalfleisch importiert, ist nicht verwunderlich. Weshalb die isländische Regierung ihre Gäste und ihre eigene Bevölkerung nicht vor diesen Giften schützt und nicht einmal vor den möglichen Folgen durch den Konsum von Walfleisch warnt, ist rätselhaft. Vermutlich möchte die Regierung mit dem Walfang einen kleinen Trumpf als Druckmittel bei ihren Beitrittsverhandlungen mit der EU, in dem der Walfang verboten ist, im Ärmel behalten. Ansonsten hat die Fortsetzung des Walfangs keine berechtigten Gründe mehr, denn er schadet den Isländern und seinen Gästen mehr, als er nutzt."


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